Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
Vanessa wusste nicht einmal, dass ich ein Herzog bin, als wir heirateten. Und dass sie zwischen uns steht, wie du behauptest, ist nichts weiter als ein Haufen Unsinn«, sagte Graeme.
»Aber sie hat dich hereingelegt mit dieser Heirat. Ich habe gehört, wie du das selbst gesagt hast«, wandte Dougal ein.
»Nein.« Graeme zwang sich, ein paarmal tief durchzuatmen. »Ich sagte, wir wurden hereingelegt. Aber wie es zu der Heirat kam, spielt jetzt keine Rolle mehr. Sie ist meine Frau, und damit basta.«
Graeme griff nach seinem Stift und konzentrierte sich wieder auf das Tagebuch, obwohl er so wütend war, dass die Worte vor seinen Augen verschwammen. Er war im Augenblick viel zu aufgebracht, um den Jungen zur Rede zu stellen. Das Letzte, was er wollte, war, sich wie sein eigener Vater zu verhalten, wie ein Idiot herumzubrüllen und Angst und Schrecken zu verbreiten.
»Was ist, wenn sie dich in Gefahr bringt, Graeme?« Dougal erhob sich, machte aber keine Anstalten, das Arbeitszimmer zu verlassen. »Was wirst du dann tun?«
Graeme warf seinen Stift hin und sprang auf. »Falls du wissen willst, wo meine Loyalitäten liegen, kannst du dir sicher sein, dass Vanessa meine Frau ist und bleibt und ich mich nicht von ihr abwenden werde.«
Zu seiner vollen Größe aufgerichtet, überragte Graeme seinen Bruder um einiges, und mit siebzehn fehlte es Dougals Körper auch noch an Kraft und Breite. Aber der Junge ließ sich nicht beirren.
»Das hatte ich mir schon gedacht«, sagte er.
Graeme überwand die kurze Entfernung zwischen ihnen und blieb dicht vor seinem Bruder stehen, ohne sich noch darum zu scheren, ob er ihm Angst machte oder nicht. Ha! Im Moment hätte er es sogar fertiggebracht, dem Bengel eine Ohrfeige zu verpassen. »Ich weiß, dass du es warst, der Vanessa angeschossen hat.«
Dougals Augen weiteten sich, und er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber dann schluckte er. »Ich habe nur versucht, dich zu beschützen, Graeme. Eines Tages wirst du das verstehen.«
»Geh mir aus den Augen! Und ich will dich nicht eher wiedersehen, bis du diesen Blödsinn überwunden hast. Dann werden wir miteinander reden. Ist das klar?« Er stieß dem Jungen einen Finger in die Brust. »Und untersteh dich, Vanessa auch nur anzusehen. Wir werden noch heute euer Haus verlassen.«
»Vanessa? Komm und setz dich einen Moment zu mir«, rief Moira aus ihrem Schlafzimmer.
Vanessa folgte der Einladung ihrer Schwiegermutter. Sie kannte sie zwar noch nicht besonders gut, aber sie wusste, dass Moira an ihrem Bett gesessen und sie gepflegt hatte, als sie angeschossen worden war, und dass diese Frau ihre Familie liebte.
Es gab eine kleine Sitzecke am Fenster, in der sich Vanessa in den Sessel neben Moiras setzte.
»Ich wollte sehen, wie es dir geht«, sagte die ältere Frau.
Vanessa berührte ihre Seite. Die Wunde war inzwischen fast verheilt und kaum mehr als eine unerfreuliche Erinnerung. »Es geht mir gut. Danke, dass du mich so aufopfernd gepflegt hast.«
»O nein, meine Liebe, ich meinte nicht deine Verletzung. Ich wollte wissen, wie es dir hier in Schottland und mit Graeme geht«, stellte Moira lächelnd richtig.
Nicht sicher, was sie darauf antworten sollte, verschränkte Vanessa ihre Hände auf dem Schoß und überlegte. Wollte Moira wissen, ob sie ihren Sohn liebte oder er sie glücklich machte? Sie wusste wirklich nicht, was sie erwidern sollte. »Schottland ist sehr schön. Noch so unberührt und wild.«
»›Schottlands wilde Schönheit‹, nennt Old Mazie es immer«, erwiderte Moira.
Vanessa nickte. »Ja. Ich bin mit meiner Forschung nicht so weit gekommen, wie es meine Absicht war, weil …« Sie suchte nach den richtigen Worten, weil sie nicht wusste, wie viel Graeme seiner Mutter über seine Aufgabe für Solomon’s erzählt hatte. »Weil Graeme sehr viel zu tun hatte mit seinen Studien.«
»Ich wollte dir etwas geben.« Moira stand auf und ging zu ihrer Frisierkommode, von der sie mit einem kleinen Beutel in der Hand zurückkam. »Halte deine Hand auf«, wies sie Vanessa an.
Vanessa tat wie geheißen, und Moira leerte den Beutel in Vanessas Hand. Ein einzelner Ring fiel heraus.
»Das war mein Ehering«, sagte Moira.
Ein großer, von Diamanten umgebener Amethyst schmückte den goldenen Ring. »Wie schön«, sagte Vanessa.
»Ich möchte ihn dir schenken.«
Vanessa schüttelte den Kopf und streckte die Hand aus, um den Ring ihrer Schwiegermutter zurückzugeben. »Das kann ich nicht annehmen.«
»Oh doch.«
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