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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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Doktor?«
    Â»Er hat ab und an recht ungewöhnliche Ansichten und Verhaltensweisen, aber in den allermeisten Fällen gibt es einen sehr guten Grund dafür, wenn er sich entsprechend äußert.«
    Ich trank einen Schluck Bier und wartete ab, ob er noch etwas hinzufügen würde. Mir kam der Fall des berühmten Rennpferdes Silver Blaze in den Sinn, das in der Nacht aus seiner bewachten Box verschwunden war. Holmes hatte sich damals über die außergewöhnliche Reaktion des Hundes im Stall gewundert. Ich war überaus verwirrt ob seiner Feststellung gewesen, denn das Tier hatte nicht angeschlagen. »Das ist ja so erstaunlich, Watson«, war seine Antwort gewesen. Hatte diese Episode etwas mit dem Verschwinden von Reginald Butler gemein? Warum empfand Holmes das Fehlen eines jeglichen Hinweises im Falle des Offiziers als erhellend? Fragen über Fragen, die ich nicht zu beantworten imstande war. Schließlich verließ mich Butler und ich beendete den Abend auf dem Bettrand sitzend mit einem Glas Portwein. Wie konnte Holmes in diesem Durcheinander an Ereignissen eine Spur erkennen und verfolgen?
    Unser Ausgangspunkt und der Grund, warum wir die Reise nach Kent unternommen hatten, war meine undurchsichtige Vergangenheit, der familiäre Niedergang, wie es Holmes formuliert hatte. Mein Delirieren schien ein sicherer Hinweis dafür, dass etwas Traumatisches geschehen war. Dieses Familiendrama hatte sich vor ziemlich genau fünfundzwanzig Jahren ereignet. Kurz darauf starb mein Großvater und sein engster Vertrauter und Freund, Reginald Butler, der seinen Nachlass verwaltete, verschwand bald danach spurlos. Aber damit nicht genug.
    Dann gab es den enthaupteten Pfarrer, den man vier Jahre später, ganz in der Nähe von Compton Lodge, am Strand gefunden hatte. Holmes hatte man damals hinzugezogen, um seine Meinung zu erfragen, aber nach der ersten kurzen Visite wurde ihm von Bischof Montgomery der Auftrag entzogen. Das lag mittlerweile einundzwanzig Jahre zurück. Und ebendieser Bischof wurde am gestrigen Morgen auf Whitstable Hall ermordet aufgefunden. Es brauchte nicht mehr, um einem die unmittelbare Bedrohung zu vergegenwärtigen. Wie noch hatte Holmes mir geantwortet, als ich fragte, ob der getötete Pfarrer etwas mit meiner Geschichte und dem aktuellen Todesfall zu tun habe?
    Â»Ãœberlegen Sie einmal nüchtern, Watson. Selbst in einer Großstadt wie London würde ich von einer Verbindung ausgehen, erst recht natürlich an einem Ort wie Canterbury. Zudem spielt die Kirche in allen Fällen eine Rolle. Compton Lodge fällt an die Kirche, ein Pfarrer wird erschlagen und der Bischof getötet. Muss ich noch mehr sagen?«
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, klopfte wenig später Mrs. Brown an meine Tür. Sie brachte mir einen unbeschrifteten Umschlag, in dem ein Schreiben von Holmes steckte.
    Mein lieber Watson, Sie haben sich lange und ausgiebig mit Butler unterhalten, ohne alle Register zu ziehen. Dennoch, gute Arbeit. Kümmern Sie sich bitte um das Gespräch mit Dr. Smithers. Ich habe mir erlaubt, Sie für den heutigen Morgen bei Ihrem Kollegen anzukündigen. Um zehn Uhr in seiner Praxis
.
    Und noch etwas. Laden Sie Butler bitte auf einen Spaziergang ein. Halb drei Uhr würde ich sehr begrüßen. Versuchen Sie ihn wenigstens eineinhalb Stunden von zuhause fernzuhalten. Das Wetter müsste mitspielen. Ich würde unbedingt einen Strandspaziergang vorschlagen. Sie haben doch den toten Pfarrer noch im Sinn, oder?
    Ich zähle auf Sie, werter Freund
.
    S.H
.
    Es war gerade acht Uhr. Erst einmal ausgiebig frühstücken, dachte ich mir und informierte meine Wirtin darüber, dass ich in Kürze unten erscheinen würde. Holmes musste ganz in meiner Nähe sein, und doch hatte ich ihn nicht bemerkt. Ich würde vor meinem Besuch bei Dr. Smithers bei Butler vorbeifahren und mich für zwei Uhr bei ihm ankündigen. Wollte Holmes unbemerkt dessen Mutter oder das Personal befragen? Ich setzte mich noch einen Moment auf das Bett und sah hinaus in die diesige Morgenluft. Das Wetter setzte mir zu, die Feuchtigkeit, die Kühle, sowie die irrsinnigen nächtlichen Kutschfahrten. Was hatte Holmes vor? Es musste irgendein Indiz auf Whitstable Hall geben, das er zu finden hoffte. Ich konnte mir keinen anderen Grund für seine merkwürdige Bitte vorstellen. Admiral Butler hatte dort residiert, vielleicht war Holmes bei unserem

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