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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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zustimmend.
    „Vielleicht sollte es so sein, dass du bei Rourke wohnst.“
    „Glaub mir, das sollte es nicht.“
    „Das kann man nie wissen. Sieh mich an. Wenn mir jemand erzählt hätte, ich würde mal mit einem Exknacki in einem Wohnwagen wohnen, hätte ich das auch für einen Witz gehalten. Meine Mutter hat sich praktisch sofort in Therapie begeben, als sie davon gehört hat. Es war ein schwerer Schlag für sie, musst du wissen. Letztes Jahr im Mai bin ich noch mit dem Erben des Whitney-Vermögens ausgegangen, über den sogar mal ein großer Artikel in der Vanity Fair stand. Und am Ende des Sommers hatte ich mich rettungslos in Connor Davis verliebt. Lass dir das eine Lehre sein.“
    „Eine Lehre wofür?“
    „Dass man sich nicht immer aussuchen kann, in wen man sich verliebt. Manchmal sucht die Liebe dich aus.“
    „Warum habe ich nur das Gefühl, dass du mir etwas sagen willst?“
    „Das will ich nicht“, sagte Olivia und warf ihr das Babydoll zu. „Zumindest noch nicht.“
    Am Ende des Tages hatte Jenny ein neues Level der Müdigkeit erreicht. Wie die meisten Menschen hatte sie das Konzept des Nachhausegehens bis jetzt als selbstverständlich hingenommen. Das einfache Wissen, dass dein Zuhause – dein Lieblingssessel, deine Stereoanlage, der Stapel Bücher auf deinem Nachttisch – am Ende des Tages auf dich wartete, war eine wahre Quelle des Trostes. Eine, über die sie nie nachgedacht hatte, bis sie fort war. Jetzt zehrte die Ermüdung an ihr, und sie dachte wehmütig an ihr Haus, an ihr eigenes Bett. In dem Moment, in dem sie Rourkes Haus betrat, überfiel sie die Erschöpfung wie eine gigantische Welle.
    „Du siehst aus, als wenn du gleich hier auf der Stelle einschlafen könntest“, sagte er. Die Hunde kamen aus dem Garten hereingerannt, schüttelten sich den Schnee ab und wedelten zur Begrüßung mit dem Schwanz. Clarence, der einäugige Kater, folgte ihnen und stürzte sich mitten ins Getümmel.
    „Gut geraten“, sagte sie.
    Er fütterte die Tiere und sprach dabei mit ihnen, als wären sie Menschen, was Jenny unerwartet liebenswürdig fand. „Zur Seite, Jungs“, sagte er. „Und schlingt nicht so. Dann bekommt ihr nur einen Schluckauf.“
    Trotz ihrer Müdigkeit merkte sie, dass sie lächelte, als sie die Hunde beobachtete, die sich in einer Reihe aufstellten und mit bewundernden Blicken zuschauten, wie Rourke ihr Abendessen zubereitete. Warum hatte sie nie ein Tier zu sich geholt? Es war unglaublich schön, nach Hause zu kommen und von dieser bedingungslosen Liebe empfangen zu werden.
    „Wie sieht’s mit dir aus?“, wollte Rourke wissen. „Was möchtest du zu Abend essen?“
    Oh je. „Irgendwas. In meiner momentanen Verfassung bin ich wirklich nicht wählerisch.“
    „Gut, denn ich bin kein besonders guter Koch.“
    „Soll ich dir helfen?“, bot sie an.
    „Nein. Ich möchte, dass du eine schön lange Dusche nimmst, denn nach dem Essen wirst du direkt ins Bett gehen.“
    Sie dachte an sein gemütliches Bett und unterdrückte auf dem Weg zum Bad die tiefe Sehnsucht, sich gleich hier und jetzt zwischen die Laken zu kuscheln. Die Dusche war wie alles andere in diesem Haus unglaublich sauber, aber auch irgendwie unpersönlich. Sie widerstand der Versuchung, einen Blick in seinen Badezimmerschrank zu werfen. Man konnte auch zu viel über einen Menschen erfahren, wie sie wusste. Außerdem kam es ihr bei Rourke so vor, dass er umso geheimnisvoller wurde, je mehr sie über ihn erfuhr.
    Nachdem sie geduscht hatte, zog sie eine gemütliche Yogahose und ein Kapuzensweatshirt über – beides Sachen, die sie heute gekauft hatte –, kämmte ihr Haar und ging in die Küche, wo Rourke gerade den Tisch deckte.
    „Ah, das ist der ‚Dienen‘-Teil von ‚Dienen und beschützen‘“, merkte sie an.
    „Ich nehme meine Aufgaben sehr ernst, auch wenn es sich nur um das Aufwärmen einer Dosensuppe und das Zubereiten einer Scheibe Brot mit Schinken handelt. Einer Scheibe des besten Roggenbrots der Welt, wie ich hinzufügen möchte.“
    „Du hast einen hervorragenden Geschmack, was Brot angeht“, sagte sie, als sie den Laib des traditionellen polnischen Roggenbrots aus der Sky River Bakery erkannte. „Wusstest du, dass der Vorteig für dieses Brot schon über siebzig Jahre alt ist?“
    Er schaute sie mit großen Augen an, wie die meisten Menschen, die sich nie Gedanken über den Vorteig eines Brotes machten.
    „Dabei handelt es sich um eine lebende Kultur. Man benutzt ein wenig davon, um den

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