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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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glaubte, dass sich in meinem Rücken ein Verfolger anschlich. Ich war froh, endlich aus dem Schatten des Wäldchens auf die offene, mondbeschienene Lichtung zu treten.
    Als ich sie zur Hälfte hinter mir gelassen hatte, blickte ich zurück. Auf der Tauschicht der Gräser zeichnete sich meine Fußspur, die im silbrigen Licht schimmerte, so deutlich ab wie Schuhsohlen im Schnee. Als ich ganz in meiner Nähe ein hohles Hüsteln hörte, wirbelte ich mit trockenem Mund und pochendem Herzen herum. Es war von diesem ungefähr sechzig Zentimeter hohen Stein wenige Meter vor mir gekommen. Wer sich dort vor mir versteckte, musste bäuchlings auf dem Boden liegen. Ich könnte auf ihn springen und … Ich lief im selben gleichmäßigen Tempo weiter, Ahnungslosigkeit heuchelnd.
    Als ich näher kam, erhob sich eine weiße Gestalt hinter dem Gestein, und ich sah ein Augenpaar im Mondlicht funkeln. Das Schaf blökte erschrocken und trottete von dannen. Meine Nerven hatten mir einen Streich gespielt. Schließlich war ich hier auf dem Lande, verdammt. Was sollte sich sonst hinter einem Stein verbergen, wenn nicht ein Schaf?
    Zumindest war das hundertmal wahrscheinlicher, als auf Moran zu treffen. Entweder hatte er sich irgendwo verschanzt und plante seine eigene Flucht, oder er suchte immer noch die Umgebung von Allt an Damh nach mir ab und hatte außerdem seine Leute zum Flughafen und zu den Fähranlegern geschickt. Zwar musste er jetzt ohne seine rechte Hand Waddington auskommen, doch zweifellos gab es noch andere, auf die er zurückgreifen konnte. Ich kam zu dem Schluss, dass sowohl der Flughafen als auch die Fähranleger für meine Flucht morgen zu unsicher waren. Mein Plan B sah vor, mich so lange zu verkriechen, bis Moran gefasst war, und genau das würde ich jetzt tun – an die kaum bewohnte Halbinsel Oa würde er bestimmt keinen Gedanken verschwenden.
    Das Meer lag vor mir, doch obwohl ich das Rauschen der Wellen schon hören konnte, sah ich den Strand erst, als ich am Rand der Lichtung angelangt war. Vier bis fünf Meter entfernt glitzerte das Mondlicht auf dem Wasser der kleinen Bucht – ein schöner Anblick bei Vollmond und an einem sonnigen Tag zweifellos atemberaubend. Auf der weiten Fläche windgekräuselten Sandes schillerten kleine Riffe und zerklüftete schwarze Felsen wie die schuppigen Rücken gigantischer Reptilien, die jeden Moment ins Meer zurückkehren würden.
    Sobald ich diesen Anruf erledigt hatte, würde ich den Strand entlanglaufen und versuchen, den Sand für mich singen zu lassen. Ich griff in die Tasche, zog Sandys Handy heraus und gab Gerrys Nummer ein. Kein Netz verfügbar. Verbindungsaufbau nicht möglich .
    Sandy hatte mir versichert, dass es hier funktionieren würde, aber wahrscheinlich hatte er damit den Strand gemeint. Also lief ich den schmalen Pfad zum Meer hinunter. Auf dem Weg ans Wasser sank ich in dem weichen, leicht getrockneten Sand ein, und nur so zum Versuch scharrte ich mit einem Schuh. Ohne Erfolg – bis ich den Strand halb überquert hatte und es an einer Reihe zerklüfteter Felsen nochmals versuchte. Und da hörte ich es: ein schwaches, hohes Zirren von der Sohle meines Schuhs her.
    Ich fühlte mich versucht, es direkt wieder zu probieren, doch das musste warten, bis ich meinen Anruf erledigt hatte. Ich durfte mich nicht ablenken lassen. Ich klappte das Handy auf. Netzsuche. Neues Netz gefunden. Während ich die Wellenmuster des Mondes auf seinem Weg übers Wasser betrachtete, gab ich Gerrys Nummer ein. Solange ich auf das Klingelzeichen horchte, schwang ich wieder meinen Fuß über den Sand.
    Es sirrte, doch der Laut kam nicht von meinem Fuß, sondern von der Rückseite der Felsen. Mir blieb gerade noch Zeit, das Handy zuzuklappen und es in eine Spalte zu werfen, bevor sie über mich herfielen.

16
    E ine Faust traf mich mit Wucht an der Schläfe. Ich stürzte. Mein Kopf traf auf harten Stein. Dann nichts.
    Das heftige Pochen im Kopf war das Erste, was ich spürte, als ich halb zu Bewusstsein kam. Der Boden unter mir war hart. Keine Geräusche. Ich dämmerte wieder weg.
    Als ich das nächste Mal etwas wahrnahm, war das Hämmern in meinem Kopf nur noch ein dumpfer Schmerz. Ich spürte raues Holz an der Wange. Ich lag auf einem Dielenboden. Ich schlug die Augen auf, und es war stockdunkel. Ich bewegte die Hand dicht vor dem Gesicht, sah jedoch immer noch nichts. Einen entsetzlichen Moment lang fürchtete ich, dass ich von dem Hieb erblindet war. Doch dann bemerkte ich, dass das

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