Das Geheimnis von Digmore Park
Nuckels?“
Besser, sie vergewisserte sich gleich zu Beginn, als Gefahr zu laufen, mit jemand Falschem ein so peinliches Gespräch zu beginnen.
Mr. Nuckels spuckte die Tabakblätter aus, auf denen er herumgekaut hatte, und deutete mit spöttischem Grinsen eine Verbeugung an. „Ich bin der Nämliche, Mylady, und wenn Sie jetzt auch noch die Güte hätten, mir zu sagen, mit wem ich die Ehre habe, dann wüssten wir beide, woran wir sind.“
Elizabeth dachte nicht daran, ihren richtigen Namen preiszugeben. „Ich bin … eine Freundin von Lord Portland.“
Diese Aussage entlockte ihrem Gegenüber ein unanständiges Grinsen. „Also, da hat seine Lordschaft aber einen Batzen Glück, das muss man ihm neidlos lassen. Solche Freundinnen hätte ich auch gerne.“
„Ich muss schon sehr bitten, Sir!“, fuhr sie entrüstet auf. Wie kam der Mann dazu, so mit ihr zu sprechen? Besser, sie begab sich auf unverfängliches Terrain. „Ich bin in der … geschäftlichen Angelegenheit gekommen, die Sie mit … Lord Portland verbindet.“
Der Mann lachte laut auf. „Na, soweit kommt’s noch, dass ich mit einem Weib Geschäfte mach …!“
Elizabeth schnappte nach Luft.
„Es wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben, Mr. Nuckels“, entgegnete sie mit einem strengen Tonfall in der Stimme, um ihm ein wenig mehr Respekt einzuflößen, „denn ich bin von … seiner Lordschaft beauftragt, mit Ihnen über die Bürgschaft zu sprechen. Diese Bürgschaft … Was soll denn das?!“
Ehe Elizabeth wusste, wie ihr geschah, hatte der Mann seine Hand ausgestreckt und ihr den Schleier vom Gesicht gerissen. Dann ließ er einen anerkennenden Pfiff folgen. „Du siehst ja ohne noch viel schnuckeliger aus. Was also kann ich für dich tun, Schätzchen?“
Hatte Mr. Nuckels durch den Schleier schon unsympathisch ausgesehen, so wurde er ihr durch sein brüskes Verhalten noch um einiges widerlicher. Und auch sein beißender Mundgeruch trug nicht dazu bei, ihn für sie einzunehmen. Am liebsten hätte sie sich den Schleier wieder über den Kopf gezogen, aber das kam ihr nun doch kindisch vor. Wenn sie ihm schon Auge in Auge gegenüberstehen musste, dann war es wichtig, Haltung zu bewahren. Sie hob das Kinn und sagte mit der strengsten Miene, die sie aufzusetzen imstande war: „Wie gesagt, es geht um die Bürgschaft, die Lord Portland für Lord Linworth bei Ihnen unterschrieben hat.“ Die Worte sprudelten jetzt nur so aus ihr heraus. „Diese Bürgschaft ist ungültig, denn Lord Portland ist noch minderjährig, und er hat die Unterschrift ohne die Zustimmung seines Vormunds geleistet.“
Das Grinsen ihres Gegenübers verbreiterte sich. „Uiuiuiui, wie mich das beeindruckt! Sind Sie etwa gar höchstpersönlich der Vormund dieses Burschen?“
Die letzte Bemerkung war nur dazu gedacht, sie zu ärgern. Sogar ein ungebildeter Mann wie Mr. Nuckels musste wissen, dass eine junge Frau wie sie niemals der Vormund eines Minderjährigen sein konnte.
„Unterschrift ist Unterschrift, ob minderjährig oder nicht. Also hol ich mir mein Geld bei einem von den beiden sauberen Herren. Bei welchem, das ist mir gleich!“
Mr. Nuckels war völlig unbeeindruckt. Elizabeth schluckte. Das Gespräch verlief ganz und gar nicht so, wie sie sich das gewünscht hätte.
„Sie holen sich das Geld bei Lord Linworth, denn diesem haben Sie es schließlich geliehen. Und mir geben Sie bitte die Bürgschaft.“ Sie machte mit ihrer rechten Hand eine auffordernde Handbewegung. „Her damit!“
Nun fand es Mr. Nuckels an der Zeit, schallend loszulachen. „Du bist wirklich eine lustige Kröte!“, sagte er. „Aber meinetwegen, du sollst die Bürgschaft haben.“
Zu ihrer Überraschung zog er ein Blatt Papier aus seiner Rocktasche, faltete es auf und hielt es ihr entgegen. Sie konnte den Text zwar von Weitem nicht lesen, die Überschrift „Bürgschaft“ jedoch war mit besonders großen Buchstaben geschrieben, und sie erkannte auch Billys krakelige Unterschrift. Erleichtert atmete sie auf. „Sehr gut, Mr. Nuckels, vielen Dank.“
Sie griff nach dem Blatt, doch noch bevor sie es zu fassen bekam, hatte er es wieder weggezogen. „So einfach bekommst du es nicht, Mäuschen! Mr. Nuckels macht nie etwas ohne eine Gegenleistung! Was mag dir wohl die Bürgschaft wert sein, Schätzchen? Bist du eine gute Freundin von diesem Portland?“
Elizabeths Miene verschloss sich wieder. Das hätte sie sich ja denken können, dass dieser Nuckels nicht so einfach aufgab.
„Ich bin fast wie
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