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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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ich erst einen der Nägel gelockert, mit denen die Bretter im Fensterrahmen verankert waren, konnte ich mit ein bisschen Glück eins der zerbrochenen Stuhlbeine als Hebel benutzen und das ganze Brett wegstemmen. Ich schlug erneut zu.
    Und wieder, und wieder. Ich legte eine Pause ein und wischte mir mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Meine verzweifelten Bemühungen zeigten außer ein paar Dellen im Holz und einem winzigen, sichtbar gewordenen Stück Nagel kaum Wirkung. Ich brauchte etwas, um die Wucht meiner Schläge zu bündeln: Je kleiner der Durchmesser, desto größer die Schlagkraft – der Stilettoabsatzeffekt. Mein Blick fiel auf das abgebrochene Stuhlbein. Ich schnappte es mir, drückte es an die Sperrholzplatte und hämmerte mit dem Topf wie wild auf das andere Ende.
    Ein Nagel löste sich und fiel herunter. Ich schöpfte Mut und nahm mir den nächsten vor. Dieser gab leichter nach. Also zwei schon weg, aber noch etliche fest verankert. Wie viel Zeit blieb mir, bevor Moran zurückkam oder einer von ihnen den Lärm hörte und herbeieilte, um nach dem Rechten zu sehen?
    Nicht viel, wie sich bald zeigte. Nachdem ein dritter und kurz darauf ein vierter Nagel herausgefallen war, beulte sich das Holz, wenn ich mit der Hand fest dagegendrückte, ein wenig aus. Ich zog den Tisch unters Fenster und stieg darauf. Dann hielt ich mich an der Gardinenstange fest und trat mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, gegen das Sperrholz.
    Am rechten Rand öffnete sich ein schmaler Spalt. Im selben Moment rief von draußen jemand erschrocken: »Was zum Teufel …!«
    Eddie war zurückgekommen! Ich kletterte vom Tisch und sah mich nach einer Waffe zu meiner Verteidigung um. Der zerbrochene Stuhl musste reichen. Licht aus. Wenn er die Tür aufwarf und ins Dunkel blickte, wäre er für einen Moment im Hintertreffen. Mit einem Satz wäre ich bei ihm und würde ihm den Stuhl über den Schädel schlagen.
    Ich wartete nur darauf, dass der Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde. Doch draußen war es plötzlich still. Ich setzte meine Waffe ab und tastete mich – auf der Hut vor irgendwelchen Gegenständen, die mich zu Fall bringen konnten – bis zum Fenster. Durch den schmalen Spalt, den ich zwischen Bretterverschlag und Fensterrahmen geöffnet hatte, schien ein wenig Tageslicht herein. Ich legte das Auge an den Spalt.
    Ein anderes Auge starrte von draußen zurück.

17
    M it einem spitzen Schrei machte ich einen Satz nach hinten. Draußen schnappte jemand laut nach Luft, dann hörte ich die zögerliche Frage: »Wer ist denn da drinnen? Liz? Was zum Teufel geht da eigentlich vor?« Es war eine Stimme, die ich wiedererkannte.
    »Roddy!« Den Tränen nahe sank ich gegen die Wand. Dies war kein guter Zeitpunkt für Hysterie. Ich zwang mich, gleichmäßig zu atmen. »Cameron-Blaik ist über mich hergefallen und hat mich hier drinnen eingesperrt. Er kann jeden Moment wiederkommen und … und … und …«
    Keine Fragen, kein Lachen, weil er es als Witz abtat, keine wohlwollenden Worte für jemanden, der nicht ganz bei Trost war.
    » Mistke-r-rl .«
    Kräftige Finger packten das lose Ende der Verbretterung. Vor Anstrengung ächzend, bog sich das Sperrholz so lange vom Fensterrahmen weg, bis es mit einem scharfen Krachen in zwei Hälften zerbrach und Roddy in die Umarmung eines biegsamen Rhododendronbuschs katapultierte. Die schmale Lücke, die er aufgebrochen hatte, schien noch nicht groß genug. Um mich nicht an den Splittern zu verletzen, schob ich zunächst vorsichtig den Kopf hindurch. Doch dann packte Roddy mich an den Schultern, zog, und ich war draußen.
    »Ich hab mir das mit Cameron-Blaik nicht ausgedacht«, sagte ich mit möglichst fester Stimme. »Sie glauben mir doch?«
    Roddy musterte mich. »Oh ja! Sie haben eine Beule so grrroß wie ein Wachtelei am Kopf und einen Bluterguss im Gesicht, der an Himbeerpürrree erinnert.«
    Ich fing an zu zittern – ein verzögerter Schock.
    Er legte mir den Arm um die Schulter. »Dieser Scheißkerl sucht bestimmt nicht drüben im Haus nach Ihnen. Für den Augenblick sind Sie da sicher. Ich hab gesehen, wie sein Auto zum Tor fuhr.« Er führte mich zu dem Pfad durchs Gebüsch.
    Ich blieb abrupt stehen. »Der Hund! Wenn er feststellt, dass ich ausgebrochen bin, kommt er mit dem Hund wieder. Dann weiß er bald ganz genau, wo ich bin.«
    »Kein Problem.« Roddy nahm mich schwungvoll auf die Arme. »Sie können keine Spur hinterlassen, wenn Sie mit den Füßen nicht den Boden

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