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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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merkte Sonnet an.
    „Ich habe meinen Dad angefleht, mich in der Stadt zu lassen“, sagte Daisy, auch wenn anflehen in diesem Fall ein Euphemismus für einen Schreianfall war. „Ich habe ihm sogar angeboten, dass er mich zu Hause unterrichten könnte, aber er wollte davon nichts hören.“
    „Warum nicht?“
    „Er meinte, er erinnere sich nicht mehr an Infinitesimalrechnung. Und ich meinte, okay, dann fallen wir gemeinsam durch, denn ich verstehe sie auch nicht.“
    „Vielleicht nicht der beste Weg, ihn zu überzeugen“, meinte Sonnet. „Ich bin überrascht, dass sie hier überhaupt solche Kurse für dich anbieten.“
    Daisy entschied sich, ihr nicht zu sagen, dass sie ausreichend Punkte gesammelt hatte, um früher ihren Abschluss machen zu können. Das einzige Problem daran war, wenn sie von der Schule abginge, müsste sie sich um ihre Zukunft kümmern. Und dafür war sie überhaupt noch nicht bereit.
    Als sie ihre Stundenpläne verglichen, stellte Daisy fest, dass sie mehrere Einheiten gemeinsam mit Sonnet, Zach oder beiden hatte. Sonnet war eine Art Intelligenzbestie. Obwohl sie erst sechzehn war, würde sie diesen Sommer schon ihren Abschluss machen. Daisy nahm an, dass sie und Zach sich trotz ihrer Streitereien ganz gerne hatten. Aber sie standen auch in einer Art Konkurrenz zueinander.
    „Es ist ein bisschen seltsam“, gab Zach zu. „Doch ich kann es gleichzeitig kaum erwarten, hier rauszukommen. Meine Collegebewerbungen sind seit Oktober draußen. Wie steht’s bei dir?“
    Daisy senkte den Blick und starrte auf ihr jungfräulich weißes Notizbuch. „Ich habe mich beworben“, sagte sie. Der Berater an ihrer alten Schule hatte ihr praktisch Hausarrest auferlegt und persönlich dafür gesorgt, dass sie ihre Bewerbungen ausfüllte. „Ich will allerdings nicht wirklich aufs College gehen“, gestand sie.
    Sonnet und Zach schienen diese Nachricht gut wegzustecken. An ihrer alten Schule hatte der Satz „Ich will nicht aufs College gehen“ die gleiche Wirkung wie „Ich habe eine sexuell übertragbare Krankheit“. Die Leute schauten einen ungläubig an und versteckten ihre Abscheu hinter geheucheltem Mitleid.
    Die angeekeltsten, mitleidigsten Blicke hatte Daisy allerdings von ihren Eltern geerntet.
    Zach und Sonnet schauten hingegen überhaupt nicht mitleidig drein. Vielleicht war man an dieser Schule nicht gleich ein Loser und Freak, nur weil man nicht Astrophysiker oder Richter am Obersten Gerichtshof werden wollte.
    Bisher, stellte Daisy fest, lief dieser Tag gar nicht so schlecht. Was sie überraschte. Allerdings hatten sie den Klassenraum bisher auch noch nicht verlassen.
    Die Pausenglocke ertönte, und alle brachen in rege Geschäftigkeit aus, sammelten Papiere zusammen, packten Rucksäcke und eilten zur Tür hinaus. Auf dem Flur wirbelten die Kinder durcheinander wie Laub auf einem Fluss.
    Zach steuerte auf eine Tür zu, die mit französischen Reisepostern beklebt war. „Ich muss hierhin“, sagte er. „Wir treffen uns zum Lunch.“ Dann verschwand er in dem Klassenraum.
    „Hast du einen Freund?“, wollte Sonnet wissen.
    Freund? Wenn Sonnet gefragt hätte, ob es Jungs gab, mit denen sie sich verabredete, hätte sie eine andere Antwort gehabt. So aber sagte sie: „Nein, keinen Freund. Warum fragst du?“
    „Weil Zach total in dich verknallt ist. Seit der Sekunde, als du die Klasse betreten hast.“
    „Ich kenne ihn doch noch nicht mal.“
    „Ich kenne Orlando Bloom auch nicht, trotzdem weiß ich, dass ich bis ans Ende meines Lebens gerne seine Sklavin sein würde.“
    „Glaub mir, du willst niemandes Sklave sein.“ Ich weiß, wovon ich rede, fügte Daisy im Stillen hinzu. „Und überhaupt, du siehst das völlig falsch. Er ist in dich verknallt, nicht in mich.“
    Sonnet schüttelte ihren Kopf, sodass ihre Korkenzieherlocken hin und her sprangen. „Er hasst mich.“
    „Genau. Er hasst dich so sehr, dass er dir jeden Morgen frisches Gebäck mitbringt.“
    „Wenn du so klug bist, wie kommt es dann, dass du nicht aufs College willst?“
    „Ich bin mir einfach noch nicht sicher.“ Sie verspürte einen leichten Anflug von Wärme und hoffte, dass das hier der Anfang einer echten Freundschaft war. „Mir gefällt dein Name. Sonnet“, sagte sie in einem Versuch, das Gespräch von sich abzulenken.
    „Danke. Meine Mom sagt, sie hat ihn ausgewählt, weil er nicht zu ethnisch klingen sollte. Alle Cousinen meiner Mutter heißen Lucia und Maria und so. Sonnet ist einfach … so

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