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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Ehepaar Bakerfield abgeführt worden war, hatte sie Mama stürmisch umarmt. Sie hatte angenommen, ihre Mutter wäre krank vor Sorge um sie gewesen, doch diese war überraschend gut gelaunt.
    „So hören Sie doch auf, den Kopf zu schütteln, Miss Elizabeth! Wie soll ich denn da eine hübsche Frisur zustande bringen?“
    „Entschuldige bitte, Molly!“
    Doch wie sollte sie es schaffen stillzuhalten, wenn sie an Mamas Worte dachte?
    „Was meinst du: Ist er nicht einfach großartig?“, hatte sie ausgerufen.
    „Wen meinst du, Mama? Major Dewary?“
    Jetzt hatte ihre Mutter liebevoll gelächelt und ihr erfreut die Hand getätschelt. „Ja, natürlich, mein Kind, dein Major Dewary ist auch ganz großartig! Doch eigentlich meinte ich seinen Vater, den Earl. Stell dir vor, er hatte die gesamte Zeit über sämtliche Fäden in der Hand! Wie elegant er diese unerfreuliche Angelegenheit geregelt hat, er ist einfach unvergleichlich!“
    Elizabeth hatte ihre Mutter von der Seite gemustert. Mama hatte sich verändert in den letzten Tagen. Das lag jedoch nicht nur daran, dass sie ihre Haare lockerer aufgesteckt hatte als sonst. Sie wirkte so jung, so schwungvoll, so …
    „Mama!“, hatte sie ausgerufen, „Mama, sag bloß …“ Sie hatte nicht gewusst, wie sie ihren ungeheuerlichen Verdacht am besten in Worte fassen sollte. Schließlich hatte sie tief Luft geholt und dann frei heraus gefragt: „Mama, hast du dich gar in Lord Digmore … verliebt ?“
    Jetzt schüttelte Elizabeth doch wieder den Kopf. Zum Glück hatte die Zofe ihr Werk inzwischen vollendet und war schon dabei, ihr in die Schuhe zu helfen. Noch nie hatte Elizabeth ihre Mutter so erröten gesehen. Noch nie hatte Mama ihr gegenüber den Blick gesenkt. Sie hatte also tatsächlich den Nagel auf den Kopf getroffen! Dennoch wünschte sie sich fast, nicht gefragt zu haben. Sie wusste nicht, wie sie nun mit diesem Wissen umgehen sollte. Mama war sechsundvierzig! Durfte man sich in dem Alter überhaupt verlieben?

    Die Tischgesellschaft, die sich kurz darauf im Speisezimmer versammelte, unterschied sich deutlich von der der vergangenen Tage. Lord Digmore saß der Tafel vor und blickte stolz und mit sichtlichem Vergnügen in die Runde. Diesen Platz hatte sich sein Neffe in den letzten Wochen ungerechtfertigterweise angemaßt, und es war höchste Zeit gewesen, dass wieder geordnete Verhältnisse einkehrten. Lady Barbara hatte es vorgezogen, auf ihrem Zimmer zu bleiben, was alle gut verstehen konnten. Zuerst hatte sie eine strapaziöse Reise hinter sich gebracht, nur um zu erfahren, zu welch schändlichen Taten ihr einziges Kind fähig gewesen war. Jetzt musste sie sich damit abfinden, dass sie ihren Sohn nie wiedersehen würde. Was Edward auch getan hatte, ein so endgültiger Abschied fiel wohl keiner Mutter leicht. Zur Rechten seiner Lordschaft saß Lady Portland und schenkte ihm ihr erfrischendes Lächeln. Elizabeth sah, wie er beglückt zurücklächelte und ihrer Mutter verstohlen die Hand drückte. Billy würde ihr nicht glauben, wenn sie ihm davon erzählte! Doch jetzt hatte sie keine Zeit, sich länger mit Mama zu beschäftigen, denn Frederick Dewary hatte ihr gegenüber Platz genommen. Sie wollte ihm schon zulächeln, doch seine ganze Aufmerksamkeit galt seinem Vater.
    „Ich hatte von Anfang an den Verdacht, Edward würde hinter der Intrige gegen mich stecken, Vater. Doch zu meiner Überraschung musste ich erfahren, dass du es gewesen sein sollst, der den Friedensrichter verständigt und die bewaffneten Wachleute angefordert hat.“
    Zum ersten Mal sah Elizabeth Dewary nicht in der Kleidung eines Bediensteten. Er trug einen schlichten, jedoch unzweifelhaft eleganten blauen Rock und ein gestärktes weißes Halstuch. Ein Diener hatte die letzte halbe Stunde dazu genutzt, seinen Herrn zu rasieren und ihm die Haare etwas zu kürzen. Dewary glich nun viel mehr als bisher dem Edelmann, der er von Geburt an war. Irgendwie war er ihr auf einmal ein wenig fremd. Und er schien gar nicht zu bemerken, dass sie sich in Windeseile für ihn hübsch gemacht und ein besonders schönes Kleid angezogen hatte – aus eisblauer Baumwolle mit einer Stickerei aus zarten Blüten an den Puffärmeln und am Rocksaum; Spitze umsäumte das rechteckig ausgeschnittene Dekolleté.
    Lord Digmore schüttelte den Kopf. „Nicht ich habe Lord Streighton verständigt, er kam zu mir . Doch eins vorweg, mein Sohn: Wie konntest du bloß deine Tante bei ihrem unmöglichen Vorhaben, Digmore Park

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