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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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Winstanley herein. »Der Mistkerl kommt ganz sicher nicht damit durch, meine verfluchten Fässer zu klauen. Ich geh von hier aus sofort zur Polizei.« Mit aufgeblähten Nasenflügeln sah er sich um. »Wo ist er? Bringen Sie mich –«
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Sir«, unterbrach ich ihn besänftigend und öffnete die Tür zum Billardzimmer.
    Er schob mich weg und marschierte mit geballten Fäusten hinein. »Wo zum Teufel sind meine Fässer, Sie Mist–?« Als er merkte, dass er gegen die Wand redete, fuhr er angriffslustig herum.
    »Sir Thomas ist gleich bei Ihnen, Mr Winstanley.« Ich deutete auf die Bar mit den aufgereihten Flaschen. »Kann ich Ihnen, solange Sie warten, einen Whisky anbieten?«
    Mit einer so heftigen Reaktion hätte ich nicht gerechnet. »Whisky!« Er fegte mit dem Arm über den Billardtisch, so dass er das Dreieck der Bälle quer über das grüne Tuch zerstreute. »Und was ist bitte schön mit meinem Whisky passiert? Das wüsste ich mal gerne!«
    »Whisky?« Ich sah ihn fragend an und hoffte, mehr aus ihm herauszubekommen, bevor Sir Thomas erschien.
    »Die zehn Fässer, die mein Vater vor fünfzig Jahren eingelagert hat. Die sind inzwischen einen sechsstelligen Betrag wert. Als ich heute in die Brennerei kam, um sie mir anzusehen, war da kein einziges Fass mit meiner Nummer zu finden. Ich bin sämtliche Reihen abgeschritten, aber –«
    »Ah, Mr Winstanley«, hörte ich hinter mir Sir Thomas in jovial unaufgeregtem Ton. »Tut mir wirklich leid, Sie warten zu lassen.« Er ging mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. »Bin eben erst zurückgekommen. Ich war in den Bergen, als es plötzlich wie aus Eimern schüttete und wir bis auf die Haut durchnässt wurden. Musste mir erst etwas Trockenes anziehen.« Er drehte sich zu mir um. »Das wär dann alles, Dorward.«
    Winstanley übersah geflissentlich die dargebotene Hand. Als ich mich langsam entfernte, hörte ich ihn knurren: »Wo zum Teufel sind meine Fässer? Und glauben Sie ja nicht, Sie könnten mich mit was anderem reinlegen. Als Allererstes werde ich nämlich zur Analyse eine Probe zu Tatlock & Thomson schicken.«
    Ich schloss die Tür im Zeitlupentempo, um so viel wie möglich zu sehen und zu hören.
    »Ihre Fässer?« Sir Thomas strich sich übers Kinn.
    »Ja, meine Fässer, zehn Fässer, zehn verdammte Fässer mit meiner Nummer drauf, die in diesem verfluchten Lager fehlen. Ich bin gespannt auf Ihre Erklärung.« Durch den letzten Türspalt sah ich, wie die Adern an Winstanleys Schläfen wie Stricke hervortraten. Sein Gesicht war puterrot.
    Ich zog die Tür unüberhörbar zu, hielt den Knauf jedoch so, dass das Schloss nicht einschnappte, und schob die Tür wieder einen Spalt auf, bevor ich das Ohr daranhielt, auch wenn ich mir bewusst war, dass Waddington jeden Moment vorbeikommen konnte.
    »Ah, Ihre Nummer«, sagte Sir Thomas. »Also dafür gibt es wirklich eine Erklärung. Seit Ihrem letzten Besuch mussten wir wegen der gewaltigen Nachfrage ein zusätzliches Lager bauen. Die älteren Fässer haben wir dorthin geschafft – natürlich günstigere Bedingungen für den Reifeprozess. Für die Qualität des Whiskys von unschätzbarem Wert. Wenn Sie mir Ihre Fassnummer geben, rufe ich meinen Sekretär an und bitte ihn, mir die Lagerliste aus meinem Büro rüberzubringen.«
    Ich ließ die Tür einen winzigen Spalt offen und machte mich schnell aus dem Staub. Als Waddington mit einem Aktenordner die Treppe herunterhastete, sah er mich aus dem Flur Richtung Küche gehen.
    »Ms Gabrielle wünscht, dass ich ihr behilflich bin«, rief ich ihm entgegen. »Benötigt mich Sir Thomas noch?«
    Er schien mich nicht zu hören. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn, und die Finger krampften sich angestrengt um den Ordner.
    »Benötigt mich Sir Thomas noch?«, wiederholte ich meine Frage.
    Da er mit den Gedanken offensichtlich bei etwas bedeutend Wichtigerem war, sagte er geistesabwesend: »Sir Thomas wird den Besucher hinausbegleiten, Dorward.«
    Kaum war ich von der Diele aus nicht mehr zu sehen, wartete ich am oberen Ende der Treppe und horchte darauf, dass sich die Tür zum Billardzimmer wieder öffnete.
    »Dorward!«, kam Sir Thomas’ Ruf aus der Diele. »Dorward!«
    Ich wartete einen Moment, damit es so aussah, als sei ich in einem der Zimmer beschäftigt gewesen, und eilte dann die Treppe hinunter. Sir Thomas und Winstanley standen im Eingang zum Billardzimmer. Waddington war nirgends zu sehen.
    »Begleiten Sie Mr Winstanley hinaus, Dorward.«

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