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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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hatte mich davor gewarnt, Mutmaßungen anzustellen, doch ich war schon wieder in dieselbe Falle getappt.
    Ich suchte die ganze Küche nach Nahrung ab. Vergeblich. Mir blieb nichts anderes übrig, als ins Cottage zurückzukehren und außer ein paar Keksen eine Dose von Gorgonzolas Lachs zu vertilgen.

5
    B evor ich am nächsten Morgen um sieben Uhr dreißig fürs Frühstück zum Haus hinüberging, widmete ich mich bei einer Tasse Tee meinem Butler-Handbuch. Ich schielte zu Gorgonzola hinüber, die eingerollt auf der Steppdecke lag und friedlich schlummernd das gestohlene Festessen sowie eine weitere Dose Lachs verdaute.
    »Primadonnen, ihr beide, du und der Koch«, sagte ich laut.
    Sie machte ein Auge auf und gähnte, als wollte sie sagen, was kümmert’s mich?
    Während ich an meinem letzten Keks knabberte, blätterte ich zu dem Abschnitt Die Küche unter dem Koch vor. Ich überflog die Seite: Klopfen Sie an, bevor Sie eintreten … reden Sie den Koch mit seinem Titel an … überlassen Sie ihm in seinem Verantwortungsbereich die letzte Entscheidung . Bei meiner Begegnung mit ihm gestern Abend hatte ich mich an keinen dieser Ratschläge gehalten. Auf einer Butler-Messlatte hätte ich null von drei Punkten bekommen.
    »Und das ist alles deine Schuld, Gorgonzola«, maulte ich.
    Von dem Haufen rötlichem Fell auf dem Bett erhob sich ein leises, doch unmissverständliches Schnarchen. Die Tatsache, dass sie im Unterschied zu mir nicht zu ihrer gewohnten Abendpatrouille hinausgegangen war, sprach ebenfalls dafür, dass sie im Unterschied zu mir keinerlei Hunger litt. Ebenso wenig plagten sie Gewissensbisse. Ich ließ die reuelos schlafende Gorgonzola zurück, verschloss die Tür hinter mir und brach zu meiner Charme-Offensive auf.
    Waddington hatte mir eingeschärft, das Haus stets durch die Küche zu betreten und zu verlassen, was vermutlich der auf Sicherheit bedachte Sir Thomas angeordnet hatte. Durch die halb geöffnete Tür strömte mir das unwiderstehliche Aroma von eben aufgebrühtem Kaffee und frisch gebackenem Brot entgegen, ein Zeichen, dass der Koch bereits bei der Arbeit war. Diesmal würde ich eine Mahlzeit bekommen. Ich lief mit knirschenden Schritten über den Kies und klopfte leise an.
    »Kann ich reinkommen, Chef Burns? Elizabeth Dorward, die neue Butlerin.«
    Der im Handbuch empfohlene Umgang mit le chef de cuisine zeigte die gewünschte Wirkung. Sein gebrummtes »Herein« war gegenüber dem wutschnaubenden Gebrüll und Topfwerfen von gestern ein deutlicher Fortschritt.
    Als ich die Tür öffnete, drehte er sich, den Pfannenheber in der Hand, am Küchenherd um. Mit den Bartstoppeln an Kinn und Oberlippe wirkte er verwegen und nur geringfügig weniger bedrohlich als bei unserer ersten Begegnung.
    »Ach Sie sind es«, sagte er, und dann ebenso ungehobelt: »ich nehme an, Sie wollen Eier und Speck? Oder lieber Porridge?«
    »Ich nehme beides, Chef . Ich habe einen Bärenhunger.« Das und der Anblick von Essen hatten den Rat des Buchs verdrängt, niemals den Koch in seiner Domäne infrage zu stellen. Zu spät erkannte ich, dass er meine Bemerkung als einen spitzen Hinweis auf die leere Küche von gestern Abend verstehen konnte, als wollte ich mich darüber beschweren, dass er keine Mahlzeit für mich bereitgehalten hatte.
    Er wurde augenblicklich wieder feindselig und antwortete kurz angebunden: »Sie können entweder das eine oder das andere haben. Also, was darf’s sein?«
    »Na ja, ähm …« Ich versuchte, die sättigende Wirkung von Porridge gegen meine Vorliebe für Eier und Speck abzuwägen.
    »Also Porridge.«
    »In Ordnung«, sagte ich diplomatisch und setzte mich an den Küchentisch.
    Er füllte eine Schale und knallte sie vor mir auf den Tisch. Als ich gerade Milch über den Brei goss, knirschte es draußen auf dem Kies, und das blonde Mädchen, das beim Abendessen die Tabletts hereingetragen hatte, erschien in der Tür.
    Sie warf sich auf den Stuhl mir gegenüber. »Tachchen, ich heiße Ann-Marie.« Sie warf einen flüchtigen Blick auf den Koch, der am Herd beschäftigt war, und senkte die Stimme. »Nach dem ganzen Aufstand wegen der wilden Katze in der Küche ist er immer noch schlecht gelaunt. Wenn er so richtig ausrastet, braucht er ’ne Weile, bis er sich wieder einkriegt. Hat’s gestern Abend sogar an mir ausgelassen, also hab ich mein Essen runtergeschlungen und mich in den Personaltrakt verzogen.« Sie beäugte mich, während ich hungrig meinen Porridge löffelte. »Er wusste, dass du

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