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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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Gesicht marschierte er davon. Ich hatte jeden seiner Rüffel verdient, ich war einfach zu sehr auf den Gegenstand unserer Operation fixiert gewesen, nämlich Moran zu schnappen. Darüber hatte ich die Ermordung von MacNab völlig verdrängt.
    Gerry kam zum Wagen zurück. »Sie glauben, dass sie die Flammen dank der Steinmauern und des Schieferdachs vom Haupthaus fernhalten können. Demnach müsste die Leiche immer noch als Beweis in dem Behälter sein. MacNab ist – das heißt, war der Leiter der Brennerei.« Er sah auf die Uhr. »Die Fähre wird jetzt jeden Moment andocken. In ungefähr fünf Minuten werden wir hören, dass Moran gefasst ist.«
    Wir warteten schweigend. Gerry fing an, in sein Notizbuch zu kritzeln, ein klares Zeichen für seine angespannte Verfassung: zuerst ein Viereck, gefolgt von drei senkrechten Strichen – nicht schwer zu errraten, dass es sich dabei um Gefängnisgitterstäbe handelte –, dann Hände, die sich an die Stäbe klammern, und ein Gesicht, das herausschaut.
    Endlich kam das Funksignal. »Operation Schottischer Fusel.«
    Gerrys Stift stand still. Mit Herzklopfen beugte ich mich vor. Morans Festnahme würde entscheidend dazu beitragen, dass er mir nicht länger auf die Finger klopfte. In just diesem Moment wurden ihm die Handschellen angelegt, dann führten sie ihn die Gangway hinunter und verfrachteten ihn in einen Streifenwagen. Mit blitzendem Blaulicht, in rasendem Tempo würden sie ihn wegfahren, und ich, DJ Smith, trug die Lorbeeren davon.
    Eine geisterhaft ausdruckslose Stimme sagte: »Zielperson nicht an Bord, Sir.«
    Gerrys Kugelschreiberspitze grub sich in das Papier. Wenig später bat er den Fahrer, ihm das Mikrofon zu reichen.
    »Möglicherweise weicht sein derzeitiges Aussehen von der Beschreibung ab, die ich Ihnen durchgegeben habe.« Er drehte sich zu mir um. »Wir fliegen mit dem Hubschrauber rüber und sehen, ob Sie ihn identifizieren können.« Er sprach erneut ins Mikrofon. »Wie steht’s mit der Fracht, nach der wir suchen? Wenn die da ist, dann ist auch er definitiv an Bord.«
    »Negativ, was die Ladung betrifft, Sir.«
    » Überhaupt nichts , was der Beschreibung nahekommt?«
    »Nein, Sir. Nur Tankwagen, aber keine Fässer.«
    Eine endlose Pause, dann: »Brechen Sie den Einsatz ab. Er ist nicht an Bord.«
    Sein Stift machte einen dicken Strich durch die Kritzelei mit den Gefängnisgittern.
    Moran war uns schon wieder entwischt. Der Einsatz war gescheitert. Ich sank ins Polster zurück und schloss die Augen.
    Ich hatte vergessen, Gerry zu sagen, dass auf dem Friedhof von Kildalton die Leichen zweier Mordopfer verborgen waren, eines davon Sir Thomas Cameron-Blaik.

20
    U nter der Tragfläche des Dienstflugzeugs war Islay kaum noch zu erkennen. Passend zu meiner Stimmung hatte der graue Nebeldunst die kräftigen Farben des Meeres und der Felder verschluckt. Erst eine Woche zuvor war ich als Fremde gekommen und hatte auf die grauen Dächer und weiß getünchten Häuser hinuntergeblickt, ohne die Orte benennen zu können, die mir inzwischen so vertraut geworden waren: die Anlegestelle der Fähre, der weiße Block der Brennerei von Laphroaig und das schmale Sträßchen nach Allt an Damh .
    Ich starrte aus dem Fenster: Ich hatte mich immer noch nicht dazu aufgerafft, Gerry über die Leichen auf dem Friedhof von Kildalton aufzuklären. Natürlich hätte ich auf der schweigsamen Rückfahrt nach Oa Gelegenheit dazu gehabt, doch ein Blick in sein Gesicht, und ich hatte gekniffen. Gerry blieb im Wagen, während ich zum Cottage ging, um mich zu bedanken und Gorgonzola abzuholen. Ich war den Weg über die knisternden Bucheckern noch nicht zu Ende gegangen, als Sandy in der Haustür erschien.
    »Hab Sie kommen gehört, Mädel. Sie reisen also ab. Einsatz beendet?«
    »Sieht so aus«, sagte ich, »nur noch ein paar lose Enden zu verknüpfen.« Ich lächelte zuversichtlich, auch wenn ich das unbehagliche Gefühl hatte, dass sich mir diese losen Enden wie eine Schlinge um den Hals legten. »Tut mir leid, das Sie meinetwegen so viel Ärger und Mühe hatten.«
    »Das braucht es nicht.« Er zwinkerte mir zu. »Hat mich noch mal in alte Zeiten zurückversetzt. Ein bisschen Abenteuer hält einen jung.«
    Ich folgte ihm ins Cottage und nahm Gorgonzola auf den Arm. »Ich hab unsere Wette und diese Flasche Ardbeg nicht vergessen.«
    »Zwei Flaschen, alles oder nichts, erinnern Sie sich?«
    Solange die Dienststelle die Kosten übernahm, sollte er meinetwegen ein Dutzend bekommen.
    Von

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