Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
nachzugehen?«
»Du bist so früh gegangen und warst so vorsichtig und leise, dass ich dachte, du versuchst irgendetwas vor mir zu verbergen.« Dann schwieg sie einen Moment, und er wünschte, er könnte sie im Dunkeln sehen, als sie dann sagte: »Es ist meine Pflicht als Ehefrau, solche Angelegenheiten zu überprüfen. Oder zumindest doch, solange ich deine Frau bin.«
Er stieß so laut den Atem aus, dass das Geräusch von den Wänden widerhallte.
»Wo willst du eigentlich hin in dieser Dunkelheit?«, fragte sie. »Ich habe genau zu diesem Zweck ein paar Kerzen mitgebracht. Sie sind in meiner Tasche. Soll ich eine anzünden?«
»Nein, sollst du nicht.«
»Willst du mich nicht endlich loslassen?«
Er hielt sie in der Tat noch immer fest und genoss das Gefühl ihrer weiblichen Rundungen an seinem Körper, mit dem er sie an die Wand gedrückt hielt. Und das war genau das, was er im Moment auch wollte. Er senkte den Kopf, sodass sein Atem ihre Schulter streifte. »Vielleicht habe ich ja etwas anderes im Sinn.«
Sie erschauerte unter seinen Händen, und ihr stockte der Atem, sodass ihre Worte ungewöhnlich heiser klangen. »Ich bin mir nicht sicher, ob das eine vernünftige Beschäftigung wäre an einem Ort wie diesem.«
»Wahrscheinlich nicht.« Was aber nicht bedeutete, dass er sie nicht küssen konnte. Nur eine süße kleine Kostprobe, dachte er, als er seinen Mund zu einem leidenschaftlichen Kuss auf ihren presste. Sie seufzte leise, während ihr Körper sich an seinem entspannte. Am liebsten wäre Graeme mit ihr zum Haus zurückgegangen, um sie erneut zu lieben. Aber er konnte es sich nicht leisten, seine Pflichten Solomon’s gegenüber zu vernachlässigen. Er hatte ein Versprechen gegeben, das er nicht einfach ignorieren konnte. Und er wollte verdammt sein, wenn er so würde wie sein Vater.
Vanessa war spröde, aber nicht zimperlich, was eine aufregende Kombination war. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn er seinen eigenen Namen vergäße, wenn er diese Frau berührte. Aber er hatte zu tun, und daher trat er einen Schritt von ihr zurück.
»Sei vorsichtig und bleib dicht hinter mir. Und sprich nicht«, warnte er sie, als er ihre Hand nahm und sie in die Richtung zog, in der er unterwegs gewesen war. Er hätte versuchen können, Vanessa heimzuschicken, aber ihm war klar, dass das nur Zeitverschwendung wäre. Sie hatte ihm schon einmal bewiesen, dass sie nicht die Art von Frau war, die sich benahm, wie es von ihr erwartet wurde, oder die tat, was man ihr befahl.
Vermutlich war es bei ihr eher so, dass sie das genaue Gegenteil dessen tun würde, was ihr gesagt wurde. Es erschien ihm immer unwahrscheinlicher, sie nach London zurückschicken zu können, sofern er nicht bereit war, sie selbst dorthin zu begleiten oder sie zumindest an den Zug zu fesseln. Aber weder das eine noch das andere wäre eine Garantie dafür, dass sie nicht postwendend hierher zurückkehren würde.
Sie schlichen durch die Dunkelheit, und zu seiner Überraschung stolperte Vanessa weder, noch sagte sie etwas. Es beeindruckte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte, dass sie nicht nur bei seinem heimlichen Tun, sondern auch mit seinem Tempo mithalten konnte.
Irgendwo zu ihrer Rechten hörte Graeme einen Stein von der Felswand herunterpoltern. Sofort blieb er stehen, und auch Vanessa verhielt den Schritt. Vor ihnen erkannte er einen schwachen Lichtschein. Vielleicht brannten dort noch weitere Fackeln.
»Es kam von da drüben«, flüsterte sie, und wahrscheinlich deutete sie auch in die Richtung, aber in dem Tunnel war es zu dunkel, um genau zu sehen, wohin sie zeigte.
»Sei still«, flüsterte er ihr zu. Sie roch gut, wie Frühling und saubere Leintücher, und er hätte nichts lieber getan, als sich in ihr zu verlieren, bis ihr Duft ihn ganz und gar umhüllte. Aber er trat zurück, um einen klaren Kopf zu bekommen, und begann sich in die Richtung zu bewegen, aus der das Geräusch gekommen war.
Das Licht wurde heller, als sie weitergingen, und Graeme wusste, dass sie Niall bald erreichen würden. Er hoffte nur, dass es dort genügend dunkle Ecken gab, in denen sie sich verbergen konnten, um seinen Cousin zu beobachten.
Wieder ertönte ein dumpfer Aufprall, und sie hörten Niall fluchen. Graeme sah eine Wand zu ihrer Rechten, hinter der sie sich verstecken konnten, und schob Vanessa darauf zu.
»Du bleibst hier im Dunkeln«, raunte er.
Sie nickte.
Graeme spähte um die Ecke und sah Niall, der Steine aufeinanderlegte, als baute er
Weitere Kostenlose Bücher