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Das Geheimnis des weißen Bandes

Das Geheimnis des weißen Bandes

Titel: Das Geheimnis des weißen Bandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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schaden kann, genügt ja vollkommen.Wenn Sie nicht wissen, wie man der armen Eliza helfen kann, brauchen Sie wirklich nicht mehr zu bleiben.«
    »Ich glaube, ich kann Ihre Schwägerin retten. Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät.«
    »Wovor wollen Sie Eliza denn retten?«
    »Vor dem Gift.«
    Die junge Frau schrak zusammen. »Sie wird doch gar nicht vergiftet! Das ist doch ganz ausgeschlossen. Darüber waren alle Ärzte sich einig, auch wenn sie nicht wissen, was ihr eigentlich fehlt.«
    »Dann irren sie sich. Darf ich mich setzen? Ich habe Ihnen einiges zu sagen, und ich denke, im Sitzen ist es angenehmer für alle.«
    Die junge Frau starrte ihn wütend an, aber diesmal ergriff ihr Mann die Partei meines Freundes. »Na schön, Mr. Holmes. Lassen Sie hören, was Sie zu sagen haben. Aber eins muss Ihnen klar sein: Wenn ich merke, dass Sie mich zu täuschen versuchen, dann werde ich Sie sofort hinausbitten.«
    »Ich habe gar keinen Grund, Sie zu täuschen, und ich habe auch nicht die Absicht«, erwiderte Holmes. »Ganz im Gegenteil.« Er setzte sich in den Sessel, der am weitesten vom Feuer entfernt war. Ich nahm den Sessel daneben. Mr. und Mrs. Carstairs setzten sich auf das Sofa uns gegenüber. Nach einer kurzen Pause begann er.
    »Sie haben mich in meiner Wohnung aufgesucht, Mr. Carstairs, auf Anraten Ihres Steuerberaters, weil Sie sich von einem Mann bedroht fühlten, den Sie nie kennengelernt hatten. Sie hatten den Eindruck, Ihr Leben sei in Gefahr. Sie waren auf dem Weg in die Oper, irgendetwas von Wagner, wenn ich mich recht entsinne. Aber als Sie mich schließlich verließen, war es schon spät. Ich vermute, Sie haben den Ersten Auftritt verpasst.«
    »Nein. Ich war pünktlich.«
    »Egal. Es gab einige Aspekte Ihrer Geschichte, die ich höchst merkwürdig fand, vor allem das Verhalten Ihres Verfolgers, Keelan O’Donaghue, wenn er es denn war. Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass er Ihnen den ganzen Weg nach London gefolgt war und Ihre Adresse in Wimbledon ausfindig gemacht hatte, um Sie zu töten. Schließlich waren Sie ja zumindest teilweise für den Tod seines Zwillingsbruders Rourke O’Donaghue verantwortlich, und Zwillinge stehen sich oft sehr nahe. Cornelius Stillman, der die Ölgemälde von Ihnen gekauft und die Pinkerton-Agenten bezahlt hatte, die der Flat Cap Gang im Kugelhagel ein blutiges Ende bereitet hatten, war seiner Rache bereits zum Opfer gefallen. Wie war noch mal der Name des Pinkerton-Mannes, der das Unternehmen geleitet hat …«
    »Bill McParland.«
    »Ja, natürlich. Wie ich schon sagte, stehen sich Zwillinge oft sehr nahe, und so wäre es nicht weiter erstaunlich gewesen, wenn Keelan O’Donaghue Ihren Tod gewünscht hätte. Aber warum hat er Sie dann nicht umgebracht? Als er wusste, wo Sie wohnten, warum ist er nicht einfach auf Sie zugegangen und hat Ihnen ein Messer in die Rippen gestoßen? Das jedenfalls hätte ich an seiner Stelle getan. Niemand wusste, dass er in England war. Noch ehe Sie im Leichenschauhaus gelandet wären, hätte er schon an Bord eines Schiffes sein können, das ihn zurück nach Amerika brachte. Stattdessen tat er das genaue Gegenteil. Er stand vor Ihrem Haus und trug dabei die flache Mütze, von der er wusste, dass Sie ihn daran erkennen würden. Schlimmer noch, er zeigte sich erneut, als Sie und Mrs. Carstairs aus dem Savoy kamen. Was glauben Sie, was er im Sinn hatte? Es sieht doch fast so aus, als wollte er, dass Sie zur Polizei gehen und er verhaftet wird.«
    »Er wollte uns Angst machen«, sagte Catherine Carstairs.
    »Aber das kann nicht das Motiv seines dritten Auftritts gewesen sein. Er kam hierher und drückte Ihrem Mann einen Zettel in die Hand. Er bat um ein Treffen in Ihrer hiesigen Kirche am nächsten Mittag.«
    »Und er ist nicht gekommen.«
    »Vielleicht hatte er das auch nie vor. Zum letzten Mal ist er in Ihr Leben getreten, als er hier eingebrochen ist und fünfzig Pfund und die Kette aus Ihrem Safe gestohlen hat. Ich finde sein Verhalten mehr als merkwürdig. Er weiß nicht nur ganz genau, welches Fenster er aufbrechen muss, sondern er befindet sich auch im Besitz eines Schlüssels, den Ihre Frau verloren hat – und das schon Monate, ehe er in dieses Land kam. Auffällig scheint mir auch, dass er sich jetzt plötzlich mehr für das Geld interessiert als dafür, Sie zu ermorden. Da steht er mitten in der Nacht hier im Haus, aber statt nach oben zu gehen und Sie beide im Bett zu erstechen –«
    »Ich bin ja aufgewacht und hab ihn

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