Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
einen nahen Tisch.
Vanessa tat wie geheißen und legte die Edelsteine neben den Stein der Vorsehung. Dougal hielt sich dicht hinter Vanessa und klebte an ihren Fersen wie ein geprügelter und schutzsuchender Welpe. Er war wie benommen, sein Blick war unstet, und seine Hände hatten angefangen zu zittern. Nie war er ihr mehr wie ein Kind erschienen. Offensichtlich war er sehr verängstigt, und wenn er seine Angst nicht unter Kontrolle brachte, könnte sie ihnen zum Verhängnis werden.
Vanessa drehte sich zu ihm um und ergriff seine Hände, um ihm etwas Solides zu geben, auf das er sich konzentrieren konnte. »Es wird alles gut, Dougal. Das verspreche ich dir.«
Endlich schaute er ihr für einen Moment lang in die Augen, aber dann glitt sein Blick zu dem Raben, der ein gefährlich aussehendes Messer herausgeholt hatte und mit dem Daumen über die Schneide fuhr, als wolle er ihre Schärfe prüfen.
Dougal schüttelte den Kopf. »Nein. Nichts wird gut. Er wird die Königin ermorden, und ich habe ihm dabei geholfen. Ich habe mitgeholfen, die Königin zu töten. Und ich habe dich angeschossen. Ich kann nicht glauben, dass ich auf dich geschossen habe.«
»Das ist Unsinn, Dougal. Du hast nicht mitgeholfen, die Königin zu töten«, sagte Vanessa streng, ohne den Blick von Dougals Augen abzuwenden, um ihm etwas von ihrer Kraft zu übermitteln. »Du bist noch ein Junge und für nichts von alledem verantwortlich. Außerdem ist er auch nur ein Mann und keineswegs allmächtig. Er kann unmöglich wissen, wo die Königin sich in jedem Augenblick aufhält. Er mag wissen, dass sie heute bei dem Begräbnis in Westminster Abbey ist, und vielleicht hofft er, dass ihre Leibwächter sie in diese Richtung führen. Aber er kann nicht mit Sicherheit wissen, wo sie sich gerade aufhält. Sie könnte genauso gut auf der anderen Seite des Gebäudes sein und sich an den Rosen im Garten erfreuen. Und was mich angeht, so bin ich gesünder denn je, und ich weiß, dass du dir nichts Schlimmes dabei gedacht hast.«
Endlich nickte Dougal, als hätte er verstanden. Aber es war nur ein kurzer Sieg. Vanessa war so darauf konzentriert gewesen, Dougal zu beruhigen, dass sie vergessen hatte, dass der Rabe jedes ihrer Worte mithören konnte.
Oder vielmehr fast vergessen, bis er den Kopf zurückwarf und lachte. Vanessa funkelte ihn böse an, als ihr Zorn ihre Furcht vorübergehend überwog.
Die Brust des Raben bebte vor Lachen, bis es nach und nach erstarb. »Für was für einen jämmerlichen Dilettanten halten Sie mich eigentlich?« Er kam auf sie zu und blieb nur Zentimeter vor ihr stehen. »Glauben Sie wirklich, ich würde mir all diese Mühe machen, ohne vorher gründlich recherchiert zu haben? Glauben Sie, ich würde monatelang Pläne schmieden, eine unschuldige Familie entführen, einen Schatzsucher-Kollegen bestehlen und mich damit abgeben, diesen hirnlosen Tölpel zu manipulieren?«, sagte er, auf Dougal zeigend. »Glauben Sie, ich würde morden und dann all meine Bemühungen darauf verschwenden, die Königin ins Jenseits zu befördern, wenn ich nicht absolut sicher wäre, dass es mir gelingen wird?«
Ein fanatisches Funkeln stand in seinen Augen, und Speichel schäumte in seinen Mundwinkeln. In diesem Moment wurde Vanessa die Wahrheit klar: Er war verrückt und würde alles in seiner Macht Stehende tun, um seine Pläne auszuführen.
Trotzdem schüttelte sie noch immer den Kopf. »Nein. Sie können unmöglich wissen, wo …«
»Natürlich weiß ich das«, unterbrach er sie. »Jeder hat seinen Preis. Dougal hier war für ein paar schmeichlerische Komplimente und ein verständnisvolles Ohr zu haben; Niall für die verschwindend kleine Hoffnung, dass er seine Familie eines Tages zurückbekommen würde.« Der Rabe fuhr zur Tür herum und machte eine weit ausholende Geste. »Und einer der loyalsten Palastwachen Ihrer Majestät hatte auch seinen Preis.«
Er zuckte die Schultern, als würde er plötzlich von Bescheidenheit geplagt. »Natürlich brauchte es Zeit, eine Wache zu finden, die erpressbar war. Hinzu kamen viele Bahnreisen zwischen London und Schottland, um Niall im Auge zu behalten, mit dem jungen Dougal zu plaudern und die Informationen zu beschaffen, die ich brauchte. Aber letztendlich fand ich heraus, dass ein gewisser Samuel Bennet eine ihm äußerst peinliche Vorliebe hat.«
Wieder lachte der Rabe. »Das muss man sich mal vorstellen! Jemand ist bereit, die Königin zu verraten, nur weil er sich seiner Vorliebe für junge Männer
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