Das Geheimnis meiner Mutter
Teig zu machen, und kultiviert sie immer weiter, damit sie niemals ausgeht. Meine Großmutter hat ihre als junge Braut von ihrer Mutter in Polen bekommen. Ein traditionelles Hochzeitsgeschenk ist eine Holzkiste in der Größe eines Schuhkartons, in dem der Tontopf für die Kultur sicher aufbewahrt werden kann. Granny hat ihre Kultur in einer geschnitzten Holzkiste 1945 mit nach Amerika gebracht und sie die ganzen Jahre über am Leben gehalten.“
Rourke kaute merklich langsamer. „Du machst Witze.“
„Warum sollte ich mir so etwas ausdenken?“
„Also reicht ein Teil meines Sandwiches ins Polen vor dem Zweiten Weltkrieg zurück?“ Er überlegte kurz. „Warte mal. Du hast diese Kultur doch hoffentlich nicht auch im Feuer verloren, oder?“
„Nein. Wir bewahren alle Brotkulturen in der Bäckerei auf.“
„Gut. Das ist ja wenigstens was. Aber solltest du es mal verlieren oder aufbrauchen oder so, kannst du dann einen neuen Vorteig machen?“
„Sicher. Aber er wird nicht genauso sein. Das ist wie bei Wein aus verschiedenen Jahrgängen. Der Alterungsprozess verleiht ihm Charakter. Und es ist eine Tradition, dass er von der Mutter an die Tochter weitergegeben wird, ohne die Kette jemals zu unterbrechen.“ Sie knabberte an ihrem Sandwich. „Auch wenn ich annehme, dass meine Mutter sich darum keine Gedanken gemacht hat.“
„Das Zeug liegt sicher und warm in der Bäckerei“, sagte er in einem eindeutigen Versuch, das Gespräch von ihrer Mutter abzulenken. „Und das ist alles, was zählt.“
„Was, der Vorteig für ein Roggenbrot ist wichtiger als meine Mutter?“
„Das habe ich nicht gesagt. Ich wollte nur keine weitere Wunde aufreißen.“
„Glaub mir, nach all dieser Zeit ist das keine Wunde mehr. Im Moment habe ich echt größere Sorgen.“
„Das stimmt.“ Er nickte. „Und es tut mir leid, wenn ich etwas gesagt haben sollte, das dich aufgeregt hat.“
Wie vorsichtig er mit mir umgeht, dachte Jenny. „Nein, schon okay. Es wird alles wieder gut“, versicherte sie ihm.
„Ich habe auch nie etwas anderes behauptet.“
„Dein Blick erzählt aber eine ganz andere Geschichte. Und auch die Art, wie du mich behandelst.“
„Was für ein Blick? Was für eine Art?“
„Du beobachtest mich, als wäre ich eine Bombe, die jederzeit explodieren könnte. Und du kümmerst dich viel zu sehr um mich.“
„Ich kann ehrlich sagen, das ist das erste Mal, dass eine Frau mich beschuldigt, zu fürsorglich zu sein. Was soll ich jetzt tun … mich entschuldigen?“
Sie überlegte, ob sie das Schweigegelöbnis ansprechen sollte, das so lange zwischen ihnen beiden geherrscht hatte. Irgendwann würden sie darüber sprechen müssen. Aber nicht jetzt. Im Moment war sie zu müde, um sich darauf einzulassen. „Lass es einfach sein“, erwiderte sie darum nur auf seine Frage. „Es fühlt sich komisch an.“
„Na gut. Dann werde ich ab sofort nicht mehr nett sein. Hilf mir mal mit dem Geschirr.“ Er stand auf. „Noch besser, du machst den Abwasch und ich gehe fernsehen.“
„Das ist nicht witzig, McKnight“, sagte sie.
Schließlich stellten sie das Geschirr gemeinsam in die Geschirrspülmaschine. Jenny bemerkte ein kleines gerahmtes Foto auf der Fensterbank über der Spüle. Es war eines von ganz wenigen persönlichen Dingen in diesem Haus, und sie war nicht überrascht, dass es sich um ein Foto von Joey Santini handelte, Rourkes bestem Freund aus Kindertagen. Und außerdem der Mann, mit dem Jenny verlobt gewesen war. Das Bild zeigte Joey als Soldaten im 75th Ranger Regiment, mit dem er in der Provinz Komar in Afghanistan gedient hatte. Vor einer verlassen daliegenden Landebahn mit einem Chinook-Cargohelikopter im Hintergrund sah er unglaublich glücklich aus, denn genau das war er gewesen – glücklich, am Leben zu sein, egal, was in diesem Leben auch passierte. In seiner sandfarbenen Uniform, die Ellbogen auf die Motorhaube eines Jeeps gestützt, lachte er in die Kamera; verliebt in die Welt, in das Leben, selbst hier inmitten der verbrannten Erde eines Kampfgebiets.
„Ich habe das gleiche Bild“, sagte Jenny. „Oder hatte . Es war auch im Feuer.“
„Ich lasse dir einen Abzug machen.“
Es lag ihr auf der Zunge, ihn zu fragen, ob er jemals an Joey dachte, aber dann merkte sie, dass sie nicht zu fragen brauchte. Sie wusste die Antwort. Jeden Tag.
„Ich habe noch Nachtisch.“ Rourke machte die Geschirrspülmaschine zu und stellte sie an. Offensichtlich war das Thema für ihn beendet.
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher