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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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erst in die Küche kommen kannst, wenn du bei Sir Thomas fertig bist.« Sie zwinkerte und erhob die Stimme. »Daher hätte er dir gestern Abend was rausstellen sollen.«
    Ich schabte mit dem Löffel die leere Schale aus. Ich hatte immer noch Hunger. Ich beugte mich über den Tisch und fragte tonlos: »Soll ich eine Oliver-Twist-Nummer wagen und ihn um einen Nachschlag bitten?«
    »Würde ich nicht riskieren. Wenn sie miese Laune haben, weiß ich nicht, wer von beiden der Schlimmere ist, Roddy hier«, sie verdrehte die Augen Richtung Chef Burns, »oder Sir Thomas. Und vor einer Woche traf Madame Gabrielle mit tonnenweise Gepäck ein, tat unheimlich wichtig und fing an, die Leute wie Sklaven rumzukommandieren. Eins kann ich dir sagen: Ich bin erst seit ein paar Wochen hier, aber viel länger mach ich das nicht mit. Sir Thomas explodiert wegen jeder Kleinigkeit, wegen jeder idiotischen, läppischen Kleinigkeit. Ich wette, das ist der Grund, wieso die letzten Angestellten alle auf einmal von einem Tag auf den anderen gekündigt haben.«
    Das war ja interessant. Doch bevor ich nachhaken konnte, kam Burns, zwei Teller Eier mit Speck in der Hand, herüber und setzte sie uns mit einem brummigen »Hier« vor die Nase. Es war eine Art von Entschuldigung, und ich dankte ihm lächelnd.
    Ann-Marie schien ebenso ausgehungert zu sein wie ich, und so aßen wir schweigend. Erst als wir fertig waren und beim Tee noch ein bisschen plauderten, hatte ich Gelegenheit, das Gespräch noch einmal auf diese plötzliche Abreise von Sir Thomas’ Agentur-Personal zu lenken.
    »Dann bist du seit vierzehn Tagen hier? Und der Koch … ähm … Roddy, auch noch nicht länger? Nur ihr beide?«
    Sie nickte. »Ja. Die Leute von der Agentur schienen ein bisschen in Panik, als sie anriefen, weil sie jemanden brauchten, der sofort anfangen konnte, und ich brauchte die Kohle.«
    »Dann musste Sir Thomas in den letzten zwei Wochen also ohne Butler auskommen?«
    Achselzucken. »Blieb ihm ja wohl nichts anderes übrig, bis du kamst. Und wenn er mich noch mal anbrüllt, muss er auch ohne mich auskommen. Ich hab letztes Jahr eine Woche hier gearbeitet, als Aushilfe für das Hausmädchen, das krank geworden war. Damals hat er mich kein einziges Mal angeschrien. Keine Ahnung, was auf einmal in ihn gefahren ist.« Sie stand auf. »Ich muss los. Wenn ich nicht dafür sorge, dass im Frühstückszimmer ein Feuer prasselt und der Tisch gedeckt ist, hat er gleich wieder einen Anlass, um mich zusammenzustauchen. Nicht, dass er einen bräuchte …« Die Flurtür krachte hinter ihr zu.
    Ein, zwei Minuten blieb ich sitzen und dachte über ihre Worte nach. Vielleicht lohnte es sich, diesem plötzlichen Personalwechsel einmal auf den Grund zu gehen. Vielleicht nichts weiter als Zufall, reiner Zufall.
    Andererseits – Sir Thomas war seit letztem Jahr spürbar launischer geworden. Als geheimer Ermittler durfte man nichts, aber auch gar nichts übergehen, egal, wie unbedeutend es einem scheinen mochte. Ich hätte die schlechte Laune wahrscheinlich auf finanzielle oder sogar gesundheitliche Sorgen zurückgeführt, wäre da nicht Gabrielle mit ihrer Verbindung zu Louis Moran gewesen.
    Sobald ich heute frei hätte, würde ich Gerry kontaktieren. Das Cottage verfügte allerdings über keinen eigenen Telefonanschluss, und selbst wenn, hätte ich ihn wegen der Gefahr, dass jemand aus dem großen Haus mithörte, nicht benutzen können. Ich würde Gerry von Bowmore aus anrufen: Die größte Stadt auf der Insel, weit genug von Allt an Damh entfernt, um dort von niemandem erkannt zu werden.
    Das Piepsen einer Zeituhr an einem Küchengerät riss mich aus meinen Gedanken. Als ich mich umdrehte, zog Burns gerade einen dampfenden Topf von der Feuerstelle.
    »Da, das Tablett für diese Robillard ist fertig.« Er setzte ein Ei in einen Eierbecher. »An Ihrer Stelle würde ich mich beeilen. Die sollten Sie nicht auf dem falschen Fuß erwischen.«
    Ich schob geräuschvoll meinen Stuhl zurück und sprang auf. »Sie will ihre Zeitung gebügelt. Wo –?«
    Ich erntete einen finsteren Blick von Burns. »Keine Zeit für so einen Schnickschnack. Ich liefere keine perrfekt gekochten Eier, damit sie kalt werrden und verderrben!«
    Offenbar war das gerollte »R« eine Art Sturmwarnung, ein nützliches Barometer für seine Gemütsverfassung. Also schnappte ich mir das Tablett und trat unverzüglich den Rückzug an.
    Als ich durch die Diele zur Treppe lief, kam Ann-Marie aus dem Frühstückszimmer und

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