Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
hatte Graeme davon erzählen wollen, aber dann beschlossen, dass es vielleicht das Beste war, zurückhaltender mit dem Austausch von Informationen zu sein. Sie war noch immer neugierig, was es mit den Notizen auf sich hatte, die sie in Graemes Arbeitszimmer gelesen hatte.
Wenn sie wollte, dass er ihr zusätzliche Informationen bezüglich der Schatzsuche und der nach dem Stein der Vorsehung gab, würde ihre Entdeckung ihr vielleicht ein bisschen Verhandlungsraum verschaffen.
»Was hast du da drinnen getan?«, wollte Graeme wissen.
»Geforscht«, erwiderte sie lediglich. »Ich bin Wissenschaftlerin. Es liegt in meiner Natur, neugierig zu sein.«
»Und?«, beharrte er und zog die Brauen über seinen schönen grünen Augen hoch.
»Und was?«, entgegnete sie in gespielter Unschuld.
Er schnappte ein wie ein kleiner Junge und stieß eine Art frustriertes Knurren aus.
Sie hatte ihn verärgert, das war ihm deutlich anzumerken. Einem kleinen Teil von ihr gefiel dieser Gedanke. Es war kindisch, wie ihr sehr wohl bewusst war, und trotzdem war es so. Sie wusste, was er wollte, und sie hatte sogar etwas sehr Interessantes zu erzählen. Etwas, das seine persönlichen Interessen anging. Es jedoch unbedingt aus ihr herausholen zu wollen, war aufschlussreich und verriet ihr einiges über seinen Charakter.
»Hast du irgendwas gesehen?«, fragte er mit schmalen Lippen. »Oder etwas Interessantes gefunden?«
»Wie was?«
»Hör auf, Spielchen mit mir zu treiben, Vanessa.« Er zog sie an sich, und seine grünen Augen bohrten sich förmlich in ihre. »Sag mir, was du entdeckt hast.«
Sie atmete langsam aus. Vielleicht hatte sie seine Geduld härter als nötig auf die Probe gestellt. Sie erwiderte seinen Blick noch einen Atemzug lang, bevor sie ihn vielsagend auf seine Hände richtete und wieder aufblickte. Er ließ ihre Hände los, aber dann sah sie den blutdurchtränkten Stoff über seiner Wunde und wurde von Schuldgefühlen ergriffen.
»Zunächst einmal fand ich eine Leiche«, berichtete sie. »Und obwohl ich nicht feststellen konnte, wie dieser Mensch genau gestorben war, kam ich zu dem Schluss, dass es ein höchst schmerzhafter Tod gewesen sein muss.«
Eine tiefe Falte bildete sich zwischen Graemes Augenbrauen. »Du meinst das ernst.«
»Aber natürlich meine ich es ernst.«
»Er war aber doch tot, oder?«
Sie lächelte. »Oh, ganz eindeutig. Er war schon fast vollständig verwest.« Als das sein Stirnrunzeln nicht beseitigte, berührte sie seine Hand. »Es war ein menschliches Skelett, Graeme. Kein Grund zur Sorge. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es ein Mann war.« Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke. »Obwohl er Hosen anzuhaben schien. Natürlich tragen gelegentlich auch Frauen Hosen, aber das ist eher ungewöhnlich. Es sei denn, hier oben in den Highlands ist das anders.«
Als er nichts erwiderte, sagte sie: »Graeme?«
»Was?« Seine Stirn lag immer noch in Falten.
»Glaubst du, es könnte auch eine Frau gewesen sein?«, fragte sie.
»Ich bezweifle, dass andere Frauen in diesen Höhlen herumspaziert sind«, entgegnete er spöttisch.
Es war ein nur schlecht getarnter Vorwurf, den sie vollkommen zu ignorieren gedachte. »Ich glaube nicht, dass wir das voraussetzen können. Schottische Frauen sind stark und mutig«, entgegnete sie mit einem zuckersüßen Lächeln.
»Du wirst nicht in diese Höhlen zurückkehren! Sobald das Wetter es erlaubt, wirst du wieder in einem Zug sitzen und nach London zurückfahren.«
Jetzt glaubte er schon wieder, er könne sie beherrschen! Schon gestern am Bahnhof war er selbstherrlich und despotisch gewesen und hatte versucht, sie heimzuschicken. Als glaubte er, das Recht zu haben, ihr Vorschriften zu machen. Und das, bevor er gewusst hatte, dass sie rechtmäßig verheiratet waren. Also wirklich!
Sie konnte sich gerade noch beherrschen, um nicht die Augen zu verdrehen. Offensichtlich hatte er sehr spezielle Vorstellungen von den Rechten und Pflichten eines Ehemanns. Es könnte eine Menge Arbeit ihrerseits erfordern, aber sie würde ihn von dieser irrigen Einstellung befreien müssen.
»Das ist ja lächerlich! Ich muss in diesen Höhlen arbeiten«, sagte sie. »Aber höflichkeitshalber frage ich dich, warum du nicht willst, dass ich dorthin zurückkehre. Weil ich eine Leiche gefunden habe? Ich kann dir versichern, dass dieser Mensch schon sehr lange tot ist und mir nichts mehr anhaben konnte.«
»Trotzdem ist es viel zu gefährlich für dich. Und nicht nur wegen dieser
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