Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
Vom Netzwerk:
eines Mannes zum Vorschein, der das Leben von Menschen wegschnippte wie andere eine Zigarettenkippe.
    Mir war von Anfang an klar gewesen, dass ihn meine Geschichte hundertprozentig überzeugen musste. Bliebe auch nur der kleinste Verdacht, wäre ich geliefert. Ich hatte mich auf dünnem Eis bewegt und war eingebrochen. Ich hatte mein Bestes gegeben und hatte dennoch verloren.
    Ohne den Kopf zu drehen, sagte er: »Mach die Tür zu, Eddie.«
    Einer der Schläger folgte seiner Anweisung, der andere wartete auf Morans Befehle. Mit trockenem Mund und schweißnassen Händen drückte ich mich instinktiv nach hinten an die Stäbe der Stuhllehne, um der bevorstehenden Gewalt auszuweichen.
    Die gedämpfte Melodie von March of the Cameron Men überraschte uns alle.
    »Mist!« Moran zog das Handy aus der Tasche, sah aufs Display und hielt sich das Gerät ans Ohr. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst mich nicht anrufen … Was! « Seine Lippen pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen. »Sag das noch einmal …« Er unterbrach das aufgeregte Gezwitscher am anderen Ende. »Ich komme.«
    Er steckte das Handy wieder in die Tasche und beugte sich zu mir herunter. »Wie immer du heißt – Dorward jedenfalls nicht. Wenn ich wiederkomme, wirst du mir die Wahrheit sagen, und auch, wer dich schickt. Dafür wird Eddie hier sorgen.«
    Der Ton war sachlich und selbstgewiss, und gerade dadurch klopfte mir das Herz bis zum Halse. Ich versuchte mich nicht an einer vergeblichen Ausrede à la »Ich hab keine Ahnung, was Sie meinen«, sondern sah stumm zu, wie er seinen Männern Zeichen gab und mit ihnen zur Tür hinaus verschwand. Doch vorher drehte sich Eddie noch einmal grinsend um, als könne er das, was mir bevorstand, kaum erwarten.
    Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Zunächst hörte ich noch Gemurmel, dann herrschte Stille.
    Das graue Licht der ersten Morgendämmerung drang durch die dünnen Gardinen. Einen Moment lang starrte Sandy geistesabwesend auf die braune Asche in der Feuerstelle. Er war im Sessel eingeschlafen und verfluchte sich dafür. Blöder alter Esel! Mit steifen Gliedern richtete er sich ein wenig auf.
    Miiaaauu . Nadelspitze Klauen gruben sich ihm durch die Hose ins Bein, und augenblicklich war er hellwach. Er starrte auf Liz’ Katze. Das Tier erwiderte ungehalten seinen Blick. Einen Moment lang konnte er sich nicht erinnern, was es hier zu suchen hatte. Ach so … jetzt fiel es ihm wieder ein. Liz war gestern Abend zum Telefonieren zu den Singing Sands hinausgegangen. Wahrscheinlich war sie gerade für einen weiteren Anruf noch mal aufgebrochen. Sandy und die Katze dösten wieder ein.
    Das Zwitschern einer aufgescheuchten Amsel weckte ihn erneut. Ein Sonnenstrahl stahl sich vorwitzig durch einen Spalt zwischen den Gardinen, strich sanft über die dünne Staubschicht auf dem Radio und glitzerte im Glaszylinder der Petroleumlampe.
    Sandy gähnte und räkelte sich. Als es auf seinen Knien plötzlich leichter wurde, fiel ihm die Katze wieder ein: Gorgonzola war zur Tür geflitzt.
    »Nachricht empfangen und verstanden.« Er hievte sich aus dem Sessel und ließ sie nach draußen.
    Er stand im Eingang und sog ein paarmal die kühle, klare Luft ein. Es versprach, ein schöner Tag zu werden. Er ging wieder hinein; es war Zeit, den Porridge zu machen. Liz war sicher bald zurück. Er hatte am Morgen nicht gehört, wie sie hinausgegangen war. Er hatte auch nicht gehört, wie sie am Abend nach diesem Anruf zurückgekommen war. Er überlegte. Sie war doch gestern Abend wieder zurückgekommen, oder?
    Eine halbe Stunde später saß er am Tisch und löffelte seinen Brei aus der Schüssel. Sein mulmiges Gefühl hatte sich inzwischen zu handfester Sorge gesteigert. Er ging zur Tür, blickte den Pfad entlang zu der Lichtung hinter den Bäumen und hoffte, dort eine Gestalt kommen zu sehen. Doch da war weit und breit kein Mensch. Er setzte sich wieder an den Tisch. Ein bisschen Zeit würde er ihr noch geben – bis er seinen Porridge aufgegessen hatte. Bestimmt gab es eine simple Erklärung für ihre Abwesenheit, zum Beispiel, dass sie den Ottern und Seehunden bei ihrem ausgelassenen Treiben zusah. Schließlich hatte er ihr keine feste Zeit fürs Frühstück genannt, und so gab es keinen Grund, wieso sie jetzt unbedingt zurück sein sollte.
    Er kratzte den letzten Rest Porridge aus der Schale. Es war zwecklos. Die Angst hatte längst über die Sorge gesiegt. Er wusste, dass sie zu den Singing Sands gegangen war. Wenn sie nun

Weitere Kostenlose Bücher