Das Geheimnis von Melody House
kennen Sie mich jetzt schon? Eine Ewigkeit, oder? Und war ich nicht immer Ihrer Meinung, dass dieses Gerede über Geister Blödsinn ist? Aber Sie müssen mir glauben – in diesem Zimmer ist irgendetwas. Es hat mich bedroht. Wirklich, Matt, ich habe es mir nicht eingebildet, es war real. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Kommen Sie mit, und schauen Sie selbst.”
Matt stieß einen tiefen Seufzer aus. Doch da die Beunruhigung in ihren Augen nicht zu übersehen war, willigte er zähneknirschend ein. “Also gut, Clara, sehen wir nach.”
Dicht hinter Matt folgte Clara ihm nach oben ins Lee-Zimmer, und wie Matt erwartet hatte, fanden sie dort nichts Ungewöhnliches.
Clara hob ihren Besen auf. “Ich stand hier.”
“Clara, vielleicht haben Sie gesehen, wie sich die Vorhänge im Wind bewegt haben. Die Balkontüren stehen offen.”
Clara straffte beleidigt die Schultern. Sie konnte Matt förmlich ansehen, wie sehr er sich zusammenreißen musste, um nicht die Geduld zu verlieren. “Ich kann sehr gut zwischen Vorhängen, die im Wind wehen, und einem Geist unterscheiden!”
Matt fuhr sich mit den Fingern durch sein dunkles Haar und schüttelte den Kopf. “Clara, ich weiß einfach nicht mehr, was ich dazu noch sagen soll. Da ist nichts.”
Clara schnaubte. “Ja, weil es jetzt weg ist. Aber es
war
da, Matt, ich schwöre es Ihnen. Warum glauben Sie mir nicht? Das ist wirklich nicht normal. Und wie lange ist es jetzt her, seit diese Braut mitten in der Nacht schreiend und splitternackt die Treppe runtergerannt kam? Noch gar nicht lange. Ich war zwar nicht dabei, als es passierte, aber ich habe genug darüber gehört.” Clara machte eine Pause und nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe. “Na ja, ich gebe schon zu, dass ich damals auch nur darüber gelacht habe, aber jetzt weiß ich, dass hier was nicht stimmt, Matt.”
“Hören Sie, Clara, Jeannie Thomas hat später zugegeben, dass sie an diesem Abend eine ganze Menge getrunken hatte. Und ihr Mann hat absolut nichts gesehen oder gehört, was am Ende noch dazu führte, dass sich die beiden in ihrer Hochzeitsnacht schrecklich gestritten haben. Jeannie wollte damals unbedingt dieses Zimmer haben, weil sie gehört hatte, dass es hier angeblich spukt. Begreifen Sie denn nicht, was das heißt? Die Braut wollte sich in ihrer Hochzeitsnacht richtig schön gruseln, und dann hat ihr ihre Fantasie einen Streich gespielt, mehr war es nicht. Jetzt kommen Sie schon, Clara! Sie sind doch eine vernünftige Frau. Tief innen drin wissen Sie doch, dass Sie sich die Sache nur eingebildet haben.”
“Nein, Matt, ich kündige.”
“Oh, Clara!”
Sie wusste, dass er es sich nicht leisten konnte, eine Angestellte zu verlieren.
“Hören Sie, ich mache Ihnen einen Vorschlag, Clara. Was halten Sie davon, wenn Sie bleiben, aber dieses Zimmer nicht mehr sauber machen. Wie wäre das?”
Sie überlegte einen Moment. “Wer macht es denn dann?”
“Wir werden Penny bitten, sich darum zu kümmern. Penny findet es großartig, dass es hier spukt. Und vielleicht trickst sie ja auch nur ein bisschen herum, weil sie sich doch so brennend ein echtes Gespenst wünscht. Oder vielleicht ist jemand … ach, was weiß denn ich … eingebrochen vielleicht, und hat hier irgendetwas aufgeführt.”
“Was denn?” fragte Clara ungläubig.
“Keine Ahnung”, brummte er ungehalten.
Clara stemmte wieder die Hände in die Hüften und fixierte ihn aus zusammengekniffenen Augen. “Und wer bitte schön sollte das sein? Wer würde denn die Frechheit besitzen, in das Haus des Sheriffs einzubrechen?”
“Ich weiß es nicht. Aber da Sie sich so sicher sind, dass hier jemand war, habe ich die Absicht herauszufinden, wer.”
Clara schüttelte den Kopf. “Nein, wir beide haben uns die ganze Zeit etwas vorgemacht, Matt. Es kann nämlich wirklich sein, dass es in diesem Haus spukt, und dieses Zimmer hier ist … bedrohlich!”
“Geister bedrohen keine Menschen, Clara.”
Clara schüttelte wieder energisch den Kopf und wirkte plötzlich sehr weise. “Nun, Mr. Matt, dazu muss ich leider sagen, dass das absolut nicht stimmt. Haben Sie noch nie von der Bell Witch aus Tennessee gehört? Angeblich soll sogar der alte Andrew Jackson vor ihr Angst gehabt haben. Sie hat die Leute an den Haaren gezogen, die Kinder herumgeschubst, und sie soll sogar den Tod des Hausherrn verschuldet haben. Sie wollen einfach nicht zugeben, dass nicht alles rational erklärbar ist und verschließen sogar vor Dingen, die in
Weitere Kostenlose Bücher