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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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trat erst nah an ihn heran, wandte sich jedoch wieder ab und ließ seinen Blick im Raum umherschweifen. Dann ging er zurück zum Spiegel und nahm ihn ohne zu zögern von der Wand. Tatsächlich befanden sich dahinter eine Einbuchtung und ein Druckknopf.
    Â»Watson«, zischte er fast unhörbar und gab mir mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass ich den Knopf betätigen sollte, was ich auch tat. Es folgte ein schwaches metallisches Klicken, und ein Paneel der holzgetäfelten Wand sprang auf.
    Â»Schnell«, sagte er leise und war auch schon durch den geheimen Eingang in den dahinter liegenden Raum verschwunden. Als ich diesen mit gezückter Waffe betrat, hatte mein Gefährte seine Lampe auf einen äußerst kleinen, rechteckigen Tisch gestellt. Meine Verwunderung kannte keine Grenzen, als ich bemerkte, dass man das Zimmer vollkommen mit Spiegeln ausgekleidet hatte. Es war schmal und lang, der einzige Gegenstand darin war der winzige Tisch. Holmes wies auf die Wände.
    Â»Sagt Ihnen Katoptrik etwas?«
    Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich nur einmal in einem Zeitungsartikel über das Thema gelesen hatte.
    Â»Geht es dabei nicht um Licht und Spiegel?«
    Â»Sehr simplifiziert ausgedrückt, ja. Natürlich steckt deutlich mehr dahinter. Ist Ihnen der Jesuit Athanasius Kircher ein Begriff?«
    Â»Wurde nicht ein Museum in Rom nach ihm benannt?«
    Â»Bravo. Übrigens beherbergt das nach ihm benannte Kircherianum einige dieser so genannten Wunderkammern. Im Gegensatz zu dem Saal des Krieges und der Spiegelgalerie in Versailles, den 119 Spiegeln der Maria von Medici oder dem Festsaal des Erzbischofs von Sens, bei denen man vor allem auf architektonische Effekte setzte, hat Kircher weitergedacht.«
    Als ich einen kurzen Blick auf einen der Spiegel im hinteren Teil des Raumes warf, starrte mich völlig unerwartet ein Tierkopf mit feurigen Augen an. Ich erschrak dermaßen, dass ich mich auf den Boden setzen musste. Ich schnappte nach Luft und schlug mit der Faust gegen den Brustkorb, weil ich das Gefühl hatte, mein Herz würde aussetzen.
    Â»Hilfe, Holmes! Ein Racheengel, ein Racheengel mit glühenden Augen, oh Gott!«
    Mein Gefährte legte mir die Hand auf die Schulter und sprach ermahnend auf mich ein. Er wies mich an, unter keinen Umständen aufzustehen und ruhig zu atmen.
    Â»Schauen Sie auf den Boden oder lassen Sie die Augen geschlossen. Und geben Sie mir den Revolver, ich bin gleich wieder da.«
    Meine Neugier war zu stark, als dass ich nicht mit halb zusammengekniffenen Augen seine Schritte verfolgt hätte. Mit einer schnellen Drehung wandte er sich ab, lief nah an den Wänden entlang und schien schließlich an der schmalen Rückwand des Zimmers fündig geworden zu sein. Er schob sie mit einiger Mühe zur Seite und es öffnete sich ein weiterer Raum. Es gelang mir aufzustehen und ihm nachzugehen. Holmes stand in einem karg, aber vollständig eingerichteten Zimmer samt Bett und Schrank. Mich überkam ein ungutes Gefühl.
    Â»Die Vögel sind also ausgeflogen«, dozierte mein Freund.
    Â»Sie wissen, um wen es sich handelt?«, fragte ich verblüfft.
    Er verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln, war aber in der nächsten Sekunde schon wieder vollkommen konzentriert und begann den Raum abzusuchen.
    Â»Machen Sie sich nützlich, Watson. Kontrollieren Sie das Bett, den Boden, was auch immer. Ich werde mir den Schrank vornehmen.«
    Ich beeilte mich mit meiner Aufgabe, die recht schnell erledigt war, denn der Boden war sauber und das Bett gemacht, aber seit längerem unbenutzt, da kalt und ein wenig klamm. Dies war wohl der Tatsache geschuldet, dass das Haus nicht beheizt wurde. Auch konnte ich nicht ein einziges Haar finden, was mich überraschte. Holmes hingegen hatte eine Reihe Ordner und Mappen aus dem Schrank geholt und vor sich auf den Boden gestellt. Er kniete davor und blätterte zügig die Seiten durch.
    Â»Watson, sehen Sie im Schrank nach, ob darin noch etwas Anderes zu finden ist.«
    Ich tat wie mir aufgetragen und fand tatsächlich in einem schmalen Spalt zwischen Schrankwand und Regalbrett eingeklemmt einen kleinen goldenen Anhänger, der die Gestalt eines Rabenvogels hatte, zu denen ja auch die Krähen zählen. Ich zeigte ihn Holmes, der ein kurzes »Ausgezeichnet, alter Junge« fallen ließ und gleich weiter in den Unterlagen blätterte.
    Â»Einen Moment noch, Watson,

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