Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
bevor er sagte: »Du könntest mir eine Karte zeichnen.«
»Nein, das glaube ich nicht.« Vanessa trat vor den Kamin und rieb sich ihre Hände vor den heißen Flammen. »Ich halte es wirklich für das Beste, dir die Höhle selbst zu zeigen.« Hitze strahlte auf ihre Arme ab und wärmte ihre Beine durch den dicken Wollstoff ihrer Röcke. »Das ist mein Preis.«
»Du hältst dich wohl für ziemlich schlau.« Er hatte sich so leise und schnell bewegt, dass sie ihn nicht kommen gehört hatte, aber er stand unvermutet direkt hinter ihr.
Eine andere Art von Hitze flimmerte jetzt über ihre Haut, die absolut nichts mit dem Kaminfeuer zu tun hatte. Vanessa schloss die Augen und kämpfte gegen das Bedürfnis an, sich an Graeme zu lehnen, der so dicht hinter ihr stand.
»Ich mag diese Art von Spielchen nicht.« Seine tiefe Stimme war sanft und so dicht an ihrem Ohr, dass sein heißer Atem über ihren Nacken glitt.
Vanessa konnte spüren, wie ihre Brustspitzen sich versteiften, und tat einen unsicheren Atemzug. Sie wartete gespannt darauf, dass Graeme sie berührte, aber sie wartete vergeblich. Statt seiner Hände spürte sie einen Luftzug hinter sich, als er zur Tür ging.
»Zwei Stunden«, sagte er. »Iss etwas, ruh dich aus oder tu, was immer Frauen tun müssen, und triff dich dann mit mir im Garten.«
Ein kalter Wind pfiff Graeme um die Ohren, als er nach draußen ging. Er musste einen klaren Kopf bekommen. Wie zum Teufel sollte er sich auf seine Arbeit konzentrieren, wenn er mit dieser Frau zurechtkommen musste? Sie machte ihn wütend. Und das Schlimmste war, dass er an nichts anderes denken konnte, als sie zu lieben, langsam und mit vollster Hingabe und Leidenschaft.
Ihm wurde immer klarer, dass seine Herzogin sich nicht beherrschen lassen würde, ganz gleich, aus welchen Gründen. Bisher hatte sie es geschafft, sich aus allzu großen Schwierigkeiten herauszuhalten, aber trotzdem wusste er, dass er sie im Auge behalten musste.
Hatte sie nicht gerade erst zugegeben, dass sie in sein Arbeitszimmer geschlichen war und nicht nur seine Notizen gelesen hatte, sondern auch alle, die Jensen ihm bezüglich Nialls Nachforschungen gegeben hatte? Was bedeutete, dass sie bereits so gut wie alles wusste.
Ach zum Teufel, vielleicht könnte sie ihm ja tatsächlich nützlich sein. Er war nur so verdammt abgelenkt von ihr gewesen … schon ihr Haar lenkte ihn ab, diese dichten roten Locken, die ihr Gesicht umrahmten, als bettelten sie geradezu darum, dass jemand sie ihr hinter die Ohren strich. Und wie sich ihre Nase kräuselte beim Nachdenken …
Heute hatte sie sogar den Anblick einer Leiche ertragen müssen. Die meisten Frauen wären in Ohnmacht gefallen und hätten Riechsalz gebraucht, um wieder zu sich zu kommen. Und dann hätten sie sich ins Bett zurückgezogen, um sich von dem Schrecken zu erholen. Aber Vanessa war keine gewöhnliche Frau. Sie hatte es nicht nur geschafft, den Zwischenfall allein zu überstehen, sondern wollte nun auch noch in die Höhlen zurückkehren. Erstaunlich, dachte er.
Kapitel zehn
Z wei Stunden später ging Graeme neben Vanessa die Anhöhe zur Burg hinauf und versuchte, sich auf sein Vorhaben zu konzentrieren. Seine vordringlichste Aufgabe war es, seinen Cousin zu überprüfen, aber er durfte auch seine eigenen Interessen nicht vernachlässigen. Er hatte diese Höhlen schon nach möglichen Verstecken des Steins der Vorsehung durchsucht, und falls Vanessa tatsächlich eine neue Höhle entdeckt hatte, wollte er sich unbedingt auch dort umsehen. Schließlich war auch er nicht frei von Neugierde.
Vanessa ging neben ihm. Es gefiel ihm, dass sie so groß war. Unwillkürlich dachte er an diesen Morgen in der Höhle, als er sie an die Wand gedrückt und ihre intimste Stelle so dicht an seiner eigenen gespürt hatte. Fast hätte er die Kontrolle über sich verloren und sie gleich dort an dieser Höhlenwand genommen. Was zweifellos nicht die richtige Art wäre, eine Dame zu behandeln. Doch trotz dieser Einsicht ging ein scharfes Ziehen durch seine Lenden.
Da diese Gedankengänge sich jedoch nicht als nützlich für die bevorstehende Aufgabe erweisen würden, konzentrierte er sich auf die kalten Temperaturen, während sie einen Hügel überquerten, um zum nächsten zu gelangen. Das froststarrende Gras und die kahlen Bäume bildeten eine öde Landschaft.
»Hast du alle meine Notizen gelesen?«, fragte er Vanessa.
»Ja«, erwiderte sie ohne Zögern. »Und ich habe dich in jener Nacht auch vor meiner
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