Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
Zugbrücke verfangen.« Er hörte nicht auf, mit immer hektischeren Bewegungen an seinem Bein zu zerren. »Es steckt fest, verdammt!«
»Gib mir die Krone«, verlangte der Rabe.
»Tu das nicht, Sam«, warnte Graeme. »Er benutzt dich nur. Wenn du ausgedient hast, bist du tot.« Graeme schwieg einen Moment, bevor er hinzufügte: »Ist es das, was Braden passiert ist? War er dem Raben nicht mehr nützlich, und er hat ihn umgebracht?«
»Dieser Idiot hat nie für mich gearbeitet!«, fauchte der Rabe.
»Öffne das Tor, damit wir dir helfen können«, sagte Graeme zu Sam.
Der Rabe wartete das Ende ihrer Verhandlungen nicht ab, sondern ging zu Sam und stieß ihm seinen Ellbogen gegen die Nase. Blut schoss aus dem Gesicht des Mannes, und während er noch aufheulte vor Schmerz, riss der Rabe ihm die Krone aus der Hand und rannte über die Zugbrücke davon.
Sobald er die Brücke verlassen hatte, begann sie sich zu bewegen. Ketten und Gewinde quietschten, und Sam brüllte auf und griff nach seinem Bein.
»Was ist da los, Graeme?«, fragte Vanessa erschrocken. »Kannst du die Brücke anhalten?«
Graeme suchte überall um das Tor herum und in der Mauer, die es umgab, fand aber nichts, womit er die Brücke hätte stoppen können. »Der Mechanismus muss von innerhalb der Burg ausgelöst worden sein. Jemand dort drinnen hat die Brücke hochgezogen.«
Je näher die Brücke Sam kam, desto lauter brüllte er.
Das würde kein gutes Ende nehmen, und Graeme konnte nicht einfach dastehen und Vanessa mitansehen lassen, wie es geschah. Er zog sie an sich und rannte mit ihr zur Burg zurück. In einem großen Bogen umgingen sie das Gebäude, bis sie den bewaldeten Bereich dahinter erreichten.
Als sie um die Ecke bogen, rastete die Zugbrücke ein, und Sam stieß seinen letzten Schrei aus.
Kapitel sechzehn
A m späten Vormittag kehrten Vanessa und Graeme zum Dorf zurück. Sie hatten es nicht geschafft, rechtzeitig am Bahnhof zu sein, um Esme und Fielding abzuholen, aber sie hatten eine Nachricht erhalten, dass die beiden gut angekommen waren. Außerdem hatte die Zugfahrt Esme Gelegenheit gegeben, die Bekanntschaft des Amerikaners zu machen, der die Abtei renovierte, die versteckt hoch oben in den Bergen lag. Er hatte darauf bestanden, dass sie bei ihm wohnen sollten, und sie hatten nur zu gerne zugestimmt.
Esme hatte auch schon für alle eine Einladung zu einer Dinnerparty in der Abtei angenommen. So kam es, dass Graeme, Vanessa und der Rest seiner Familie nun an jenem Abend vor der Tür des Amerikaners standen und auf Einlass warteten.
»Oh, wie schön – kommen Sie, treten Sie doch ein«, sagte der Mann, als er ihnen öffnete.
Vanessa betrat die Abtei vor Graeme, dessen Hand am Ansatz ihres Rückens lag. Die Wärme seiner Hand drang durch ihr Kleid auf ihre Haut und erinnerte sie daran, wie es sich anfühlte, von diesen Händen noch viel intimer berührt zu werden. Hitze durchflutete ihren Körper und ließ sie heiß erröten. Es hatte seinen Grund, warum die meisten Frauen sich damit zufriedengaben, daheimzubleiben, Tee zu trinken und zu plaudern. Leidenschaft und Verlangen konnten es einem unmöglich machen, klar zu denken.
»Ein Herzog und eine Herzogin!«, sagte der Amerikaner sichtlich beeindruckt. »Und ich bin so ein Gimpel, dass ich nicht mal weiß, wie ich Sie korrekt anrede.«
»›Euer Gnaden‹«, sagte Esme, die mit einem reizenden Lächeln hinter ihrem Gastgeber stand. Fielding hatte einen Arm um ihre Taille gelegt und hielt sie dicht an seiner Seite.
»Aber wir legen keinen Wert auf solche Formalitäten«, wandte Graeme ein. »Es genügt, wenn Sie uns Graeme und Vanessa nennen.«
»Und ich bin George Randolph«, stellte der Mann sich vor. »Willkommen in meinem Kastell.«
Vanessa war versucht, den Mann zu berichtigen, dass dies eine Abtei und kein Kastell war, aber sie war noch zu sehr damit beschäftigt, über Randolphs Worte nachzudenken. Ein Herzog und eine Herzogin?
»Du bist ein Herzog?«, flüsterte sie Graeme zu. »Und du hast es nicht für nötig gehalten, mir das zu sagen?«
Graeme schob sie mit seiner Hand an ihrem Rücken weiter und grinste. »Ich dachte, ich hätte es dir gesagt.«
Sie drehte sich zu ihm um. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir noch nie darüber gesprochen haben, dass ich eine Herzogin bin.« Dann dämmerte ihr etwas: Deshalb nannte Graeme sie manchmal so. Es war kein Kosename, wie sie geglaubt hatte, sondern einfach nur die Wahrheit. Sie drehte sich wieder zu den anderen
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