Das Geheimnis des Wuestenprinzen
aufzusetzen, und zog sein Hemd an, bevor die Tür geöffnet wurde. Schnell verschleierte sie sich wieder, senkte den Blick und presste die Lippen zusammen. Sie durfte jetzt nichts sagen.
Nachdem sie in dem Luxusjet Platz genommen hatten, blickte Hana aus dem Fenster. Wenn Alim ihr nun die Fragen stellte, die ihn beschäftigten, würde sie hoffentlich die Kraft finden, darauf zu antworten.
Sobald die Maschine sich in der Luft befand, meinte er. âSo wie ich dich kenne, hast du gleich nach deiner Ankunft im Camp wieder angefangen zu arbeiten, stimmtâs?â
Offenbar zog er sie auf, um die Situation zu entschärfen und ihr etwas Zeit zu geben. Hana musste lächeln. âNa ja, erst habe ich geduscht und mich umgezogen. In dem Aufzug hätte ich die Kranken und Verletzten schlecht versorgen können.â
âJetzt riechst du auf jeden Fall besser.â Er beugte sich zu ihr hinüber und schnupperte. âAber nicht nach Lavendel. Was ist das?â
âVanille. Es ist eine Seife, die die Einheimischen selbst herstellen. Der Leiter des Camps hat zwischen ihnen und der Organisation, die Fairen Handel betreibt, vermittelt, und nun vertreiben sie die Produkte darüber. Das ganze Dorf ist an der Produktion beteiligt.â
âVielleicht könnten wir die Einwohner von Shâellah Akbar für ein ähnliches Projekt begeistern.â
âSie haben schon eine neue Krankenschwester.â Wehmut erfüllte Hana. Sie vermisste ihre Freunde und das Gefühl, irgendwohin zu gehören.
âIch habe einen vorläufigen Bericht aus der Region erhalten. Trotz der Summe, die er als Lösegeld bekommen hat, ist Shâellah nicht zufrieden.â
Ihr Magen krampfte sich zusammen, denn ihr war klar, was das bedeutete. Nun würde Shâellah seinen Zorn darüber, dass sie ihm entwischt war, an den Menschen in der Gegend auslassen. âGeht es allen gut?â
Sanft öffnete Alim ihre zur Faust geballte Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. âKeine Angst, Hana. Ich habe meinem Bruder erzählt, dass sie dir geholfen haben und dabei ein groÃes Risiko eingegangen sind. Harun hat gestern die fünf Dörfer in der Region besucht und den Bewohnern angeboten, entweder nach Abbas al-Din zu kommen und dort eine neue Gemeinschaft zu gründen oder ihnen dauerhaften Schutz zu gewähren. Viele von ihnen haben sich entschieden, ihre Heimat zu verlassen. Er verhandelt gerade mit der Regierung.â
Hana fragte sich, wie viel Harun bezahlen mochte, um diese Menschen zu retten. Obwohl sie wusste, dass sie es nicht hätte tun sollen, hielt sie Alims Hand fest. âDankeâ, brachte sie hervor.
âMein Bruder ist ein guter Mann und ein starker Herrscher.â Er neigte den Kopf, um ihre Finger zu küssen. âEs wäre mit gewissen Vorteilen verbunden, meine Frau zu sein, Sahar Thurayyaâ, sagte er rau.
Schockiert atmete sie ein und entzog ihm ihre Hand. âIch kann dich nicht heiraten, Alim.â
âUnd warum nicht?â, fragte er ruhig. âBehaupte nicht, du würdest mich nicht lieben, Hana. Nach unserem Kuss vorhin würde ich es dir nicht mehr glauben.â
Erneut krampfte ihr Magen sich zusammen, und es kostete sie groÃe Mühe, die Worte über die Lippen zu bringen. âWeil ich schon verheiratet bin.â
9. KAPITEL
Alim schien es, als würden all seine Hoffnungen und Träume mit einem Schlag zerstört werden. Ungläubig blickte er die einzige Frau an, die er je geliebt hatte, und dachte an all die Opfer, die er für sie gebracht hatte, und daran, wie sie ihr Leben für ihn riskiert hatte. âDu hast mich in dem Glauben gelassen, dass du verwitwet bist.â Der Tradition zufolge musste der Scheich eine Jungfrau aus einer hochgestellten Familie heiraten. Doch er hatte geglaubt, das Volk würde seine Wahl akzeptieren. Nun allerdings â¦
âDu hast gesagt, du hättest keinen Mann!â
Hana stieà einen frustrierten Laut aus. âDas stimmt auch.â
âWas?â Er schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken fassen zu können. âEntweder hast du einen Mann oder nicht.â
Hana sah ihn nicht an. âMein Vater hat den Ehevertrag für mich unterschrieben, und ich bin weggelaufen, bevor sie mich zu der Heirat zwingen konnten. Deswegen bin ich verheiratet, habe aber keinen Mann.â Ironisch verzog sie die Lippen. âIch wette, du bist noch
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