Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
Familie eines ihrer Mitglieder zu entführen, aber das erforderte sehr viel Zeit und Organisation. Und selbst dann war das Ergebnis nicht sicher, wie Nialls mangelnde Erfolge zeigten. Es würde viel einfacher sein, wenn der Rabe den Schatz selbst suchen könnte.
»Möchtest du ein Geheimnis wissen?«
Dougal zuckte mit den Schultern.
»Die Suche deines Bruders ist vergebens. Kurz bevor ich London verließ, habe ich den Stein der Vorsehung aus Westminster gestohlen.« Es bestand kein Grund, es dem Bengel nicht zu sagen. Er würde ohnehin bald tot sein, wenn er dem Raben nicht mehr nützlich war. So endete es schließlich immer.
Eine steile Falte bildete sich zwischen Dougals Brauen. »Das kann nicht sein.«
»Oh, so ist es aber«, beharrte der Rabe. »Ich weiß genau, wo sich der Stein befindet.«
»Ja, ich weiß, dass es in Westminster einen gab, den man für den echten hielt, aber er war bloß eine Fälschung. Ein Streich, den die Schotten den Engländern vor langer Zeit spielten. Der echte war die ganze Zeit über in Schottland«, sagte Dougal.
Abstruse Fantasien, die ihm wahrscheinlich von seinem dummen Bruder eingeredet worden waren. »Und woher weißt du das?« In Erwartung einer unterhaltsamen Geschichte lehnte der Rabe sich zurück und verschränkte seine Arme vor der Brust.
»Weil ich den echten Stein mit eigenen Augen gesehen habe«, sagte Dougal trotzig. »Graeme hat ihn gestern Nacht gefunden, und heute Morgen sah ich ihn auf seinem Schreibtisch liegen.«
»Vanessa«, brüllte Graeme, als er aus seinem Arbeitszimmer in die Diele des Hauses stürmte, um zu den Schlafzimmern weiterzueilen. »Pack deine Sachen«, sagte er. »Wir reisen augenblicklich ab.«
»Warum brüllst du so herum, Herrgott noch mal?«, fragte seine Mutter, die aus der Küche kam und sich die Hände an ihrer abgetragenen Schürze abwischte. »Ich konnte dich bis in die Küche hören, Junge.«
Er blieb stehen und sah seine Mutter bedauernd an. »Wegen Dougal«, sagte er kopfschüttelnd. »Vanessa und ich reisen ab. Wir werden für den Rest unseres Aufenthalts in Inverness absteigen.«
»Sei nicht albern.« Moira runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Dein Bruder ist noch ein Kind. Was immer er auch gesagt hat, ich bin sicher, dass er es nicht ernst gemeint hat«, sagte Moira.
Graeme sah keinen Grund, seiner Mutter zu erzählen, was Dougal getan hatte. »Du hast ihn nicht gehört, und es war ihm durchaus ernst gemeint.« Graeme holte tief Luft und legte seiner Mutter die Hand auf die Schulter. »Ich glaube, er hat sich mit irgendwelchen Leuten eingelassen, gefährlichen Individuen, mit denen er sich nicht abgeben sollte. Aber wegen seiner Einstellung meiner Frau gegenüber kann und werde ich nicht länger in diesem Hause bleiben.«
»Er hat also schlecht von Vanessa gesprochen?« Moira stemmte die Hände in die Hüften. »Dann werde ich ihm eine hinter die Ohren geben, darauf kannst du dich verlassen.«
»Nein, Mutter.« Graeme atmete mehrmals tief durch, um seine Wut im Zaum zu halten. »Dies ist sein Zuhause. Er ist der Mann hier. Ich kann keine Ansprüche auf dieses Haus erheben, und ich würde es ihm auch nicht nehmen«, sagte Graeme.
»Dieses Haus ist mein Haus«, widersprach Moira und legte eine Hand an ihre Brust. »Und du wirst bleiben, wenn ich es dir sage.«
»Ich diskutiere nicht darüber, Mutter.«
»Ich auch nicht. Leg dich nicht mit mir an, Graeme. Du weißt doch, dass du nicht gewinnen wirst.« Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Was glaubst du denn, von wem ihr Jungs euren Dickkopf habt?« Sie wartete seine Antwort erst gar nicht ab. »Du solltest deine Frau beschützen, aber vergiss nicht, dass du auch einen Bruder hast, der dich liebt und bewundert. Er hat vielleicht nur Stroh im Kopf, aber er ist ein guter Junge.«
Das war’s. Graeme hatte die Nase so gestrichen voll, dass ihm plötzlich nichts mehr daran lag, Dougal zu schützen. »Mutter, er war es, der Vanessa angeschossen hat! Glaubst du jetzt immer noch, er sei ein guter Junge?«
»Was sagst du da?«, fragte sie und schlang erschaudernd ihre Arme um sich selbst.
Graeme fuhr sich mit den Händen durch das Haar. »Ich habe dir doch gesagt, dass er sich mit gefährlichen Individuen eingelassen hat.«
Seine Mutter zerknüllte ihre Schürze in ihren Händen, und tiefe Sorgenfalten erschienen auf ihrer Stirn. »Dann glaubst du also, dass der Junge in ernsten Schwierigkeiten steckt?«
»O ja.«
Moira presste die Lippen zusammen
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