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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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ist«, sagte ich, »und wollte mit so viel Geld wie möglich einfach nur verschwinden. Betrug ist eine Sache, Mord aber eine andere. Wenn er erst mal weit genug weg gewesen wäre, hätte er sicher irgendjemandem eine Nachricht geschickt, wo ich bin. Außerdem gab es im Cottage genug zu essen.« Letzteres stimmte: Ein Schrank voller Dosen mit Lachs für Gorgonzola.
    Ann-Marie schien enttäuscht, Roddy nicht überzeugt.
    Er schob den Stuhl zurück. »Wird Zeit, die Polizei zu rufen. Wir können das Telefon im Arbeitszimmer von dem Mistkerl benutzen.«
    »Nein! Ich will noch nicht, dass die Polizei eingeschaltet wird. Ich –«
    »Wieso nicht, verflucht noch mal?« Die Hände in die Hüften gestemmt, schaute er mich wütend an. »Der Mann ist ein gefährlicher Irrer. Er hat Sie zusammengeschlagen und im Cottage eingesperrt, Himmel noch mal!«
    »Und wollte dich da verhungern lassen.« So leicht ließ sich Ann-Marie ihre Lieblingstheorie nicht madig machen.
    »Gebt mir einen Moment Bedenkzeit.« Ich schloss die Augen und versuchte, mir darüber klar zu werden, wie ich am besten weiter verfuhr. Das Nächstliegende war ein Anruf bei Gerry. Ich konnte in diesem Moment nach oben laufen und ins Arbeitszimmer gehen. Andererseits … wenn ich Gerry jetzt wissen ließ, dass Moran hier war, würde er mich anweisen, mich aus der Sache rauszuhalten, und mir wären die Hände gebunden. Moran für seine kaltblütigen Morde zur Verantwortung zu ziehen bliebe anderen vorbehalten. Vor allem aber hatte ich das Gefühl, dass sich hier noch etwas anderes zusammenbraute, dass irgendein größeres Ding, das er drehte, kurz vor dem Abschluss stand, etwas, das seine Anwesenheit auf Islay erforderte. Wie ich darauf kam? Moran verhielt sich anders, als es die Akten erwarten ließen. Nachdem ich ihn erkannt hatte, war Moran nicht sofort abgetaucht, wie er es sonst immer tat, wenn ihn der Arm des Gesetzes schon fast am Schlafittchen packte; und dann war da noch dieser dringende Anruf, der ihn zwang, sofort irgendwohin zu kommen. Wenn ich nur in Erfahrung bringen könnte, was Moran vorhatte, dann …
    »Alles in Ordnung?« Roddy und Ann-Marie sahen mich besorgt an.
    »Ja, ja, ich dachte nur gerade, dass es keinen Zweck hat, die Polizei zu rufen. Ich habe keine Beweise dafür, dass Sir Thomas mich tätlich angegriffen hat, da stünde Aussage gegen Aussage. Und was den Schwindel gegenüber Winstanley betrifft, würde er wohl einfach nur die Fässer mit fünfzig Jahre altem Whisky und der korrekten Nummer vorzeigen und mich beschuldigen, ich hätte eine Geschichte erfunden, um ihn zu erpressen. Ich möchte nur noch von hier weg, ich setz mich einfach ins Auto und …« Roddy sank wieder auf seinen Sessel. »Der Fährstreik ist beigelegt. Das kam heute Morgen in den Nachrichten, aber in dem Auto können Sie nicht nach Port Ellen fahren. Die Farbe sieht man meilenweit. Sie haben keinen klaren Kopf, Liz. Außerdem gibt es bis Ardbeg nur die einspurige Straße, umso größer also die Gefahr, dass Sie diesem Bastar-r-rd Blaik begegnen.«
    »Was ist mit deiner Honda, Roddy? Die könnte Liz doch nehmen, oder? Unter dem Helm mit Visier würde ihre eigene Mutter sie nicht erkennen!«
    Das musste man ihm lassen – Roddy zögerte höchstens ein, zwei Sekunden, bevor er mir sein kostbares Stück anvertraute. »Die Fireblade ist ein ziemlicher Feuerstuhl. Schon mal eine gefahren?«
    »Ähm, nein«, sagte ich.
    Ann-Marie schien enttäuscht. »Dann kannst du sie auf dem Sozius mitnehmen, Roddy! Du hast doch einen zweiten Helm. Zwei Leute auf einem Motorrad, das bietet noch mehr Tarnung.«
    Als wir ans Tor von Allt an Damh kamen, öffnete Ann-Marie von innen per Handbetrieb. Mit dem Helm auf dem Kopf und in einer Lederjacke, die mir zwei Nummern zu groß war (so dass ich darunter sogar noch meine eigene verstecken konnte), hielt ich mich an Roddy fest, und wir brausten davon. Auf die Gefahr hin, als Feigling dazustehen, hatte ich Roddy unmissverständlich klargemacht, dass ich mich unmöglich einzig an dem kleinen Griff hinter mir festhalten konnte. Dicht an seinen Rücken geschmiegt und das Gesicht unter Plexiglas verborgen, war ich mir sicher, dass Moran uns, sollten wir unterwegs wirklich seinem Wagen begegnen, als Touristen auf der üblichen Islay-Route abtun und kaum eines Blickes würdigen würde. Letztlich kam uns auf der einspurigen Straße kein einziges Fahrzeug entgegen, und auf der breiteren zwischen Ardbeg und Port Ellen begegnete uns nur hier und da ein

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