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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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sei eine Maus unter dem Bett …
    Ich hörte, wie mit einem Ratschen die Schale auf der Kommode verrückt wurde, so dass die getrocknete Heide darin raschelte, dann ein leiser Fluch. Kurze Stille, schon brummte der Staubsauger und brachte die Dielenbretter zum Vibrieren.
    Als der Sauger unters Bett vordrang und fast meinen Schuh berührte, wurde der Volant bedenklich weit angehoben. Unwillkürlich zog ich das Bein zurück und stieß dabei heftig und schmerzhaft gegen den Lattenrost.
    Ein letzter Ansturm des Geräts, dann wurde der Motor ausgeschaltet. Ich lag da und horchte auf das Quietschen der Rollen auf dem Teppich, das Einrasten des Schlosses, als die Tür zufiel.
    »O my dear, my native isle …« entfernte sich durch den Korridor und verhallte auf der Treppe.
    Ich schob den Korb unter dem Bett hervor und wand mich hinaus, woraufhin ich den Volant für Gorgonzola hochhielt, damit sie mir folgte.
    »Das war knapp, Mieze.« Ich kraulte sie auf dem Kopf und hinter den Ohren, ihren Lieblingsstellen. »Du hast stillgehalten, als ich gegen dich gerollt bin. Du bist ein braves Mädchen.«
    Ich verdrängte den Gedanken daran, was hätte passieren können, wäre eine aufgescheuchte Gorgonzola unter dem Bett hervorgeschossen. Das zweite Auftauchen einer »Wildkatze«, diesmal im Schlafzimmer eines Gastes, hätte für mächtigen Aufruhr gesorgt – wenn auch nicht annähernd so viel wie die Entdeckung der Butlerin unter dem Bett!
    Ich ließ das Päckchen, wo es war, ohne es auch nur anzurühren. Chang würde mit Sicherheit nachsehen, ob es noch da war, und Gorgonzolas Nase hatte mir bescheinigt, dass es sich um illegale Drogen handelte – mehr brauchte ich nicht zu wissen.
    Nachdem ich Gorgonzola sicher im Korb verstaut hatte, kehrte ich nach unten zurück und schaffte den Weg bis zum Cottage, ohne Ann-Marie zu begegnen. Es war gut gelaufen. Ich hatte wichtige Entdeckungen gemacht, noch dazu, ohne dass jemand mitbekommen hatte, dass ich im Haus gewesen war.

9
    N och immer hatte ich keinen Fluchtplan für den Fall, dass Moran auftauchen sollte. Eine weitere Erkundung des Terrains war dringend erforderlich, doch gerade als ich ins Cottage zurückkam, setzte heftiger Regen ein. Die ersten warnenden Tropfen spritzten auf die ledrigen Rhododendronblätter, wo sie kleine saubere Kreise auf der vom Kiesweg staubigen Oberfläche hinterließen. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, öffnete der Himmel seine Schleusen. Der Regen legte einen grauen Schleier über die Schornsteine des Herrenhauses, tanzte in kleinen silbrigen Perlen auf dem Boden und trommelte so laut auf dem Dach des Badezimmeranbaus, dass es das Brodeln des Wasserkochers übertönte. Gorgonzola hasste es, nass zu werden, daher wäre sie noch einen Tag lang vor den Tellereisen und Schlingen sicher, die im Dickicht auf sie lauerten.
    Zu den wenigen Dingen im Cottage, die nicht modernisiert worden waren, gehörte der offene Kamin mitsamt dem ursprünglichen schmiedeeisernen Rost, auf dem kleine Scheite und Zündholz gestapelt waren. Ich brauchte nicht lange, bis ich ein prasselndes Feuer angestochert hatte. Ich zog die Gardinen zu, um neben dem trostlosen Wetter auch neugierige Augen auszuschließen, bereitete mir eine Tasse Tee und machte es mir mit Gorgonzola auf dem Schoß bequem, um eine der Zeitschriften zu lesen, die ich auf der Fähre erstanden hatte. Mode … Kochen … Garten … das Spaß-Quiz Wie menschlich ist Ihr Haustier ?
    »Schauen wir mal, wie du dabei abschneidest, Gorgonzola.« Ich las ihr die erste Frage vor.
    »Was macht Ihr Haustier, wenn es sich schlecht benommen hat und Sie mit ihm schimpfen?
    a) Sieht Sie beschämt an?
    b) Tut so, als wäre nichts gewesen?
    c) Begreift nicht, was die Aufregung soll?
    d) Macht Ihnen unmissverständlich klar: ›Du kannst mich mal‹?«
    Ihre Ohren drehten sich um 180 Grad nach vorn, während sie langsam ein Auge öffnete und halb wieder schloss. Auf Gorgonzola traf eindeutig Antwort d) zu.
    Ich ging zur nächsten Frage über. Die war gut.
    Sie stellen einen Teller mit seinem Lieblingsessen auf einen hohen Tisch und verlassen das Zimmer.
    »Wenn ich so dumm wäre, Mieze, ein Stück Lachs auf dem Tisch zu lassen, würdest du ihn a) fressen, sobald ich draußen bin?«
    Das halb geöffnete Auge ging zu.
    »Darf ich das als ein Nein verstehen? Wie sieht’s mit b) aus? Würdest du ihn sogar fressen, noch während ich im Raum bin?«
    Keine Antwort. Ihre Seiten hoben und senkten sich im gemächlichen Takt.

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