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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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erwiderte er schlicht.
    „Und hat es funktioniert?“, fragte sie. „Ist das hier das Leben, das du willst?“
    „Es ist das einzige, das ich habe“, sagte er. „Genau wie jeder andere.“ Er drehte sich um und beendete damit die Unterhaltung. Jenny war froh, das Thema fallen lassen zu können. Es wurde etwas zu persönlich, und sie war sich nicht sicher, ob sie dazu bereit war.
    Sie packte ihre restliche Ausrüstung weg und reinigte dann ihre Waffe Schritt für Schritt so, wie er es ihr gezeigt hatte. Er schaute ihr dabei wohlwollend zu. „Wirst du über das schreiben, was du heute erlebt hast?“, fragte er am Ende.
    Die Frage traf sie völlig unvorbereitet. Alles, woran sie denken konnte, war die Berührung seiner Arme, als er ihr beim Einnehmen der richtigen Haltung geholfen hatte. Darüber würde sie nicht so schnell schreiben. „Es ist vielleicht ein bisschen weit hergeholt, eine Lektion im Schießen in einer Backkolumne unterzubringen.“
    „Aber du könntest es in deinen Memoiren unterbringen“, schlug er vor.
    Sie band sich den Schal um den Hals, während sie sich auf den Weg zum Parkplatz machten. „Ich wünschte, ich hätte die Memoiren nie erwähnt.“
    „Warum nicht? Ich würde sie gerne lesen.“
    So wie er all die unberührten Bücher in seinem Haus gelesen hatte? „Warum solltest du die Erinnerungen an eine Familienbäckerei lesen wollen?“
    „Vielleicht, weil mich das Ende interessiert.“
    „Ich habe nicht vor, mir ein Ende auszudenken.“
    „Aber wenn du könntest, wie würde es dann aussehen?“, fragte er.
    „Das kann ich nicht beantworten.“
    „Warum nicht?“
    „Ich bräuchte Tage, um darüber nachzudenken. Vielleicht sogar Wochen oder Monate.“ Das ist das Problem an zu viel Freiheit, dachte sie. Jetzt, wo sie sie hatte, wusste sie nicht, was sie damit anfangen sollte.
    „Quatsch. Jeder hat doch eine Vision davon, wo er einmal enden möchte.“
    „Ach ja? Du auch?“ Sie zog den Reißverschluss ihres Parkas hoch.
    „Jupp.“
    „Und?“
    „Und vielleicht erzähle ich sie dir eines Tages.“
    Ohne es richtig zu merken, waren sie nah beieinander stehen geblieben, eingehüllt vom gelblichen Licht der Lampen auf dem Parkplatz. Sie spürte die Wärme seines Körpers. Als sie ihren Kopf in den Nacken legte, sah sie, dass er ihren Mund mit unverhohlenem Interesse musterte. Der Gedanke, dass er sie küssen könnte, ließ ihre Knie ganz weich werden. Sie wollte es. Fürchtete sich davor. Wollte es.
    Die Unentschlossenheit und das Verlangen mussten sich auf ihrem Gesicht abgezeichnet haben, denn er griff nach ihrem Arm und flüsterte mit rauer Stimme: „Jenny …“
    Sie schaute ihn in dem bleichen, von Schatten durchsetzten Licht an, und eine fürchterliche Ahnung stieg in ihr auf. Sie war dabei, sich in ihn zu verlieben. Und das war nicht gut. Es war nicht gut, weil es nicht funktionieren würde. Das wusste sie bereits. Sie würden sich nur gegenseitig wehtun, dann würde er sich ihr entziehen, und sie würde für immer hier in dieser Stadt festhängen.
    Sie konnte nicht denken, wenn er so nah bei ihr stand und sie so anschaute. „Ich denke, bevor wir …“ Sie wollte es nicht aussprechen. „Wir müssen reden, Rourke.“
    In sein Lächeln mischte sich ein wenig Bitterkeit. „Wir haben schon ziemlich viel geredet.“
    Das glaubte er wirklich. Er schien tatsächlich zu denken, dass nichts weiter gesagt werden musste.
    „Ich werde nicht in dein Bett fallen wie eine deiner üblichen Blondinen“, sagte sie.
    „Darum habe ich dich auch nicht gebeten“, erwiderte er. „Und außerdem bist du schon in mein Bett gefallen.“
    „Aber alleine“, merkte sie an.
    „Es ist deine Entscheidung.“ Mit diesen Worten drehte er sich um, ging zu seinem Auto und hielt ihr die Beifahrertür auf.
    Mit einem wütenden Blick auf ihn setzte Jenny sich ins Auto und schnallte sich an, bevor er etwas in der Richtung sagen konnte. Sie zitterte auf dem kalten Sitz. Die Nacht war eiskalt. Sie hatten den Punkt des Winters erreicht, an dem die Tage so dunkel waren und der Schnee so hoch lag, dass es einem schwerfiel, sich vorzustellen, jemals wieder eine andere Jahreszeit zu erleben, geschweige denn zu denken, dass irgendwo auf der Welt gerade die Sonne schien.
    „Ich werde dich an das Versprechen erinnern“, sagte sie, als er auf den Fahrersitz glitt und den Motor anließ.
    „Welches Versprechen?“
    Sie hätte beinahe laut aufgelacht, als sie den panischen Ausdruck in seinen Augen sah.

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