Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
habe.« Der Rabe senkte seine Zigarre und richtete seinen kalten, gefühllosen Blick auf Niall. »Aber stellen Sie mich nicht noch einmal auf die Probe. Ich habe zwei Ihrer Familienmitglieder in meiner Obhut. Es wäre mir äußerst unangenehm, wenn einem von ihnen etwas zustieße. Aber ich gehe davon aus, dass Sie Ihren Teil unserer Abmachung auch dann noch einhalten würden, wenn es nur noch darum ginge, Ihren Sohn zu schützen.«
Niall trat einen Schritt vor. »Tun Sie meiner Frau nichts an!«
»Finden Sie meinen Schatz, und ich verschwinde aus Ihrem Leben«, erwiderte der Rabe gleichmütig. Wieder zog er tief an seiner Zigarre und stieß eine Wolke blauen Rauches aus.
»Bitte sagen Sie mir doch wenigstens, dass es ihnen gut geht.« Niall beugte sich an seinem Schreibtisch vor und suchte den Blick des anderen Mannes. Aber wenn er nach einer menschlichen Regung in diesen kalten blauen Augen suchte, dann vergeblich. »Bitte.« Der Ausdruck des Raben blieb unverändert. Niall lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück. »Ich könnte mich viel besser auf meine Arbeit konzentrieren, wenn ich wüsste, dass sie wohlauf und sicher sind«, bat er leise.
Der Rabe schwieg, als dächte er über die Bitte nach, aber Niall wusste, dass das nur eine grausame Illusion war; der Rabe war kein Mann, mit dem man reden konnte. Trotzdem konnte er gar nicht anders, als um die Sicherheit seiner Familie zu betteln. Seine Frau und sein Sohn bedeuteten ihm mehr als alles andere auf der Welt. Und diese zwanghafte Suche nach dem Schatz von Loch Ness, die früher einmal sein Leben ausgefüllt hatte, war zu kaum mehr als einem Hobby geworden, mit dem er sich ab und zu befasste. Das Zusammensein mit Penny und Jonathan war für ihn unendlich viel wichtiger geworden als irgendein belangloser Schatz. Doch nun hing das Leben seiner Frau und seines Sohnes von den verfluchten Edelsteinen ab. Niall fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
Der Rabe lachte. »Ich gebe nie etwas umsonst. Bringen Sie mir, was ich will, dann können Sie Ihre kostbare Familie zurückhaben.«
»Mein Sohn ist doch nur ein kleiner Junge.«
Soweit dies überhaupt möglich war, verhärteten sich die Züge des Raben sogar noch mehr. »Ich habe auch einen Sohn«, knurrte er. »Sie sind die Mühe nicht wert.«
Jetzt wandte Niall sich von dem Raben ab, weil er ihn einfach nicht mehr ansehen konnte. Er hatte keine Wahl. Er musste diesen verdammten Schatz von Loch Ness finden. Und zwar schnell. Das Beängstigende war, dass er heute nicht näher daran war, als er es vor drei Jahren schon gewesen war.
Niall hörte das Leder ächzen, als der Rabe sich aus dem Sessel erhob.
»Wenn ich diesen Stein bis nächste Woche nicht in Händen habe«, sagte der Rabe entschieden, »werde ich sie töten. Und das nicht auf sanfte Art und Weise. Ich werde mit Ihrer Frau beginnen, meinen Spaß mit ihr haben und sie ein bisschen verprügeln, aber nicht so sehr, dass sie nicht mehr bei Sinnen wäre, wenn ich dann Ihren Sohn umbringe. Ich werde an seiner Kehle beginnen, das Messer bis zu seinem Unterleib herunterziehen und ihn ausweiden wie ein Tier. Ich habe weder Mitgefühl für die, die mich enttäuschen, noch für ihre Lieben. Vergessen Sie das nicht.« Mit diesen Worten schlenderte er aus dem Arbeitszimmer.
Niall stürzte einen weiteren Drink hinunter und zwang sich dann, tief durchzuatmen. Ihm drehte sich der Magen um bei dem Gedanken, dass dieser verdammte Mistkerl seine entzückende Frau anrühren könnte. Aber er konnte es sich nicht leisten, in Panik zu geraten. Penny brauchte ihn ebenso wie der kleine Jonathan. Seine Finger schlossen sich um das Glas in seiner Hand, dann zog er abrupt den Arm zurück und schleuderte es quer durch den Raum. Es zersplitterte an den massiven Holzpaneelen und fiel in einem Scherbenregen auf den Boden. Wie eine Million glitzernder Edelsteine, die Niall verhöhnten.
Er hatte jede verdammte Höhle abgesucht, die er erreichen konnte, und er hatte nie etwas gefunden, das einem Schatz ähnelte. Aber er wusste auch, dass es noch mehr verborgene Höhlen in den Tiefen dieses Berges gab. Er musste sich nur den Weg dorthin freisprengen. Doch ihm lief die Zeit davon.
Vanessa war noch immer ganz aufgeregt über ihre Entdeckung, als sie und Graeme zum Cottage zurückgingen. Sie hatte nicht nur ihr erstes Fossil geborgen – den Stein, der in ihrer Tasche lag –, sondern sie war auch auf eine weitere Höhle gestoßen, die voller vielversprechender Möglichkeiten war. Sie
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