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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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ihm hingen drei derbe wollene Mäntel bereit, um an kalten Wintertagen die Kutscher vor Wind und Schnee zu schützen. Es roch so muffig, dass er fast fürchtete, keine Luft zu bekommen. Doch hatte er eine Wahl? Eilige Schritte näherten sich, die Stalltüre wurde einen Spalt breit geöffnet und quietschte nervtötend in den Angeln. Ich muss Joseph beauftragen, mit etwas Öl Abhilfe zu schaffen, war sein erster Gedanke. Hoffentlich verschwindet der Kerl bald wieder, sein zweiter. Habe ich mich etwa verhört?, sein dritter. Hatte da jemand soeben seinen Namen gerufen?
    „Freddy, verflixt, wo steckst du denn? Mr. Michaels! Bist du hier irgendwo?“
    Major Dewary atmete auf. Diese Stimme kannte er. Rasch kam er aus seinem Versteck hervor, gerade noch rechtzeitig, um Simon Bishop davon abzuhalten, auf dem Vorhof laut seinen Namen zu rufen. Dieser freute sich sichtlich, ihn zu sehen.
    „Es überrascht mich, dass du aus dem Stall kommst, Dew … Freddy. Ich habe mich überall umgeschaut, doch du warst nirgendwo zu sehen.“
    Dewary grinste. „Ich hatte mich versteckt. Hinter dem Bretterverschlag dort drüben!“
    Der Geistliche musterte ihn. „Aha, so kam der Staub an deine Kleidung. Gab es einen Grund, sich zu verstecken?“ Er senkte die Stimme. „Es ist doch niemand deinem Geheimnis auf die Spur gekommen, oder?“
    Der Major klopfte mit beiden Händen seine Hosen sauber. „Nein, keine Sorge. Allerdings treibt sich Linworth irgendwo in der Gegend herum, und ich möchte ihm nicht vor die Füße laufen.“
    Simon Bishop nickte. „Das kann ich gut verstehen. Welch dummer Zufall führt denn seine Schönheit persönlich hier in diese ländlichen Gefilde?“
    Dewary quittierte die Bemerkung mit einem Lachen. „Bishop, du bist ein viel witzigerer Kerl, als die meisten auch nur ahnen.“
    Kurz lächelte nun auch der sonst so ernste Pfarrer. Dann jedoch besann er sich des Grundes, warum er hier war, und das Lächeln erlosch wieder. „So leid es mir tut, Dewary, ich bin nicht hier, um zu scherzen. Auf Digmore Park sieht es ernster aus, als ich befürchtet hatte. Können wir hier irgendwo ungestört sprechen?“
    Der Major führte seinen Freund fort von den Ställen und eilte, besorgte Blicke nach rechts und links werfend, zu der kleinen Laube hinter dem Gemüsegarten. Lucy und Joseph waren mit Silberputzen beschäftigt, die Köchin war mit einem der Burschen in die Stadt gefahren, um Einkäufe zu erledigen. Andere Bedienstete hatte er in diesem Teil des Gartens noch nie gesehen, und dass Lady Portland sich hierher verirren würde, war ausgeschlossen.
    „So, und nun erzähl! Hast du meinen Vater getroffen? Geht es ihm gut?“
    Simon Bishops Miene wurde noch eine Spur ernster. „Es tut mir leid, alter Freund, aber es hat den Anschein, als ginge es mit deinem Vater gesundheitlich bergab. Er verlässt sein Zimmer nicht mehr.“
    Dewary konnte es nicht glauben. „Was soll das heißen, er verlässt sein Zimmer nicht mehr? Was macht er dort den ganzen Tag?“
    Mr. Bishop zuckte ratlos mit den Schultern. „Das kann ich dir nicht sagen, denn leider hat man mich nicht zu ihm vorgelassen. Ich konnte nur mit seinem Kammerdiener sprechen. Lady Bakerfield ist rührend um deinen Vater besorgt. Sie bringt ihm täglich einen beruhigenden Abendtee vor seine Zimmertür. Sie sagte …“
    Dewary legte seinem Freund die Hand auf den Unterarm. „Einen Augenblick, Simon, entschuldige, dass ich dich unterbreche. Habe ich dich richtig verstanden, Lady Bakerfield, also meine Tante Barbara, ist nach Digmore Park zurückgekehrt? Und sie bringt Papa den Tee vor die Tür? Warum geht sie denn nicht zu ihm hinein? Schließlich ist sie seine Schwester!“
    Simon Bishop sah seinen Freund an, als habe er einen Geist gesehen. „Deine Tante Barbara ist nicht zurückgekehrt , Dewary! Sie ist von uns gegangen!“
    Der Major wurde kreidebleich. „Soll das heißen, Tante Barbara ist tot?“
    Der Pfarrer nickte bekümmert.
    „Das ist doch nicht möglich, Bishop! Ich habe sie noch vor zwei Monaten gesehen, und da erfreute sie sich bester Gesundheit. Nein, viel mehr noch! Sie war richtig glücklich, jetzt, da sie Edwards Fängen entronnen war und …“ Er hielt einen Moment inne. „Woran ist meine Tante gestorben?“
    Offensichtlich suchte der Geistliche nach den richtigen Worten, um seinem Freund die Angelegenheit möglichst schonend beizubringen. „Auf Digmore Park, und nicht nur dort, geht man davon aus, dass du derjenige bist, der diese Frage am

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