Das Geheimnis von Islay Island
den Kopf gestoßen, stimmte sie ein wütendes Miauen an und hockte sich auf den Teppich, um ihren nächsten Zug zu überdenken, während Sandy sich an dem schwarzen Topf zu schaffen machte.
Gerry formte mit den Lippen »Nachbesprechung« und ging zur Tür voraus. Ich rappelte mich aus der Tiefe meines Sessels hoch. Draußen informierte ich ihn über die Ereignisse seit dem Überfall auf den Singing Sands.
»Sie glauben also, dass Moran mit den Fässern auf der Fähre sein wird. Wahrscheinlich haben Sie Recht. Er wird sie im Auge behalten wollen, da sie gefüllt mit dem fünfzig Jahre alten Whisky mehrere Millionen Pfund wert sein könnten.« Als er mein ungläubiges Gesicht sah, fügte er hinzu: »Seltenheitswert. Und aus seiner Sicht ganz bestimmt wertvoll genug, um dafür zu töten. Sie können wahrlich von Glück sagen, Deborah, dass Sie ihm entkommen sind.«
Ich erkannte die Zeichen. Er wechselte gerade in den Modus »strenger Verweis«. Und wieder konnte ich von Glück sagen, so einfach davonzukommen, denn Sandy pfiff gerade Come to the Cookhouse Door Boys , den alten Army-Appell zum Essenfassen.
Ich lief rasch Richtung Tür, doch Gerry hob bremsend die Hand. »Einen Moment noch, Deborah. Sie haben selbstverständlich eine überzeugende Erklärung dafür, dass Sie zur Brennerei rausgefahren sind? Ich dachte, ich hätte mich sehr klar dahingehend ausgedrückt, dass Sie die Insel in dem Moment verlassen oder aber abtauchen sollen, sobald Sie Moran ausfindig gemacht haben.«
»Das hatte ich auch vor.« Selbst in meinen eigenen Ohren klang der Satz wie eine lahme Ausrede.
»Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, sagt man doch so, oder, Deborah?«
»Aber er hat mir seine Schläger auf den Hals gehetzt und mich einge–«
»Ich meine, nachdem Sie aus dem Cottage ausgebrochen sind.«
»Ich dachte mir einfach, ich fahr mal in die Brennerei und –«
»Und verdienen sich ein paar Pluspunkte, geben Sie’s zu, Deborah.«
Ich hatte verdrängt, dass er mich immer derart durchschaute, verdammt. Ich merkte, wie meine Wangen glühten.
Sandys Pfeifen war verstummt, dafür erging der Ruf an mich: »Das Essen steht auf dem Tisch! Die Katze haut schon rein. Wenn Sie nicht sofort kommen, frisst sie Ihnen alles weg!«
»Dann machen Sie schon.« Gerry öffnete mir die Haustür, doch ich wusste, dass ich noch nicht aus dem Schneider war.
Da die Fähre Moran keinerlei Möglichkeit zur Flucht bot, hatte sich der Zeitdruck ein wenig gelegt, und ich durfte in Ruhe fertig essen, während Gerry einen Polizeiwagen organisierte, der uns abholen und zur Brennerei bringen sollte. Als wir aufbrachen, drehte ich mich noch einmal zu Gorgonzola um, die auf Sandys Schoß ein Verdauungsschläfchen hielt. Sie öffnete ein Auge und machte es, im Vertrauen auf meine sichere Rückkehr, wieder zu.
Auf dem Weg nach Sròn Dubh setzte Gerry zu Teil zwei seiner Gardinenpredigt an.
»Ich hab per Funk die Einsatzgruppe nach Kennacraig bestellt, wo wir uns treffen, sobald die Fähre andockt. Wir müssten Moran in genau« – Gerry sah auf seine Uhr – »siebenundfünfzig Minuten geschnappt haben. Dazu muss ich Ihnen also gratulieren, Deborah. Aber kommen wir doch noch mal auf die Kleinigkeit zurück, sich nicht an die Anweisungen zu halten.«
Dummerweise versuchte ich erneut, mein Eindringen ins Lagerhaus zu rechtfertigen.
Er fiel mir ins Wort. »Mit jedem Wort, das Sie dazu noch sagen, reiten Sie sich nur noch tiefer in die Scheiße, Deborah. Ich rate Ihnen, es augenblicklich gut sein zu lassen.«
Für die nächsten fünf Minuten bekam ich einen Vortrag über bodenlosen Leichtsinn zu hören, der im Prinzip darauf hinauslief, dass Moran, hätte er mich zwischen den Fässern entdeckt, mich sofort getötet hätte und infolgedessen seinerseits ungeschoren davongekommen wäre.
Wie gesagt, durchschaute er mich genau, und als ihm das Maß meiner Zerknirschung über meine Unzulänglichkeiten genügte, schloss er mit den Worten: »Das einzig Tröstliche an Ihrer kleinen Eskapade ist die Aussicht, Moran in die Finger zu bekommen, sobald die Fähre anlegt.«
Einige Minuten fuhren wir in unbehaglichem Schweigen weiter, unbehaglich zumindest für mich. Ich lehnte den Kopf an und schloss die Augen. Ich war erschöpft, vor allem aber wollte ich mir nicht noch mehr spitze Bemerkungen über leichtsinniges Verhalten anhören. Schließlich hatte ich ihm die Informationen geliefert, die zu Morans Festnahme führen würden, und damit zum
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