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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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dem Schmuggel mit lang gereiftem Whisky mit tausend multipliziert – ein erklecklicher Nebenverdienst für Sir Thomas.
    Wahrscheinlich hatten ihm eines schönen Tages, als er in The Vaults mit Moran auf einem dieser bequemen braunen Ledersofas am Kamin saß, ein paar Whiskys zu viel die Zunge gelöst, und er hatte irgendetwas über diese einträglichen Geschäfte ausgeplaudert und damit sein Todesurteil unterschrieben. Jetzt lag er zwischen diesen flechtenüberwucherten Steinplatten auf dem Friedhof von Kildalton und teilte sich das Grab mit einer der Personen, die er übers Ohr gehauen hatte.
    Mit Sicherheit hatte Moran nicht vor, längerfristig in diese Betrugsgeschäfte einzusteigen, sondern machte sich Cameron-Blaiks Whiskyschmuggel nach Irland nur vorübergehend zunutze. Nunmehr brachten die Boote, die bis dahin ohne Fracht gekommen waren, um die Fässer zu holen, eine Lieferung Heroin oder Kokain mit: Drogen rein, Whisky raus. Dabei hatte er aber offenbar einen entscheidenden Fehler gemacht: Er hatte sich nicht ausreichend über das Geschäft mit den trügerischen Fässern informiert. Folglich war er auf den unerwarteten Besuch von Winstanley und dessen Forderung, seine Fässer zu sehen, vollkommen unvorbereitet.
    Das Gebäude der Brennerei Sròn Dubh entsprach dem typischen Stil der Insel, nur dass hier der weiße Putz spröde und rissig war und größere Löcher aufwies. Morans Wagen parkte auf dem Kies vor einer geschlossenen Tür, an der, selbst von ferne zu erkennen, die Farbe abblätterte. Auf dieser Seite der Brennerei befanden sich keine Fenster – mein Glück, da ich vorhatte, mir die Lagerhalle aus der Nähe anzusehen. Äußerst riskant, doch ich war ja hergekommen, um neue Erkenntnisse zu sammeln, und die würden sich nicht einstellen, wenn ich nur hier herumlag.
    Zügiges Handeln war jetzt wichtiger als Vorsicht. Ich rannte die Seite der Halle entlang und rechnete jeden Moment damit, gesichtet zu werden. An der Vorderseite hatte ich zum zweiten Mal Glück. Das doppelflügelige Tor, das hoch genug war, um Schwerlastwagen hindurchzulassen, war sperrangelweit offen. Ich stand da und horchte … Von drinnen waren keinerlei Stimmen oder andere Geräusche zu hören. Mit einem kurzen Blick zur Tür der Brennerei überzeugte ich mich davon, dass von dort niemand kam. Ich huschte in die Halle.
    Durch das offene Tor fiel genügend Licht herein, um bis etwa zur Hälfte des Innenraums sehen zu können. Auf Holzlatten, um den direkten Kontakt mit der Erde zu vermeiden, lagerten liegend die Fässer. Alle waren mit einem Papieretikett versehen, auf dem eine Jahreszahl stand, doch nur die in den ersten beiden Reihen besaßen eine Nummer in Schablonenschrift. Die Reihen der Fässer erstreckten sich zu beiden Seiten der Halle bis in die Dunkelheit an deren hinterem Ende, wo eine nackte Glühbirne an der Decke immerhin genug Licht spendete, um zu zeigen, dass noch weitere Fässer in drei Reihen übereinandergestapelt waren.
    Nichts an diesem Ort verriet mir bislang etwas über Morans Pläne, doch hierher war Winstanley gekommen, um seine Fässer zu begutachten, und vielleicht hatte er auch hier den Tod gefunden. Um Moran mit dem Mord in Verbindung zu bringen, brauchte ich eindeutige Beweise. Ich sah mich genauer um. Hatten sie ihn neben den mit Schablonen beschrifteten Fässern umgebracht, vor denen ich gerade stand? Wahrscheinlich zu einsehbar, denn bestimmt hatte man das Tor für Winstanleys Inspektionsrundgang geöffnet.
    Womöglich hatten sie ihn unter irgendeinem Vorwand in den dunklen hinteren Teil der Halle gelockt. Zwischen den Fässerreihen verliefen schmale Gänge, während ein breiterer bis zur Rückwand führte. Selbst in diesem schummrigen Licht waren Blutflecken an einem Fass vielleicht noch zu erkennen. Allemal der Mühe wert, nachzusehen. Danach würde ich verschwinden. Doch ich hatte zu hoch gepokert.
    Als ich den breiten Gang zu den schlecht beleuchteten Fässern im hinteren Teil halb zurückgelegt hatte, knallte auf der anderen Seite des Hofs eine Tür zu. Stimmen. Mir blieb gerade noch genügend Zeit, mich zwischen die nächstbesten Fässer zu zwängen und in den dunklen Hohlraum darunter zu kriechen.
    »Bring den Handwagen mit nach hinten, Eddie.« Unverkennbar Morans Stimme. »Packen wir ihn unter eine Plane, dann können ihn zwei von euch anschließend zur Brennerei mit rübernehmen und in den Fermenter werfen.«
    »Fermenter, Chef?« Die Frage kam von einer weiteren Person, nicht von

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