Das Geheimnis meiner Mutter
zwischen heftigen Übelkeitsanfällen und unstillbaren Fressattacken. Ihre Brüste waren empfindlich und wurden langsam zu groß für ihren BH. Ihr Bauch sah allerdings immer noch flach aus, und die Jeans passten noch. Sie versuchte, sich sich selbst mit einem riesigen Bauch vorzustellen, aber das ging noch nicht. Trotzdem war es an der Zeit, es Sonnet und Zach zu sagen. Heute.
Sie fuhren mit Zachs Jeep die Straße zu den Meerskill Falls hinauf, den Wasserfällen in der Nähe des Camps. Die Straße war jetzt geräumt, da Jenny oben in der Hütte wohnte. Sie würden sie jedoch nicht stören, da der Wanderweg zur Spitze des Wasserfalls führte. Die Fluten stürzten mehrere hundert Meter in die Tiefe und endeten in einem tiefen Becken, das weit entfernt von der Hütte lag.
Daisy stieg aus dem Auto und wandte ihr Gesicht dem Himmel zu. Dann überprüfte sie noch einmal, ob der Akku ihrer Kamera auch noch voll war und die große Speicherkarte steckte. Die Lichtverhältnisse im Winter fand sie schön, aber zum Fotografieren gleichzeitig auch sehr herausfordernd. Sie liebte die kontrastierenden Tiefen, die hart gezeichneten Umrisse vor dem weißen Schnee, und sie hatte gelernt, die Belichtungszeiten und Filter so einzusetzen, dass sie selbst bei mäßigem Licht tolle Bilder machen konnte. Doch das war heute nicht nötig. Die Sonne war herausgekommen und warf dramatische Schatten und Muster auf die Landschaft. Sie fotografierte einen Birkenhain, dessen schlanke Äste vor dem Schneefeld wie lange Tintenstriche wirkten. Im Licht der Morgensonne schienen die Bäume regelrecht zu glühen.
Der Weg war von dem unberührten Schnee eines halben Winters bedeckt, und es dauerte nicht lang, bis sie ihre Schneeschuhe anziehen mussten. Zach hatte drei Paar Hightech-Schuhe dabei, die beinahe gar nichts wogen und nur so über den Schnee schwebten. Das war das Lustige an Zach. Sein Dad, der älter war als die meisten Väter, schien das Geld auszugeben, als gäbe es kein Morgen – auch wenn Gott verhüten mochte, dass er jemals ein Trinkgeld in das entsprechende Glas in der Bäckerei steckte. Dennoch hatte Mr Alger die Angewohnheit, von allem das Beste und Teuerste zu kaufen, inklusive Autos, Kleidung und, wie man jetzt sah, Schneeschuhe. Er war irgendwie schizoid, denn er warf Zach regelmäßig vor, nicht genügend Stunden in der Bäckerei zu arbeiten. Verrückt. Die Leute regten sich immer über die Verrücktheiten der Teenager auf, aber vielleicht war das nur die halbe Wahrheit, und sie sollten sich mal deren Eltern anschauen.
Daisy versuchte, sich ihr Kind als Teenager vorzustellen, aber das gelang ihr nicht. Sie konnte einfach nicht begreifen, dass ihr Körper einen lebensgroßen Menschen hervorbringen würde, ganz zu schweigen davon, dass es einer wäre, der seine Mutter ärgern und in der Schule Probleme bekommen könnte. Dennoch schwor sie sich, eine andere Mutter zu werden. Sie würde die beste Freundin ihres Kindes sein. Sie würden die gleiche Musik hören, und sie würde es nicht wegen schlechter Noten anschreien oder sich mit ihm wegen der richtigen Schule in die Haare kriegen. All das war aber sowieso noch weit entfernte Zukunftsmusik. Im Moment musste sie sich lediglich Gedanken darüber machen, wie sie es ihren neuen Freunden beibringen würde.
Nach einer Weile stellte sie fest, dass das Wandern mit Schneeschuhen harte Arbeit war. Auf halbem Weg den Berg hinauf zog sie ihren Parka aus und band ihn sich um die Taille. Dann folgten Schal und Mütze, die sie in ihrem Rucksack verstaute. Sie hätte das auf einen der Hormonschübe schieben können, von denen sie in ihren Schwangerschaftsratgebern gelesen hatte, aber dann sah sie, dass es Zach und Sonnet nicht anders ging und die beiden ebenfalls schweißgebadet waren.
Als sie die Brücke erreichten, die den Wasserfall auf halber Höhe überspannte, bat sie um eine Pause. „Ich will außerdem noch ein paar Fotos machen“, sagte sie. Im letzten Sommer war der Wasserfall eine tobende Sturzflut gewesen, die aus ihrer Höhle hoch oben in den Felsen brach und sich über die Steine und Vorsprünge in die Tiefe stürzte. Der Winter hatte alles zu blaugrünem Eis erstarren lassen, das sich wie hohe, fein ziselierte Säulen an den Felsen drängte. Eiszapfen wuchsen am Rand, und mitten in dem Becken am Fuß des Wasserfalls steckte eine Eissäule wie ein Schwert.
Daisy fand erstaunliche Winkel zum Fotografieren. Sie legte sich flach auf den Rücken, um die Brücken aufzunehmen, eine
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