Das Geheimnis von Islay Island
ausgestreckten Händen aus und stolzierte mit steil in die Höhe gerecktem Schwanz und zuckender Spitze ums Bettgestell herum. Aus ihrer Kehle kam der tiefe, schnurrende Laut, auf den ich hoffte. Ich schob eine der Holzplatten beiseite, die Zugang zum Stauraum unter dem Bett verschafften. Er war mit verschweißten Plastiktüten vollgestopft. Ich stellte eine überschlägige Rechnung auf.
»Ist dir klar, dass dieser Fund ungefähr fünfzig Millionen Dollar wert ist, Mieze?«
Sie sprang aufs Bett und marschierte, wenn auch mit entspannter Schwanzspitze, ein paarmal auf der Steppdecke hin und her, um mir zu sagen: »Bin ich nicht ein kluges Mädchen? Was würdest du ohne mich machen?«
Ich hob Gorgonzola hoch und drückte sie an mich. Jetzt konnte ich mit dem Triumph eines dreifachen Erfolgs zu Attila zurückkehren: Ich hatte wertvollen Whisky sichergestellt, eine noch weitaus wertvollere Menge Drogen entdeckt und, um das Ganze zu krönen, Kenntnisse gesammelt, die zur Ergreifung des Meisterkriminellen führen würden, der die Zollfahndung derart ausgetrickst hatte, dass sie ihn für tot hielt. Welch eine Genugtuung, wenn ich mir vor Augen führte, wie Attila zähneknirschend zugeben musste, dass die kleine Nummer DJ Smith die ganze Zeit Recht gehabt hatte!
Gorgonzolas Kopf fuhr herum, und sie stellte die Ohren auf. Hatte sie etwas gehört? Jetzt bemerkte ich es auch. Ein ganz leises Klick, klick, klick . Es schien vom Salon oben zu kommen und wurde nun lauter und eindringlicher. Verblüfft stand ich unten an der Treppe und sah in den Salon hinauf, um die Geräusche zu lokalisieren. Klick, klick, klick . Es kam vom Dach der Kabine. Ich berauschte mich immer noch an Attilas Schande und meinem Triumph, und so brauchte ich einen Moment, um zu begreifen, dass Adam mir ein Warnsignal schickte.
Ich hatte mir zu viel Zeit gelassen. Nach dem Fund der Fässer wäre es klug gewesen, augenblicklich zu verschwinden. Dämlich, dämlich, dämlich von mir. Ich schnappte mir Gorgonzola, packte sie in den Rucksack und schaltete die Lichter aus. Den Rucksack in der einen Hand, die Taschenlampe in der anderen, raste ich die Treppe zum Salon hinauf, schlängelte mich halb gebückt um die Sitze herum, stürzte hinaus und schob die Tür zu. Das Schloss schnappte ein.
Eine Angelschnur mit einem Schwimmer am Ende hing dicht über dem Salondach. Ich starrte zu Adam hinauf, dessen Gesicht vor dem inzwischen violettblauen Himmel nur noch als heller Fleck zu erkennen war. Er brauchte nichts zu sagen: Ich hörte schon die Stimmen auf dem Kai, Stimmen, die näher kamen. Die Island Spirit war das einzige Boot in diesem Teil von Granton Harbour. Sie kamen hierher, und es konnten nur Moran oder seine Schläger sein. Schaffte ich es bis auf den Kai, konnte ich vielleicht gerade noch in Deckung gehen und in der Dunkelheit verschwinden.
Ich schulterte den Rucksack und stieg die Leiter hoch, bis mein Kopf die Höhe von Adams Füßen erreichte. Die Stimmen waren jetzt lauter und deutlicher zu unterscheiden: eine Frau und ein Mann, Gabrielle und Moran? Noch konnte ich sie nicht sehen, doch zu meinem Schrecken stellte ich fest, dass ein sperriges Maschinenteil über hundert Meter entfernt die einzige Deckung bot.
Adam tänzelte nervös von einem Bein aufs andere. »Sie sollten schnellstens was aus dem Hut zaubern, S. Sobald die an den Böcken vorbei sind, sehen sie uns.«
In diesem Moment fiel mir das Vorhängeschloss ein. Ich hatte es auf dem Deck abgelegt, während ich das Schloss der Tür zum Salon knackte. Dort lag es jetzt noch und verriet, dass jemand eingebrochen war. Unter einem gewaltigen Adrenalinschub schoss ich die Leiter zum Kai hoch. »Da ist die Katze drin, A.« Ich drückte ihm den Rucksack in die Hand und zog eilig einen Zettel und einen Stift aus meiner Jackentasche. »Der Geheimdienst verlässt sich auf Sie. Falls wir es nicht schaffen, später zusammenzukommen, setzen Sie sich bitte unter dieser Nummer mit meiner Dienststelle in Verbindung«, das Knie als Unterlage, schmierte ich einige Zahlen auf das Papier, »geben Sie ihnen das hier durch, meinen Notfall-Sicherungscode, und sagen Sie ihnen, was passiert ist. Bringen Sie die Katze dann zur Pension Beach View an der Promenade in Portobello. Da hole ich sie ab.«
Adam nahm den Zettel entgegen.
Ich hatte definitiv nicht die Zeit, die Leiter hinunterzusteigen, das Schloss an der Tür zu befestigen, wieder hochzuklettern und auf dem Kai bis zu diesem Maschinenteil zu kommen. Mir
Weitere Kostenlose Bücher