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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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konnte er eins und eins zusammenzählen! Darum war der junge Lord Portland bei Nacht und Nebel aufgetaucht und ebenso schnell wieder verschwunden! Er hatte seiner Schwester die traurige Nachricht überbracht, dass jemand verstorben war! Hoffentlich kein allzu enger Verwandter! Vielleicht war es jemand aus Willowbys Gesellschaft, den sie beide kannten. Am Ende Lord Linworth? Das wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Im Stillen ermahnte er sich. Er wünschte niemandem den Tod, nicht einmal diesem Stutzer. Jetzt hieß es erst einmal, den Konventionen Genüge zu tun.
    „Darf ich Ihnen mein Beileid ausdrücken, Miss Porter?“
    Er ergriff die ausgestreckte Hand, um ihr auf den Kutschbock hinaufzuhelfen. Sie hielt mitten in der Bewegung inne und blickte ihn mit großen Augen an. „Ihr Beileid, Mr. Michaels? Ist jemand gestorben?“
    Nun war es an ihm, erstaunt zu sein. „Das hatte ich angenommen, ja, Miss Porter. Warum sollten Sie sonst Schwarz tragen?“
    Elizabeth blickte an sich hinunter, als sähe sie ihre Robe zum ersten Mal. „Ich trage ja wirklich Trauerkleidung!“
    „Noch dazu sind Sie ungewöhnlich blass … wenn Sie mir diese persönliche Bemerkung gestatten. Und Sie wirken bekümmert. Ich bin davon ausgegangen, dass es einen guten Grund dafür gibt.“
    Elizabeth zuckte mit den Schultern. Sollte er doch denken, was er wollte. Hauptsache, er hielt sie nicht länger auf. Sie war spät dran und durfte keinesfalls riskieren, sich zu verspäten.
    „Kein Grund zur Sorge, Mr. Michaels. Ja, ich trage Schwarz. Denn ich … also ich … besuche meine Freundin. Dort gab es einen Todesfall. Ja, richtig, im Haus meiner Freundin gab es einen Todesfall. Darum trage ich dieses Kleid. Wegen eines Todesfalls.“
    Er hätte diese Erklärung ohne weitere Fragen hinnehmen können. Er hätte sich verabschieden und wieder in das sichere Dunkel des Stalls zurückeilen können. Es überraschte ihn selbst, dass er es nicht tat. In all den Jahren im Felde hatte er ein untrügliches Gefühl für Gefahr entwickelt, ein Gespür dafür, wenn etwas nicht stimmte. Und hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Er wusste nicht, was los war, doch er wusste, dass sie ihn belog.
    „Stecken Sie in Schwierigkeiten? Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Miss Porter?“
    War er denn verrückt geworden? Was gingen ihn die Sorgen und Nöte dieser herrischen Lady an? Sollte sie doch in ihrer seltsamen Verkleidung losziehen und tun, was immer sie für richtig hielt! Obwohl, wie sie da so saß, aufrecht auf dem Kutschbock, da wirkte sie alles andere als herrisch. Sie wirkte eher unsicher und verletzlich. Der Blick, den sie ihm schenkte, traf ihn mitten ins Herz. Vor ihm saß eine junge Frau, die sichtlich mit sich rang, ob sie sich ihm anvertrauen sollte, und offensichtlich entschied sie sich dagegen.
    „Es gibt keinerlei Schwierigkeiten, danke, Mr. Michaels!“ Sie ergriff die Zügel. „Und bitte erwähnen Sie Mama gegenüber nichts. Ich möchte sie nicht beunruhigen.“
    „Selbstverständlich nicht!“, versprach er. Die junge Dame steckt in größeren Schwierigkeiten, als ich dachte, ging es ihm durch den Kopf, wenn sie sogar hinter dem Rücken ihrer Mutter handelte …
    „Mama braucht nichts zu erfahren von diesem … Todesfall!“, wiederholte sie eindringlich.
    „Ich verstehe, Miss Porter!“ Dewary verbeugte sich. Er verstand kein Wort, doch er würde schweigen wie ein Grab. Miss Porter wendete das Fahrzeug in so rasantem Tempo, dass er fast auf die Seite hatte springen müssen. Er sah ihr nach, bis die Kutsche am Ende der Allee verschwunden war. Er hätte nicht zulassen dürfen, dass sie abfuhr, plagte ihn sein Gewissen. Diese Frau war in Schwierigkeiten, und es war nicht seine Art, Frauen, die er mochte, ihrem Schicksal zu überlassen. Frauen, die er mochte? Nein, nicht nur Frauen, die er mochte, verbesserte er sich. Frauen generell, daher auch Frauen wie Miss Porter. Mit tiefem Widerwillen kehrte er in den Stall zurück. Nur weil Miss Elizabeth ausgefahren war, hieß das noch lange nicht, dass nicht doch Linworth hier auftauchen konnte. In der Tat hatte er den Vorplatz keine Minute zu früh verlassen, denn schon war laut und deutlich das Geklapper von Pferdehufen auf dem Kopfsteinpflaster zu vernehmen. Gleich würde Linworth absitzen und den Kopf zur Stalltüre hereinstecken. Er musste handeln! Mit einem Satz sprang er hinter einen Bretterverschlag.

14. Kapitel
    Dewary war mitten in den schweren Regenstiefeln der Burschen gelandet. Über

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