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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Polizisten, wie Rourke erklärte, während er die Kollegen mit einem Winken begrüßte. Dazu ein paar Leute aus der Stadt. Jenny war überrascht, Zach Alger mit seinem Vater zu sehen. Matthew war ein großer Mann mit einem enormen Brustkorb. Seine nordischen Züge ließen ihn jünger aussehen, als er war. Vater und Sohn standen auf zwei nebeneinanderliegenden Bahnen. Sie waren vollkommen auf das Schießen konzentriert und nahmen nichts um sich herum wahr. Jeder Schuss löste sich mit einem ploppenden Geräusch, das Jenny innerlich zusammenzucken ließ. Rourke erklärte, dass die Wände hier jeden Schuss auffangen könnten. „Denn eine Kugel Kaliber .40 kann ein Dutzend Lagen Rigips durchschlagen.“
    „Gut zu wissen. Ich werde mich also nicht hinter einer Wand verstecken, falls mal jemand auf mich schießen sollte.“
    „Die beste Verteidigung in beinahe jeder Situation ist es, zu kämpfen. Zu kämpfen und niemals aufzugeben. Aber man muss wissen, was man zu tun hat.“ Er deutete auf die Silhouette am Ende der Bahn. Mit dem Steuerungsgerät, das er SmartPad nannte, holte er die Figur ein Stückchen näher heran. Jenny stellte sich genauso hin, wie er es ihr gezeigt hatte – Arme ausgestreckt, Füße so gestellt, dass ihre Arme auf einer Linie mit dem Ziel lagen, fester Griff, Blick ausgerichtet, Ziel ausgerichtet, einatmen, ausatmen, Abzug drücken. Nicht ziehen , hatte er gesagt. Drücken.
    Sie drückte.
    Der Rückstoß der Waffe war enorm und ließ ein Zittern durch ihren gesamten Arm laufen.
    „Zieh durch“, erinnerte er sie, indem er die Worte mit den Lippen formte. „Vergiss nicht, durchzuziehen.“
    Nachdem man geschossen hatte, sollte man sich wieder mit dem Ziel in eine Linie bringen, um die Stabilität der Hände zu verbessern. Sie stellte sich wieder hin. Der Geruch von Schießpulver stieg ihr in die Nase. Ihr Ziel hing spottend und vollkommen unverletzt an seinem Haken.
    „Hey“, sagte sie und schob ihre Ohrenschützer zur Seite. „Das sollte ein perfekter Schuss sein.“
    „Ach was.“ Er winkte ab. „Ich wusste, dass du vorbeischießen würdest.“
    „Was?“
    „Deine Haltung und dein Griff waren perfekt. Aber du wirst nie etwas treffen, bevor du es nicht gesehen hast.“ Er tippte sich an seine Schläfe.
    „Was?“
    „Erst sehen. Dann schießen.“
    Jenny verstand nicht ganz, was er damit sagen wollte. Aber sie war fest entschlossen, es besser zu machen. Sie schoss noch ein paar Runden und war jedes Mal wieder von der Heftigkeit des Rückschlags überrascht. Endlich berührte eine Kugel den Rand ihres Ziels. Erst sehen, dann schießen wurde ihr Mantra.
    Nach mehr Runden, als sie zählen konnte, merkte sie endlich, dass sie besser wurde. Man musste so viele Dinge im Kopf behalten. Die Funktionsweise der Waffe und die eigene Haltung. Den Abgleich von Atmung und Abzug. Und Rourke hatte recht. Sie lernte, sich vorzustellen, wo die Kugel hinsollte, und dann landete sie auch da. Erst sehen. Dann schießen.
    Nachdem das Ziel in allen wichtigen Punkten durchlöchert war, senkte sie die Glock und drehte sich mit dem ersten richtigen Lächeln seit dem Tod ihrer Großmutter zu Rourke um.
    Er formte „Gut gemacht“ mit den Lippen und hob den Daumen.
    Nach den Schießübungen zeigte er ihr, wie man eine Waffe reinigte. „Eine gereinigte Waffe ist eine sichere Waffe“, erklärte er. Als sie die Schutzkleidung wieder im Schrank verstauten, sagte er: „Ich bin stolz auf dich.“
    Es war eine ganz einfache Aussage, und doch hatte sie eine unerwartet emotionale Wirkung auf sie. Sie schaute zur Seite und richtete ihre Haare, die von den Ohrschützern ganz platt gedrückt worden waren.
    „Das sollte ein Kompliment sein“, sagte er.
    „Ich weiß, und ich … ich danke dir.“ Sie atmete tief ein. Wie sollte sie es erklären? „Ich hatte gedacht, ich wäre dem Wunsch nach Anerkennung längst entwachsen.“
    „Jeder hat diesen Wunsch“, sagte er. „Gott weiß, ich habe meine gesamte Kindheit auf der Suche danach verbracht.“
    Interessant, dachte sie. Er erlaubte nur sehr selten solche Einblicke in seine Vergangenheit. „Und dann hast du den Versuch aufgegeben, mit deinem Vater auszukommen, und bist fortgegangen“, erinnerte sie sich.
    „Was bringt dich zu der Annahme, dass ich von irgendetwas fortgegangen wäre?“, fragte er. „Vielleicht bin ich ja zu etwas hingegangen?“
    „Zum Beispiel?“
    „Zum Beispiel zu dem Leben, das ich  wollte, und nicht zu dem, was meine Familie wollte“,

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