Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
Ungeheuer von Loch Ness hatte den Schatz beschützt, doch jetzt war die Bestie nicht mehr da, und die Juwelen lagen unbeaufsichtigt zwischen den Knochen.
Er musste sie finden, bevor es Niall gelang. Komme, was da wolle, er musste um jeden Preis verhindern, dass der Rabe Anspruch auf den Königsmacher erhob.
Natürlich würde es jetzt, da Graeme den echten Stein der Vorsehung hatte, ohnehin niemandem mehr möglich sein, den Königsmacher zu vervollständigen. Trotzdem wollte Graeme ganz sichergehen. Die Männer von Solomon’s hatten ihn mit dieser Aufgabe betraut, und er würde sie nicht enttäuschen. Sie waren die einzigen wahren Freunde, die er in London gefunden hatte.
In England respektierten ihn die Leute wegen seines Familiennamens und Titels, aber auch das nur ungern, weil er kein reinblütiger Adeliger war. In ihren Augen war er mit dem Makel einer ärmlichen schottischen Herkunft mütterlicherseits behaftet. Hier in Schottland wiederum hielten die Leute ihn für arrogant und glaubten, er sei sich zu schade für sie mit seinem hohen Adelstitel und Vermögen. Aber sollten sie doch zum Teufel gehen. Zur Hölle mit ihnen allen!
Der Stein der Vorsehung lag an der Ecke seines Schreibtischs, während Graeme mit seinen Aufzeichnungen beschäftigt war. Er hatte überlegt, den Stein per Post an Solomon’s zu schicken, damit er dort im Tresor eingeschlossen werden konnte, wie all die anderen potenziell gefährlichen Relikte, die sie aufbewahrten. Aber damit würde er riskieren, dass das Päckchen unterschlagen oder abgefangen würde, und mit einem solchen Artefakt konnte er sich nun mal keinen leichtsinnigen Umgang erlauben.
Nein, er würde warten, bis er den Stein persönlich überbringen konnte. Bis dahin würde er ihn hier bei sich behalten. Sobald er und Vanessa den Schatz von Loch Ness fanden, würden sie sich mit beiden Kostbarkeiten auf den Weg nach London machen.
Die Arbeitszimmertür flog auf, und Dougal kam herein. »Ich muss etwas mit dir besprechen, Graeme«, sagte er, als er hocherhobenen Hauptes und mit trotzig vorgeschobenem Kinn in der Tür stehen blieb.
Graeme legte seinen Stift nieder und winkte seinen Bruder herein. Er hatte beschlossen, Dougal nicht zur Rede zu stellen, sondern abzuwarten, ob der Junge von allein gestehen würde. Vielleicht erwiesen sich seine Schuldgefühle ja als zu stark für ihn. »Du bist hier zu Hause, Dougal, und brauchst keine Einladung von mir.«
Sein Bruder setzte sich, strich mit den Händen über seinen Kilt und seufzte schwer.
»Woran arbeitest du?«, fragte er.
»An meinen Forschungen.«
Dougals Blick fiel auf den Sandstein, der am Rand des Schreibtischs stand. »Du hast ihn gefunden?«
Graemes Hand glitt wie von selbst zu dem Stein der Vorsehung, als er nickte.
Zum ersten Mal sah Dougal ihn an, und für einen Moment leuchteten seine Augen auf. »Wirklich?« Dann wurden seine Lippen wieder schmal. »Hat sie dir dabei geholfen?«
»Was hast du eigentlich gegen meine Frau?«, versetzte Graeme.
Dougal lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und atmete tief aus.
Vielleicht würde sein Bruder jetzt zugeben, dass er versucht hatte, Vanessa umzubringen, dachte Graeme. Er hatte berücksichtigt, was sie ihm gesagt hatte, dass Dougal sich vermutlich vernachlässigt fühlte und eifersüchtig war, weil Graeme jetzt so viel Zeit mit seiner Frau verbrachte. Das könnte seine Handlungsweise bis zu einem gewissen Grad erklären, aber es entschuldigte sie ganz und gar nicht. Trotzdem wollte Graeme hören, was Dougal zu sagen hatte, und er wollte das Geständnis direkt aus dem Mund des Jungen hören.
»Ich mag sie nicht«, sagte Dougal.
Graeme mochte eine Beichte erwarten, aber er würde dem Jungen nicht erlauben, Vanessa herabzusetzen. Er hatte schon genug angerichtet. Graeme beugte sich vor und tippte mit den Fingerspitzen auf den Tisch. »Sei vorsichtig, junger Mann. Sie ist meine Frau.«
Dougal warf frustriert die Arme hoch. »Siehst du denn nicht, was sie uns angetan hat? Bevor sie kam, war ich es, der dir bei deiner Forschung half. Sie ist wahrscheinlich sowieso nur hinter deinem Titel und deinem Geld her«, sagte er und beugte sich mit angespannter Miene vor.
Was er sagte, war ihm völlig ernst gemeint, und er war offensichtlich aufrichtig besorgt um seinen Bruder. Aber Emotionen zählten nicht, wenn es um versuchten Mord ging. Eine Woge der Wut stieg in Graeme auf und drohte ihn zu überschwemmen.
»Nicht, dass ich dir eine Erklärung schulde, Bruder, aber
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