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Das Geheimnis des weißen Bandes

Das Geheimnis des weißen Bandes

Titel: Das Geheimnis des weißen Bandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Mann ist, der sich Mr. Carstairs so aufgedrängt hat?«
    »In der Tat. Carstairs war in der Lage, ihn eindeutig zu identifizieren.«
    »Er ist hier im Hotel gewesen?«
    »Nur kurz. Bedauerlicherweise musste er bald wieder fort.« Holmes lächelte, und ich erinnerte mich daran, wie wir Edmund Carstairs in eine Droschke geschoben und auf den Weg nach Wimbledon gebracht hatten. Er hatte kaum einen Blick auf die Leiche geworfen, aber das hatte genügt, ihn an den Rand einer Ohnmacht zu bringen. Danach konnte ich mir lebhaft vorstellen, in welchem Zustand er nach seinen Abenteuern mit der Flat Cap Gang an Bord der Catalonia gewesen sein musste. Er schien genauso sensibel wie die Künstler zu sein, deren Werke er ausstellte. Sicher war jedenfalls, dass der Schmutz und das Blut von Bermondsey nichts für ihn waren.
    »Hier ist noch ein weiterer Hinweis, wenn Sie ihn brauchen.« Holmes zeigte auf eine flache Mütze, die auf dem Bett lag.
    Aber Lestrade hatte sein Aufmerksamkeit mittlerweile einem Päckchen Zigaretten zugewandt, das auf dem kleinen Tisch lag. Er untersuchte das Etikett. »Old Judge …«
    »Hergestellt, wie Sie gleich feststellen werden, von Goodwin & Co in New York. Ich habe einen Zigarettenstummel dieser Marke im Garten von Ridgeway Hall gefunden.«
    »Ach, wirklich?« Lestrade stieß einen lautlosen Fluch aus. »Na schön«, sagte er schließlich. »Ich glaube, wir können uns von der Vorstellung verabschieden, dass unser amerikanischer Freund rein zufällig umgebracht wurde, oder? Andererseits gibtes natürlich immer wieder Raubüberfälle in dieser Gegend. Man kann nicht völlig ausschließen, dass der Mann ins Hotel zurückkam und jemanden dabei überraschte, wie er sein Zimmer durchsuchte. Es kommt zum Kampf, der andere zieht sein Messer, und schon ist es vorbei, aber …«
    »Ich halte das auch für eher unwahrscheinlich«, bestätigte Holmes. »Das wäre schon ein großer Zufall, wenn jemand, der erst kürzlich nach London gekommen ist und irgendwelche dunklen Dinge im Sinn hat, so rasch nach seiner Ankunft auf diese Weise den Tod findet. Was in diesem Zimmer geschehen ist, kann nur das direkte Ergebnis seiner Aktivitäten in Wimbledon sein. Außerdem muss man die Körperhaltung beachten, und den Winkel, in dem das Messer ihm in den Hals fuhr. Mir scheint es, als ob der Angreifer im dunklen Zimmer auf ihn gewartet hat, denn es brannte kein Licht, als wir hereinkamen. Wahrscheinlich stand er unmittelbar neben der Tür. Das Opfer trat ein und wurde von hinten gepackt und erstochen. Sehen Sie sich den Mann an, ein kräftiger Bursche, der gut auf sich aufpassen konnte. Aber in diesem Fall wurde er überrascht und mit einem einzigen Stoß getötet.«
    »Trotzdem könnte es auch ein Raub sein«, beharrte Lestrade. »Immerhin muss man sich fragen, wo die fünfzig Pfund und die Halskette geblieben sind. Wenn sie nicht hier sind, wo sind sie dann?«
    »Ich habe Grund zu der Annahme, dass Sie die Kette bei einem Pfandleiher an der Bridge Lane finden werden. Unser Mann war gerade von dort hergekommen. Es erscheint ziemlich wahrscheinlich, dass derjenige, der ihn umgebracht hat, auch das Geld mitgenommen hat, aber ich behaupte, dass es nicht das primäre Motiv für die Tat war. Vielleicht sollten Sie sich fragen, was sonst noch aus diesem Raum entfernt wurde. Wir haben eine Leiche ohne Identität, Inspektor. Man solltedoch vermuten, dass ein Besucher aus Amerika einen Pass und vielleicht auch das eine oder andere Empfehlungsschreiben dabeihat, an eine Bank zum Beispiel. Seine Brieftasche fehlt, wie mir scheint. Sie wissen, welchen Namen er an der Rezeption angegeben hat?«
    »Er nannte sich Benjamin Harrison.«
    »Und es ist Ihnen gewiss nicht entgangen, dass es sich dabei um den gegenwärtigen Präsidenten seines Landes handelt.«
    »Der amerikanische Präsident? Ja, ja, natürlich. Das war mir schon klar«, knurrte Lestrade. »Aber was immer er für einen Namen benutzt hat, wir wissen doch genau, wer er ist. Er ist – oder war – Keelan O’Donaghue aus Boston im Staat Massachusetts. Sehen Sie die Narbe in seinem Gesicht? Das ist eine Schusswunde. Bitte sagen Sie mir nicht, dass Sie das bezweifeln!«
    Holmes wandte sich mir zu, und ich nickte. »Das ist mit Sicherheit eine Schussverletzung«, sagte ich. In Afghanistan hatte ich so etwas oft gesehen. »Ich würde sagen, dass sie etwa ein Jahr alt ist.«
    »Was genau zu dem passt, was mir Carstairs erzählt hat«, schloss Lestrade triumphierend. »Ich glaube,

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