Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
Vom Netzwerk:
musst dich leider tragen lassen, bis die Gefahr durch diese Tellereisen und Schlingen gebannt ist.« Ich schnappte mir den Rucksack mit seiner widerspenstigen Insassin und lief zum Auto.
    Auf dem Straßenschild stand Kildalton Cross . Wie ich schon der Karte entnommen hatte, handelte es sich bei der Abzweigung um ein Sträßchen mit einem geteerten Streifen von der Breite eines Pkw. In einiger Entfernung tauchte im Windschutz einiger Bäume eine winzige dachlose Kirche auf. Sowohl die Kirche als auch die schulterhohe Mauer, die um sie herum verlief, waren aus großen grauen Steinen errichtet und von hellen Flechten überzogen – im abendlichen Dämmerlicht ein unwirklicher Anblick.
    »Also gut, Mieze, hier kannst du gefahrlos laufen.« Ich befreite sie aus dem Rucksack, und mit einem Zucken der Schwanzspitze, das mir sagen sollte, Wurde aber auch langsam Zeit , quetschte sie sich durch die Gitterstäbe des Tors in der Mauer, um zwischen den Grabsteinen des kleinen Kirchfriedhofs zu verschwinden. Ich selber trat auf konventionellere Art durchs Tor und blieb einen Moment stehen, um den Anblick auf mich wirken zu lassen. Dass dieser Ort sich nicht als Versteck eignete, lag leider auf der Hand. Von der Kirche war nur noch eine Ruine übrig, und am Straßenrand wuchs kein Gebüsch oder sonst irgendetwas, um das Auto dahinter zu verbergen. Hier verschwendete ich nur meine Zeit. Ein wirklich verlassener Ort wie die Halbinsel Oa hinter Port Ellen böte die richtige Umgebung, doch das musste bis morgen warten, für heute war die Strecke zu weit.
    Über dem Meer bildeten sich dunkle Regenwolken. »Na schön, Gorgonzola, wir müssen«, rief ich.
    Sie schnüffelte an der Jakobsmuschel, die jemand zwischen einer Ansammlung Münzen auf dem Sockel eines hohen, mit verschlungenen Ornamenten verzierten keltischen Steinkreuzes zurückgelassen hatte. Ich ging zu ihr und hielt den Rucksack auf. Doch Gorgonzola hatte andere Pläne. Sie lief zwischen den Grabsteinen hindurch, hockte sich vor die Mauer und war mit einem Satz oben. Dort blieb sie nur eine Sekunde sitzen, um mir mit einem stummen Blick zu sagen, Fang mich doch , bevor sie auf der anderen Seite heruntersprang und Richtung Straße davonlief.
    Ich nahm die Verfolgung auf und peste über den Friedhof zum Tor, doch die Mauer verstellte mir den Blick auf Gorgonzola. Mist, Mist, Mist . Vielleicht ließ sie sich ja von mir fangen, vielleicht hatte sie aber auch vor, die ganze Nacht hindurch auf Jagd zu gehen. Doch da sah ich sie schon … auf der Straße, die an der Kirche vorbei über einen sanften Hügel Richtung Meer weiterführte. Im Galopp steuerte sie einen Haufen Jakobsmuscheln am Straßenrand an. Als sie den Haufen fast erreicht hatte, sah ich, wie sie plötzlich stehen blieb und mit gespreizten Vorderbeinen und gesträubtem Fell vor dem Muschelberg in Angriffsstellung ging. Das war meine Chance. Ich legte einen Sprint ein und hielt ihr den offenen Rucksack entgegen.
    »Rein mit dir, Gorgonzola, und dann geht’s ab nach Hause, zu deiner Leibspeise Fisch .«
    Bei dem Stichwort Fisch hatte ich normalerweise ihre volle Aufmerksamkeit. Diesmal drehte sie zwar kurz den Kopf in meine Richtung, rührte sich aber nicht vom Fleck. Wahrscheinlich hockte irgendwo zwischen den Muscheln eine Kreatur, die sie mehr reizte als mein Bestechungsversuch, vielleicht etwas Unwiderstehliches wie eine Feldmaus oder eher etwas Alarmierendes, Gefährliches wie ein Wiesel oder eine Schlange.
    »Hab dich!« Ich schnappte nach ihr.
    Und hatte mich zu früh gefreut. Sie wich meinem Griff aus und huschte auf den kleinen Berg aus Muscheln, von wo aus sie mich mit großen, ängstlichen Augen ansah. Irgendetwas hatte sie zweifellos erschreckt, da half kein Schmeicheln und Beschwören. Die Spitze des Haufens ragte mir ein gutes Stück über den Kopf. Ich streckte die Arme aus, grub beide Hände in die Muscheln und bemühte mich, mit den Füßen irgendwo Halt zu finden, um mich hochzuhieven. Die Schalen glitten mir unter den Füßen weg, ich verlor an den Händen den Halt und rutschte in einer kleinen Muschellawine auf die Straße. Ein zweiter Versuch blieb ebenso erfolglos. Ich probierte, ein paar Stufen in den Hügel zu graben, doch wieder glitten die Muscheln weg.
    Wenn ich das ganze Gebilde zum Einsturz brachte, würde Gorgonzola mir entweder in die Arme rutschen, bevor sie merkte, was los war, oder aber springen, sobald sie spürte, dass sich der Boden unter ihren Füßen bewegte. In jedem Fall hätte

Weitere Kostenlose Bücher