Das Geheimnis von Melody House
Blatt Papier mit ihrem persönlichen Briefkopf heraus und überlegte, was sie schreiben wollte. Doch dann hob sie wieder den Kopf. Es war eine herrliche Nacht. So klar, dass es sogar die dünne Mondsichel schaffte, die sanft geschwungenen Hügel draußen vor dem Fenster mit einem silbernen Glanz zu überziehen. Einen Moment lang zögerte sie. Da war so vieles, was sie verband
.
Ah, aber …
Sie war verraten worden. Von ihm! Er hatte sie verraten
.
Sie begann zu schreiben. Irgendwo in der Nähe wieherte ein Pferd. Ein Hund bellte. Sie schrieb weiter, ohne Notiz davon zu nehmen. Die Würfel waren gefallen
.
Dann …
Ein Geräusch
.
Darcy schrak aus dem Schlaf hoch. Das Gefühl, den Traum eines anderen Menschen zu träumen, diese Person zu
sein
, die Vergangenheit noch einmal zu erleben, fiel von ihr ab wie ein Mantel, den ihr jemand von den Schultern nahm.
Und dennoch war sie sich nicht sicher, was sie geweckt hatte. Sie schaute sich in dem dunklen Zimmer um. Hatte sie das Geräusch nur im Traum gehört?
Nein …
Sie zögerte, horchte in die Nacht, bis sie den Ton orten konnte.
Er kam vom Balkon.
Schritte, langsam, leise, zögernd.
Sie biss sich auf die Unterlippe und lauschte bewegungslos in die Dunkelheit. Gleich darauf schlug sie die Bettdecke zurück und stand leise auf. Lautlos huschte sie auf dem weichen Teppich zur offenen Balkontür. Vor den sich im Wind bauschenden Vorhängen blieb sie stehen und spähte nach draußen. Nichts. Nichts, nur der Mond am Himmel und ein sanfter Luftzug. Sie schlich hinaus, doch da war noch immer nichts.
Darcy runzelte die Stirn, stieß einen leisen Seufzer aus und trat an die Brüstung.
Dann hörte sie es wieder. Ein leises Geräusch … eine Art Schaben … dicht hinter ihr. Sie schickte sich an, sich umzudrehen.
Sie sah nur eine verschwommene Bewegung in der Dunkelheit. Gleich darauf spürte sie, wie ihr Kopf von einem harten Gegenstand getroffen wurde.
Der Schlag war jedoch nicht stark genug, um sie ohnmächtig werden zu lassen. Aber sie taumelte und ging mit einem Aufschrei in die Knie.
Sie hob eine Hand und betastete die Stelle, wo sie der Schlag getroffen hatte. Sie tat nicht besonders weh und blutete auch nicht. Noch während sie sich wieder aufrappelte, wurde die Balkontür neben ihrer aufgerissen.
Bekleidet mit Calvin-Klein-Boxershorts stand Matt vor ihr. Wütend starrte er sie an.
“Was um alles in der Welt machen Sie da?” fuhr er sie an.
Vermutlich wirkte sie wirklich etwas seltsam, wie sie da so derangiert und nur notdürftig bekleidet direkt vor seiner Balkontür stand. Sie trug heute keins der knielangen T-Shirts, die sie sonst oft im Bett anhatte, sondern lediglich ein dünnes, bodenlanges weißes Nachthemd ohne Ärmel und darunter einen Spitzenslip. Das Haar fiel ihr offen über die Schultern.
“Ich … da war irgendetwas hier draußen”, sagte sie.
Er zog eine Augenbraue hoch, lehnte sich leicht zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. “Ach ja, vielleicht wieder der Geist?”
“Ich glaube nicht.”
“Sie glauben nicht?”
“Nein, diesmal war es ein Mensch.”
Er musterte sie unverhohlen skeptisch und schüttelte leicht den Kopf, schien aber immerhin bereit, sich umzuschauen, denn er schritt an ihr vorbei den Balkon hinab. Als er um die Ecke in der Dunkelheit verschwand, verspürte sie ein seltsames Gefühl von Verlust, bei dem ihr ganz kalt wurde.
Darcy wartete scheinbar endlos, bis sie Matt von der anderen Seite schließlich zurückkommen sah.
“Ich kann niemanden entdecken”, sagte er höflich, aber schroff.
Verärgert stemmte sie die Hände in die Hüften. “Und was soll das heißen?
Sie
behaupten doch die ganze Zeit, dass hier ein Mensch seine Finger im Spiel hat. Warum werden Sie dann so wütend, wenn ich glaube, jemanden auf dem Balkon gehört zu haben?”
Jetzt wirkte sein Gesicht wieder wie in Stein gemeißelt, ein Gesichtsausdruck, den sie schon oft an ihm gesehen hatte. Er hatte die Arme immer noch vor der Brust verschränkt.
“Tut mir Leid. Aber ich habe nichts gehört. Und ich kann mich über mein Gehör nicht beklagen.”
“Auch wenn Sie schlafen?”
“Auch wenn ich schlafe.”
“Ihnen kann trotzdem etwas entgangen sein.”
“Alles ist möglich.”
“Freut mich zu hören, dass Sie das glauben.”
“Ich glaube, Ihnen gesagt zu haben, Sie sollen Ihre Balkontür nachts abschließen. Wenn ich hier nicht etwas total missverstehe, haben
Sie
die Gefahr wohl eher unterschätzt.”
Sie schwieg
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