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Das Geheimnis des weißen Bandes

Das Geheimnis des weißen Bandes

Titel: Das Geheimnis des weißen Bandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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ungefähr elf. »Sind Sie der Mann aus den Geschichten?«, fragte er.
    »Das ist richtig. Und das ist der Mann, der sie schreibt.« Es kam selten vor, dass Holmes mich in dieser Art vorstellte, und ich muss sagen, dass ich mich darüber freute. Es war schön, es zu hören. »Lest ihr diese Geschichten?«
    »Nein, Sir. Da sind zu viele lange Wörter drin. Aber manchmal liest Mr. Weeks sie uns vor.«
    »Wir dürfen euren Unterricht nicht länger stören«, sagte Fitzsimmons und fing an, uns zur Tür zu geleiten.
    Aber der blonde Junge aus der letzten Reihe war noch nicht fertig. »Ross hat eine Schwester, Sir«, sagte er.
    Holmes wandte sich um. »In London?«
    »Ich glaube, ja. Er hat einmal über sie gesprochen. Sie heißt Sally. Er hat gesagt, sie arbeitet in einem Pub: The Bag of Nails.«
    Zum ersten Mal sah der Reverend Fitzsimmons ärgerlich aus, und dunkelrote Flecken begannen sich auf seinen runden Wangen auszubreiten. »Das war sehr böse von dir, Daniel«, rief er. »Warum hast du mir das nicht schon eher gesagt?«
    »Ich hatte es vergessen, Sir.«
    »Wenn du früher daran gedacht hättest, wären wir vielleicht in der Lage gewesen, ihn zu finden und vor den Schwierigkeiten zu bewahren, in denen er jetzt steckt.«
    »Es tut mir leid, Sir.«
    »Wir wollen nicht mehr darüber reden. Kommen Sie, Mr. Holmes.«
    Zu dritt gingen wir zum Ausgang. Holmes hatte dem Kutscher gesagt, er solle auf uns warten, und darüber war ich jetzt sehr froh, denn es regnete noch mehr als zuvor.
    »Die Schule macht Ihnen Ehre«, sagte Holmes. »Ich finde es bemerkenswert, wie still und diszipliniert die Schüler zu sein scheinen.«
    »Vielen Dank«, sagte der Reverend und verwandelte sich allmählich wieder in sein früheres freundliches Selbst. »Meine Methoden sind sehr einfach, Mr. Holmes. Zuckerbrot und Peitsche – und zwar buchstäblich. Wenn die Jungen sich schlecht benehmen, kriegen sie was mit dem Rohrstock. Aber wenn sie fleißig arbeiten und sich an die Regeln halten, dann werden sie gut gefüttert. In den sechs Jahren, in denen meine Frau und ich hier arbeiten, sind zwei Jungen gestorben, einer an angeborener Herzschwäche, der andere an Tuberkulose. Aber Ross ist der einzige, der weggelaufen ist. Wenn Sie ihn finden, woran ich nicht zweifle, dann hoffe ich sehr, dass Sie ihn überzeugen können, zu uns zurückzukehren. Das Leben hier ist nicht so düster, wie es bei diesem scheußlichen Wetter aussehen mag. Wenn die Sonne scheint und die Jungen im Freien herumlaufen können, ist Chorley Grange ein sehr fröhlicher Ort.«
    »Das glaube ich gern. Noch eine Frage, Mr. Fitzsimmons. Das Gebäude da gegenüber. Ist das Teil der Schule?«
    »In der Tat, Mr. Holmes. Als wir hier eingezogen sind, war das noch eine Stellmacherei, aber wir haben sie umgebaut und nutzen sie jetzt für öffentliche Veranstaltungen. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass jedes Mitglied der Schule ein Instrument spielt oder im Chor singt?«
    »Haben Sie kürzlich ein solches Konzert gegeben?«
    »Erst vorgestern Abend. Sie haben ohne Zweifel die vielenKutschenspuren gesehen, Mr. Holmes. Ich würde es als große Ehre empfinden, wenn Sie zu unserem nächsten Konzert kämen – und Sie natürlich auch, Dr. Watson. Könnten Sie sich vielleicht sogar vorstellen, unserem Stifterverband beizutreten? Wir tun, was wir können, aber wir brauchen auch so viel Hilfe wie möglich.«
    »Ich werde gewiss darüber nachdenken.« Wir schüttelten uns die Hand und bestiegen die Droschke.
    »Wir müssen sofort zum Bag of Nails fahren, Watson«, sagte Holmes, als die Pferde sich in Bewegung gesetzt hatten. »Wir dürfen keinen Augenblick verlieren.«
    »Glauben Sie wirklich, dass …«
    »Dieser Junge, Daniel, hat uns etwas erzählt, was er seinen Lehrern nicht sagen wollte, weil er wusste, wer wir sind, und weil er glaubt, dass wir seinen Freund retten können. Zum ersten Mal, Watson, lasse ich mich von meinem Instinkt und nicht von meinem Verstand leiten. Ich frage mich selbst, was mich so beunruhigt. Geben Sie den Pferden die Peitsche, Kutscher, und bringen Sie uns zum Bahnhof! Hoffen wir, dass wir nicht zu spät kommen.«

7

Das weiße Band
    Wie anders hätte alles verlaufen können, hätte es nicht zwei Lokale mit dem Namen The Bag of Nails in London gegeben! Wir kannten eins in der Edge Lane im Herzen von Shoreditch, und weil uns das als Arbeitsplatz für die Schwester eines verwaisten, mittellosen Straßenjungen plausibel erschien, fuhren wir direkt dorthin. Es war ein

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