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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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erfolgreichen Ausgang des Unternehmens, nicht wahr? Es hat etwas ungemein Befriedigendes, sich in den Schmollwinkel zurückzuziehen.
    Gerry stupste mich an und zeigte aus dem Fenster. »Da drüben brennt was.«
    Einen Moment sah ich mir die dicke graue Rauchwolke an, die am hinteren Ende von Port Ellen in den Himmel stieg, dann schloss ich die Augen wieder und schmollte weiter. Sein Versuch, die Beziehung zu normalisieren, verfing bei mir nicht. Was mich betraf, waren wir noch nicht fertig, auch wenn ich letztlich wusste, dass seine Vorwürfe nicht unberechtigt waren, aber wer gibt schon gerne Fehler zu?
    Er stupste mich erneut. »Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten, Deborah? Könnte das die Anlegestelle der Fähre in Port Ellen sein?«
    »Die ist woanders«, sagte ich, ohne die Augen zu öffnen. »Das ist ungefähr bei der –« Mit einem Ruck richtete ich mich auf und starrte nach draußen, als mir schlagartig klar wurde, was da vorne in Flammen stand. »Ich glaube, das ist die Destillerie.« Ich brachte nur noch ein Flüstern heraus.
    Er warf mir einen vielsagenden Blick zu, verkniff sich aber eine Bemerkung. Das war wenig tröstlich, kein bisschen tröstlich. Falls er weitere Vorhaltungen auf Lager hatte, sparte er sie sich für später auf.
    Schon lange bevor wir die Brennerei erreichten, ließen die Flammen und der Rauch wenig Zweifel daran, dass nach den Löscharbeiten außer Asche herzlich wenig für die Spurensicherung übrig bleiben würde. Wie bei jeder Katastrophe waren aus dem Nichts Menschen aufgetaucht, als hätte irgendeine Buschtrommel die Nachricht verbreitet. Wir überließen es dem Polizisten am Steuer, den Wagen auf der schmalen Straße mühselig zu wenden, und bahnten uns, vor Ort angekommen, einen Weg durch die Fahrzeuge und Schaulustigen bis zu einem Streifenwagen sowie zwei Beamten in Uniform, die zweihundert Meter von der Destillerie entfernt das Gelände absperrten. Gerry zückte seine Dienstmarke, um vorbeizukommen, doch die Feuerwehrleute ließen uns nur bis zum Tor durch.
    Von den zwei Löschzügen am Eingang schlängelten sich die Schläuche bis zum hinteren Teil des Hofs. Vor den roten Flammen mühten sich zwei Feuerwehrmänner ab, einen Schlauch über den Boden zu ziehen. Im nächsten Moment ging ein starker Wasserstrahl auf die Flammenwand nieder. Selbst auf diese Entfernung schlug uns eine solche Hitze entgegen, dass wir nach dem kurzen Blick auf das Inferno, das an der Stelle des einstigen Lagerhauses tobte, den Rückzug antreten mussten. Das Hauptgebäude hingegen war zwar bedroht, doch bis dahin noch nicht von den Flammen erfasst.
    In dem Getöse explodierender Fässer hörte ich Gerry murmeln: »Das muss man Moran lassen. Auf diese Weise wird hinterher niemand mehr feststellen, dass irgendwelche Fässer vorher abtransportiert worden sind. Hier wird alles vernichtet sein, und es gibt keine Beweise für ein Verbrechen.«
    »Doch, es gibt wohl Beweise«, sagte ich in meinem Eifer, bei ihm wieder gut angeschrieben zu sein. »Selbst wenn das Hauptgebäude Feuer fängt, haben wir immer noch klare Beweise. Die Leiche ist in dem Wasser des Bottichs vor den Flammen geschützt.«
    »Leiche?« Er kniff die Augen zusammen. »Was. Für. Eine. Leiche. Deborah?« Er dehnte jedes Wort, als machte er einen Punkt dahinter. »Ich kann mich nicht entsinnen, dass Sie mir bei unserer Nachbesprechung etwas von einer Leiche erzählt hätten, oder ist mir da was entgangen?«
    Ach du je, der Schuss war nach hinten losgegangen. »Nicht?«, quiekste ich in dem erbärmlichen Versuch, den Fehler als einen kleinen Irrtum abzutun. Dabei wusste ich, dass er viel ernster war.
    »Ganz sicher nicht.« Er packte mich am Arm und marschierte mit mir zum Auto zurück.
    Über den unangenehmen Teil, der dann folgte, schweigt des Sängers Höflichkeit.
    »… Sie haben vier unentschuldbare Fehler begangen, Deborah«, war das Fazit. »Sie vergaßen erstens« – er zählte an den Fingern ab – »zu erwähnen, dass jemand ermordet worden ist; zweitens, wie das Opfer hieß; drittens, wieso der Mann umgebracht wurde; und viertens, wer der Mörder ist. Ich habe keine Finger mehr übrig. Haben Sie vielleicht sonst noch etwas zu erwähnen vergessen?«
    Ich kramte in meiner Erinnerung nach den Ereignissen im Lagerhaus. Falls später irgendetwas ans Licht kam … Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie wissen, dass ich absolute Professionalität erwarte. Bleiben Sie im Wagen, während ich mit dem Brandmeister rede.« Mit grimmigem

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