Das Geheimnis meiner Mutter
näher rückte, schaute sie zu Rourke hinüber. Er stand in der Nähe, die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Hose gehakt. Er starrte sie mit einem ganz merkwürdigen Gesichtsausdruck an. Sie versuchte, ihn mit ihren Blicken zu fragen, ob es eine Chance für sie beide gäbe. Aber entweder verstand er ihre Nachricht nicht, oder es war ihm egal. Dann legte er lässig seinen Arm um die Taille eines anderen Mädchens und beugte sich vor, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, woraufhin sie kicherte.
Rourke hoffte, dass es funktioniert hatte. Er hatte den halben Abend mit der Kichererbse verbracht, wie er sie bei sich nannte. Er konnte sich nicht an ihren Namen erinnern, aber er brauchte sie. Er wusste nicht, was er sonst tun sollte. Jenny fing an, sich in ihn zu verlieben, so wie er sich schon vor langer Zeit in sie verliebt hatte. Aber das durfte keine Rolle spielen. Joey mochte sie seit dem ersten Tag, und Rourke würde ihm das niemals wegnehmen. Er musste nur sicherstellen, dass Jenny ihn für ein Arschloch hielt, was er seinem Vater nach zu urteilen ja auch war. Dann würde sie aufhören, ihn zu mögen, und anfangen, Joey zu mögen, und genau so sollte es sein. Joey verdiente sie auf eine Art, wie Rourke sie niemals verdienen würde. Joey wusste einfach, wie man ein Mädchen wie Jenny behandelte. Er hatte nicht das Gefühl, in Brand gesteckt worden zu sein wie Rourke, in dem so intensive Gefühle tobten, dass er fürchtete, sie könnten sie beide vernichten.
Den Rest des Sommers stellte er sicher, dass sie ihn immer inmitten anderer Mädchen sah. Nur um sie daran zu erinnern, dass er ein Arschloch war und sie mit Joey viel besser dran wäre.
ESSEN FÜR DIE SEELE
von Jenny Majesky
GLÜCKLICHER KUCHEN
Ich möchte Ihnen etwas verraten, was Ihnen bisher bestimmt noch nie aufgefallen ist. Aber wenn ich Sie erst einmal darauf hingewiesen habe, werden Sie nicht umhin können, es jedes Mal zu bemerken. Eine kleine, familiengeführte Bäckerei ist ein glücklicher Ort. Denken Sie mal darüber nach. Wann sind Sie das letzte Mal in eine Bäckerei gegangen und haben eine übellaunige Person vorgefunden? Das passiert einfach nicht. Die Menschen hinter dem Tresen sind fröhlich. Die Kunden sind fröhlich. Sogar die Geräusche und Gerüche des Ortes sind vollkommen fröhlich.
Ich wette, wenn man eine Untersuchung der Luft in einer Bäckerei durchführen würde, würde man Pheromone in ihr finden. Eines der glücklichsten Rezepte aus dem Fundus meiner Großmutter ist dieses hier. Es ist eigentlich ein sogenannter Pfundkuchen, der je ein Pfund von jeder wichtigen Zutat enthält. Aber meine Großmutter hat sich für ihn ein neues Wort ausgedacht: Szczéssliwe ciastko. Grob übersetzt heißt das – und Sie ahnen es schon, oder? – „glücklicher Kuchen“. Er zeichnet sich durch seine gelbe Farbe aus und durch die Tatsache, dass es unmöglich ist, eine Scheibe davon zu essen und sich nicht glücklich zu fühlen.
Glücklicher Kuchen
1 Pfund Kuchenmehl (3 Tassen)
1 Pfund Eier (ungefähr 6 Stück)
1 Pfund ungesalzene, weiche Butter (nicht durch Margarine ersetzen)
1 Pfund Zucker (ungefähr 2Tassen)
2 TL Vanille
TL Salz
Tasse Buttermilch
TL Backnatron 1 TL Backpulver
Heizen Sie den Ofen auf 160 °C vor. Buttern und bemehlen Sie eine Guglhupfform. Schlagen Sie die Butter, bis sie leicht schaumig ist, und fügen Sie langsam und nacheinander Zucker, Vanille und die Eier hinzu. Mit dem Mixer auf unterster Stufe rühren Sie den Teig und geben die Buttermilch hinzu. Mischen Sie alle trockenen Zutaten zusammen und fügen Sie diese ebenfalls langsam hinzu. Füllen Sie den Teig in die Form und lassen Sie ihn ungefähr 1 Stunde und 20 Minuten backen. Der Kuchen ist fertig, wenn Sie einen Zahnstocher hineinstecken und trocken wieder herausziehen können. Lassen Sie den Kuchen 15 bis 20 Minuten in der Form abkühlen. Dann stürzen Sie ihn vorsichtig und servieren ihn lauwarm mit frischen Früchten oder Lemon Curd (ein Brotaufstrich aus Zitronen). Ergibt 12 großzügige Portionen.
8. KAPITEL
J ennys irdische Habseligkeiten passten allesamt in einen kleinen Lieferwagen. Und ehrlich gesagt war sie überrascht, dass die Bergungsmannschaft noch so viel hatte retten können. Alles war gereinigt und in beschriftete Kisten gepackt worden, die nun in dem Lieferwagen standen. Sie sollte die Sachen durchgehen und bestimmen, was davon sie behalten wollte und was entsorgt werden konnte, aber darauf hatte sie im Moment noch gar keine Lust.
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