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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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hatte sie mir fröhlich zugerufen. Ich denke, sie hatte es wirklich verdient, einmal in ihrem Leben glücklich zu sein. Weißt du, was sie mir zum Abschied gesagt hat?“
    Der Pfarrer gab ein unbestimmtes Brummen von sich. Er wollte es gar nicht so genau wissen.
    „Es stehen mir nicht mehr viele Jahre gemeinsamer Freuden mit meinem Mr. Jennings bevor, das ist uns bewusst. Umso mehr wollen wir nun unsere gemeinsame Zeit genießen.“
    Das Brummen wiederholte sich.
    „Dennoch: Irgendetwas muss schiefgelaufen sein, Frederick. Irgendeinen Haken muss euer genialer Plan gehabt haben. Jedenfalls hat man deine Tante wenige Tage nach deiner Abreise tot aus dem kleinen See gefischt, der just in dem Wald liegt, in dem sie auf dich gewartet hat. Außerdem fand man einen blutverschmierten Umhang und Lady Bakerfields fliederfarbenes Retikül.“

15. Kapitel
    Dewary schwieg einige Augenblicke und schüttelte dann kaum merklich den Kopf. „Als Tante Barbara zu mir in den Wagen stieg, da trug sie keinen Umhang. Und an ein Handtäschchen kann ich mich auch nicht erinnern!“
    „Bist du dir sicher?“
    Dewary nickte. „Ziemlich sicher. Es war ein milder Spätfrühlingstag, nicht kalt genug für einen Umhang. Ich sehe sie noch vor mir, wie sie eine braune Hutschachtel vom Sattel hob. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Umhang und das Retikül an das Ufer des Sees gelangt sind.“
    Nachdenklich zog er die Augenbrauen hoch. „Noch weniger kann ich mir vorstellen, wie Tante Barbara zum See gekommen sein sollte. Denn ich habe sie, wie gesagt, beim kleinen Wäldchen aufgenommen, und wir fuhren dann mindestens vier Meilen nach Norden, bis wir jene Stelle erreichten, wo Mr. Jennings‘ Kutsche auf uns wartete. Der Abschied von Lady Barbara verlief tränenreicher, als mir das damals lieb war.“
    Das konnte Mr. Bishop sich gut vorstellen. Den Umgang mit weinenden Frauen hatte er als Pfarrer auch erst mühevoll lernen müssen.
    „Ich zog meine Tante etwas hilflos an mich und klopfte ihr sacht auf den Rücken, in der Hoffnung, sie zu beruhigen. Doch die Tränen flossen noch inniger, und sicherlich konnte sie kaum etwas sehen, als sie zu ihrem Zukünftigen in die Kutsche stieg.“
    „Oh Gott“, war alles, was der entsetzte Pfarrer dazu sagen konnte. Er räusperte sich ausgiebig.
    „Mr. Jennings war, wie sich das für einen guten Kammerdiener gehört, Herr der Lage. Er dankte mir für meine Hilfe, lud das restliche Gepäck meiner Tante von meiner Kutsche in seine um, und dann gab er dem Burschen die Anweisung, die Reise fortzusetzen.“
    „Was hast du daraufhin getan?“
    „Was sollte ich schon tun? Ich bin schnurstracks zum Hafen nach Southampton geritten. Um meiner Tante Schützenhilfe zu leisten, bin ich früher abgereist, als ich eigentlich geplant hatte. So erreichte ich durch Zufall ein Schiff, das noch am Abend desselben Tages auslief.“
    Der Pfarrer erhob sich und schlug mit den Unterarmen unentschlossen gegen seine Oberschenkel. „Ich glaube dir, Dewary, und ich bete zu Gott, dass auch die anderen dir eines Tages glauben werden. Doch derzeit sieht es so aus, als wärest du allein mit deiner Version.“
    „Nun erzähl schon, was du weißt!“, forderte der Major.
    Mr. Bishop setzte sich wieder. „Als ich Digmore Park erreichte, führte mich mein erster Weg zu eurem Hauskaplan. Du erinnerst dich vielleicht, ich habe mich schon damals, als ich dich als junger Student in den Ferien manchmal nach Hause begleiten durfte, gut mit eurem Geistlichen verstanden. In gewisser Weise war er wohl diese ganzen Jahre auch eines meiner Vorbilder.“
    „Aber das ist doch schon zehn Jahre her! Ich hätte nicht gedacht, dass du dich noch an Mr. Nolens erinnerst!“ „Natürlich tue ich das! Während ich nach Digmore Park ritt, betete ich zu Gott, dass er noch bei euch wohnte und nicht durch einen Nachfolger ersetzt worden war. Zum Glück traf ich Mr. Nolens an, und auch er hatte mich nicht vergessen. Er lud mich zu sich in seine Stube ein und bewirtete mich mit Tee, was nach dem langen Ritt eine wahre Wohltat war. Und darüber hinaus setzte er mich ins Bild über die Ereignisse in Digmore Park.“
    „Wirklich ein kluger Schachzug!“, lobte Dewary ihn erneut.
    „Demnach habe man einen Tag nach deiner Abreise Lady Bakerfields Verschwinden bemerkt. Und es dauerte mehrere Tage, bevor man ihre … sterblichen Überreste entdeckte.“
    „Wer hat Tante Barbara gefunden? War das der Pfarrer?“
    „Nein, das war dein bedauernswerter Cousin

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