Das Geheimnis von Melody House
ist wirklich kein Problem”, versicherte Matt den beiden.
Er wollte im Moment einfach nur weg hier – vor allem deshalb, weil er absolut keine Lust hatte, sich noch eine weitere von Pennys Geschichten anzuhören. Er gestattete ihr einmal pro Woche – sie entschied sich immer für den Freitag oder Samstag – eine Führung mit dem Titel “Melody House und seine Legenden” zu machen, die sie zum Anlass nahm, alle möglichen haarsträubenden Anekdoten über das Haus zum Besten zu geben, in dem angeblich Geister, unter denen auch die Geister historischer Berühmtheiten sein sollten, herumspukten.
Sie hatte diese Führungen “Gespensterreise” nennen wollen, aber das hatte Matt sich vehement verbeten. Doch nachdem sie es tatsächlich geschafft hatte, auch so zahlende Touristen anzulocken – Leute aus Williamsburg, Richmond, Harpers Ferry oder sogar D.C. – hatte er ihr weitgehend freie Hand gelassen. Nach der ersten Hälfte der Veranstaltung reichte sie Apfelmost, Tee, Plätzchen und Blätterteiggebäck, und in einem musste er ihr Recht geben: Dank dieser Führungen konnten sie viele Rechnungen bezahlen. Deshalb duldete Matt den Zirkus, auch wenn ihm das Ganze immer noch ganz und gar nicht schmeckte.
“Geh ruhig, Matt, wir unterhalten sie schon, bis du fertig bist”, meinte Clint.
“Danke”, sagte Matt trocken und überließ sie ihrer Debatte über die Existenz oder Nichtexistenz von Geistern.
Eine Stunde später lag Matt wieder in seiner Suite im Haupthaus. Zuvor hatten er und Penny und Roger sehr zur Beruhigung der jungen Frau die Sachen des Brautpaars ins Cottage gebracht.
Matt war kaum eingeschlafen, als er von einem Klingeln geweckt wurde. Verschlafen versuchte er den Wecker abzustellen, und es dauerte einen Moment, bis ihm dämmerte, dass nicht der Wecker, sondern das Telefon klingelte. Es war einer seiner Angestellten, der aufgeregt in den Apparat rief, dass Matt sich beeilen solle. Ein Fall von häuslicher Gewalt drohe zu eskalieren.
Während Matt hastig in seine Kleider schlüpfte, dachte er sowohl an den Teil der Nacht, der hinter ihm lag, wie auch an den kommenden Tag. Da war sie wieder – die Wahrheit. Wie früher schon sein Dad zu ihm gesagt hatte, wenn es ihm als Kind auf einem Friedhof gegruselt hatte: Vor den Toten brauchte man keine Angst zu haben.
Es waren die Lebenden, vor denen man sich in Acht nehmen musste.
Der auf diese unruhige Nacht folgende Tag war für Matt die Hölle. Begonnen hatte er wenige Stunden nach Mitternacht mit dem Ehekrach der Creekmores, weil der alte Harry gedroht hatte, seine ganze Familie umzubringen, da seine Frau, wie er behauptete, in der Gegend herumhure, und er nicht einmal wüsste, ob die Kinder tatsächlich von ihm waren. Thayer hatte sich bemüht, die Situation bis zu Matts Eintreffen so gut es ging unter Kontrolle zu halten. Matt hatte Harry erst mit Engelszungen überreden müssen, die Tür zu öffnen, dann hatte er eine Flasche Whiskey mit ihm geleert, von der Matt allerdings kaum etwas trank, und versucht, den aufgebrachten Mann davon zu überzeugen, einen Vaterschaftstest machen zu lassen. Irgendwann war Harry dann so voll gewesen, dass er am Tisch einschlief, was Matt zum Anlass nahm, ihm die Schrotflinte abzunehmen und ihn zum Ausnüchtern in seine Kammer zu hieven.
Und so ähnlich ging es die ganze Woche weiter, und sein einziger Trost war, dass er das glückliche junge Paar Tag und Nacht im Swimmingpool herumplanschen hörte.
Irgendwann kam Jeannie auch zu ihm, um sich wortreich dafür zu bedanken, dass er sie in jener ersten Nacht nicht einfach an die Luft gesetzt hatte. Sie versicherte ihm, dass sie sich ihre Flitterwochen niemals so schön hätte ausmalen können und wie sie jede Minute genossen.
Den Geist hatte sie in der Zwischenzeit offensichtlich längst vergessen, worüber Matt sehr froh war.
Ganz im Gegensatz zu Penny. Sie beharrte weiter darauf, dass es im Haus spukte, und dass er, Matt, ein Dummkopf war, weil er nicht auf sie hörte. Sie schwor Stein und Bein, dass bald irgendetwas Schlimmes passieren würde oder – wenn man es positiv sah – dass sie kurz davor waren zu beweisen, dass der Geist wirklich existierte. Und wenn das stimmte, brauchten sie sich nie wieder den Kopf darüber zu zerbrechen, woher sie das Geld für den Unterhalt des Hauses nehmen sollten. So zumindest sah es Penny.
Schließlich reiste das junge Brautpaar ab, und alles ging kurzfristig seinen gewohnten Gang, bis Penny wieder mit dem Thema anfing und
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