Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
Ball in diesem prächtigen Teil der Burg gegeben. Graeme und Vanessa verließen den weitläufigen, offenen Bereich, um sich in den gegenüberliegenden Flügel zu begeben.
Sie durchsuchten jedes Zimmer, zu dem sie auf dem Weg gelangten, öffneten Schränke und Schubladen, spähten in Vasen und verschoben Bücher und Gemälde an den Wänden.
»Weißt du, dass diese Burg auch als Macbeth’ Castle bezeichnet wird?«, flüsterte Vanessa, als sie durch ein kleines Speisezimmer zu einem Salon hinübergingen.
»Ist das wahr?«
»O ja. In Shakespeares Stück teilen die drei Hexen Macbeth mit, dass er Kronvasall von Cawdor sein wird, und dies ist die erste ihrer Prophezeiungen, die sich erfüllt. Sie ist es, was ihn so erpicht darauf macht, König Duncan zu stürzen und den Thron zu stehlen.« Sie schnappte scharf nach Luft und blieb ganz plötzlich stehen.
»Was ist?« Graeme blickte sich um, um zu sehen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
»Glaubst du, das ist es, wovon Shakespeare sprach? Von dem Königsmacher, meine ich? Macbeth war hinter dem Königsmacher her«, sagte Vanessa.
Graeme schüttelte den Kopf. »Es ist nur ein Theaterstück, Vanessa.« Er zog sie weiter, und der nächste Raum, den sie betraten, war eine Bibliothek. Bisher hatten sie noch nichts gefunden, was darauf hinwies, wo der Stein versteckt sein könnte. Graeme befürchtete, dass sie die Schlafzimmer schließlich doch würden durchsuchen müssen, da die meisten Leute gerade dort ihre Wertsachen verbargen.
»Ich meine es ernst«, sagte Vanessa. »Wenn König William den Stein benutzt hat, um König zu werden, warum könnte Shakespeare ihn dann nicht auch in einem Stück verwendet haben? Noch dazu in einem über schottische Könige?«
Graeme lachte leise. »Das ist eine interessante Theorie, aber sie hat keinerlei Bedeutung für unsere momentane Suche.«
Vanessa hörte schon nicht mehr zu, sondern war zu einem Zimmer an der Vorderfront der Burg geeilt. »Sei dir da mal nicht so sicher, mein Herr Gemahl«, sagte sie und zeigte mit einem breiten Lächeln auf ein Schild.
»Macbeth’ Museum«, las Graeme. »Die Cawdors schlagen Kapital aus der literarischen Berühmtheit ihres Besitzes.«
Vanessa zupfte an seinem Ärmel, um ihn in den Raum zu ziehen. »Wir müssen überall suchen.«
Sie betraten den sehr weitläufigen Raum. Plakate von verschiedenen Aufführungen hingen an den Wänden, und in gläsernen Vitrinen waren Requisiten ausgestellt: Gewänder, Schwerter und eine Hand voll Schriften.
»Faszinierend«, sagte Vanessa.
Graeme durchschritt den Raum, bis er vor einem großen Glaskasten stehen blieb. Ein prachtvolles, eindeutig für Könige geschaffenes Gewand in Purpur und Rot war darin ausgestellt, und über dem Gewand hing eine mit Juwelen besetzte Krone. Smaragde, Rubine und Saphire bedeckten fast jeden Zentimeter dieser goldenen Krone, und in ihrer Mitte glitzerte ein riesiger Rubin.
»Vanessa«, sagte Graeme.
Sie kam zu ihm und blickte zu der Krone auf.
»Etwas direkt vor jedermanns Augen zu verbergen, kann oft das wirksamste Versteck sein«, sagte er.
Sie zeigte auf die Plakette neben dem Schaukasten. »Macbeth’ Krone.«
***
Der Rabe stand in der Tür und beobachtete Sam und Braden beim Durchsuchen des Arbeitszimmers. Seine Anwesenheit blieb unbemerkt von den Männern, die sich voll und ganz auf ihre Arbeit konzentrierten. Das war das Problem bei den meisten Leuten; sie waren einfach nicht aufmerksam genug.
Braden achtete nicht auf das Durcheinander, das er hinterließ, als er Schubladen ausleerte und Bücher auf den Boden warf. Der Rabe schüttelte den Kopf. Bevor seine Karriere von Solomon’s beendet worden war, war er der beste Antiquitätenhändler in der Branche gewesen. Für einen saftigen Preis hatte er mehr Artefakte aufgespürt und geborgen, als die meisten sogenannten Wissenschaftler je zu finden hoffen durften. Aber seit Solomon’s ihn gezwungen hatte, von der Bildfläche zu verschwinden, hatten seine früheren Kunden sich auf diesen Vollidioten Braden verlassen müssen, um ihre Schätze aufzutreiben.
Er hatte den Mann nie bei der Arbeit gesehen, sondern bisher nur über andere von seinen Entdeckungen gehört. Und Braden hatte sogar König Salomons Stein gefunden, den königlichen Saphir, den jetzt der Rabe hatte. Aber vielleicht war der Fund nicht mehr als pures Glück gewesen, denn als er Braden jetzt beobachtete, war der Rabe nicht mal sicher, dass dieser Stümper seinen eigenen Hintern finden
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