Das Geheimnis von Melody House
wirklich daran geglaubt, dass Matt seine Exfrau getötet haben könnte, und dennoch …
Der Verdacht war da.
Sie schaute auf Adam. Er erwiderte ihren Blick, und sie wusste, dass er dasselbe hoffte wie sie.
Matts Blicke ruhten immer noch auf Darcy. Sie spürte es und sah ihn an.
“Wir wissen nichts über dieses Skelett –
noch nicht”
, sagte er. “Aber es wird nicht lange dauern.”
Mit diesen Worten ging er davon.
Und alle schauten auf Darcy.
17. KAPITEL
U ngefähr um ein Uhr morgens hatten sie das Skelett gefunden.
Gegen vier hatten Matts Leute behutsam die Erde abgebürstet und die Tür der Räucherkammer versiegelt. Um halb fünf wurde die Kiste mit den sterblichen Überresten in einem Aufbahrungsraum des Mahoney Funeral Home eingeschlossen. Um fünf war Matt wieder zu Hause, wo er duschte und um halb sechs endlich im Bett lag.
Obwohl er hundemüde war, lag er immer noch hellwach da und starrte an die Decke.
Wie zum Teufel hatte sie das bloß gemacht?
Er verspürte den starken Drang, zu ihr zu gehen. An die Tür zu klopfen, ohne sich darum zu scheren, ob es irgendjemand hörte. Dieser Drang, bei ihr zu sein, war stärker denn je. Er versuchte sich zu sagen, dass er ein Idiot war – immerhin hatte sie ihn des Mordes verdächtigt, um Himmels willen! Außerdem war da noch diese andere Sache … heute Nacht hatte er es wieder gesehen … diesen Blick in ihren Augen, wie sie entschlossen die Kiefer aufeinander gepresst hatte. Es war unheimlich, und wenn ihm das bisher nicht aufgefallen war, dann nur, weil er sich von seinen Gefühlen hatte blenden lassen, weil er sich statt von seinem Verstand von seinen männlichen Gelüsten hatte leiten lassen.
Obwohl das alles überhaupt keine Rolle spielte, wie ihm jetzt klar wurde. Zu welchen Erkenntnissen er immer auch kommen mochte, seine Gefühle für sie würden stets dieselben sein, daran gab es für ihn überhaupt keinen Zweifel. Abgesehen davon, dass er im Moment stocksauer auf sie war. Er wart einen blick auf seine Uhr. Sechs Uhr morgens. Er stöhnte, dann stand er auf und ging zu seinem Schreibtisch, wo er anfing, in den Schubladen herumzukramen. Irgendwo musste er diese verdammte Handynummer doch haben, verflucht noch mal!
Endlich fand er sie in der untersten Schublade unter einem Stapel alter Fotos. Er wählte.
Sie meldete sich nicht mit einem schlichten Hallo. Selbst nach all den Jahren hatte sie offenbar auf Anhieb seine Nummer auf dem Display erkannt.
“Darling!” kam Lavinias schwüle Stimme durch die Leitung. “Darling, ist dir eigentlich klar, wie spät es ist?”
“Fünf nach sechs, wenn mich nicht alles täuscht”, gab Matt trocken zurück. “Entschuldige bitte, aber ich bin davon ausgegangen, dass du deinen Anrufbeantworter eingeschaltet hast. Ich wollte dich eigentlich nur bitten, mich bei Gelegenheit zurückzurufen.”
“Oh, das macht überhaupt nichts, obwohl du natürlich wissen solltest, dass es nicht besonders glücklich ist, mich um diese nachtschlafende Zeit anzurufen, weißt du. Außer natürlich, du willst mir einen unglaublich aufregenden Vorschlag machen, aber davon ist ja wohl eher nicht auszugehen, oder irre ich mich?” neckte sie ihn.
“Nein. Eigentlich wollte ich nur fragen, wie es dir geht.”
“Um sechs Uhr morgens?”
“Na ja, ich hatte eben nicht damit gerechnet, dass du ans Telefon gehst.”
Er hörte Lavinias tiefes heiseres Lachen. Früher war der Klang für ihn das reinste Aphrodisiakum gewesen. Jetzt …
“Ich habe gehört, dass da unten bei euch im Moment ziemlich verrückte Sachen passieren”, erzählte sie ihm. “Und ich wollte mich auch schon bei dir melden, um zu fragen, wie es dir geht, ob du es glaubst oder nicht.”
“Ach ja?”
“Ein Artikel von diesem wandelnden Spazierstock, den ihr da unten habt, hat es bis in die New Yorker Zeitungen geschafft. Alles über Okkultismus. Das musst du unbedingt lesen, Darling. Alles über die schönste Geisterjägerin der Welt, die erst einen Totenschädel fand und dann selbst in ein frisch ausgehobenes Grab plumpste.”
“Aber das war doch erst gestern”, sagte Matt verblüfft.
“Schätzchen, Nachrichten heißen nur deshalb News, weil sie neu sind.”
“Du sagst es, Lavinia.”
“Ist sie wirklich so schön?” bohrte Lavinia nach.
Matt fragte sich, ob es sein konnte, dass selbst nach so vielen Jahren in ihrer Stimme immer noch ein Anflug von Eifersucht mitschwang.
Aber die Vergangenheit war lange vorbei. Und Lavinia war quicklebendig
Weitere Kostenlose Bücher