Das Geheimnis von Melody House
wir sind dazu verdammt, die Finger von ihr zu lassen.”
“Hm. Er steht definitiv auf sie, daran gibt es keinen Zweifel”, sagte Clint.
“Wer?” fragte Penny.
Die beiden starrten sie verständnislos an.
“Matt”, sagten sie schließlich wie aus einem Mund.
“Oh.” Penny lehnte sich zurück.
“Dabei ist sie rothaarig”, sagte Clint, als ob das jedes Weiterdenken verbieten würde.
“Und groß noch dazu”, fügte Carter hinzu.
“Und gut gebaut”, ergänzte Clint.
“Atemberaubend geradezu”, präzisierte Carter. “Aber aus den beiden wird nichts”, mutmaßte Carter.
“Niemals”, stimmte Clint zu.
“Warum?” wollte Penny wissen.
“Na, weil sie an Gespenster glaubt”, erklärte Clint mit einem breiten Grinsen. “Matt ist stur wie ein Maulesel. Matt ist viel zu rational, um so etwas je akzeptieren zu können. Ich dagegen bin charmant … und offen.”
“Himmel, das kann doch nicht wahr sein”, sagte Carter kopfschüttelnd. “Trotzdem fährt Matt auf sie ab, das sieht selbst ein Blinder, mein Lieber”, klärte er Clint auf. “Und das kann eine ganze Weile anhalten.”
“Ja, bei Lavinia hat es auch eine Weile gedauert.”
“He, wir sind am Anfang alle auf sie abgefahren.”
“Lavinia war ein Biest”, mischte sich Penny ein.
“Ja, schon, aber sie hat es geschafft, uns erst mal allen den Kopf zu verdrehen”, sagte Clint sarkastisch.
“Mir nie!” widersprach Penny trotzig. “Und sie hatte nicht das Format, um Matt zu halten.”
“Na ja, wenn ein Partner fremdgeht, ist das nie besonders gut für eine Ehe”, brummte Clint.
“Ich glaube, das war ihm damals schon egal”, sagte Penny.
“Trotzdem irgendwie unheimlich – zwei Rothaarige”, bemerkte Clint.
“Von denen die eine ein Biest und die andere eine Hellseherin ist”, amüsierte sich Carter. “Wirklich, Clint, ich könnte mir vorstellen, da kommen wir auch noch zum Zug.”
“Ja, weil Matt sich todsicher nicht wirklich auf sie einlässt”, stimmte Clint zu. “Mir dagegen würde es absolut nichts ausmachen, wenn meine Frau regelmäßig mit der Geisterwelt Kontakt aufnähme. Ganz im Gegenteil, ich würde dem Himmel danken, dass er sie mir geschickt hat.”
“Wirklich?”
Beim Klang von Matts Stimme zuckten alle zusammen. Penny sprang so schnell auf, dass sie fast ihren Stuhl umwarf. “Matt! Ich dachte, Sie sind längst im Büro! Ich habe Sie noch nie um diese Zeit zu Hause gesehen!” sagte Penny bemüht, die Spannung aus dem Raum zu nehmen.
Mit rotem Kopf schaute Clint auf sein Muffin. “Aber sie ist eine Hellseherin”, murmelte er, als ob das alles erklärte.
“Irgendwas Neues über den Schädel?” wechselte Carter das Thema.
“Das erfahre ich, wenn ich im Büro bin.”
“Wir wissen doch sowieso, dass er dem armen unglücklichen Mädchen von anno dazumal gehört”, sagte Carter.
“Gut möglich”, stimmte Matt zu. “Aber das hätte ich gern Schwarz auf Weiß.” Matt drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
“Irgendwie ist es wirklich unheimlich”, brummte Clint.
“Ach, jetzt hören Sie schon auf, was soll daran denn unheimlich sein?” fragte Penny.
“Na ja, es stimmt doch, wir haben alle Leichen im Keller, und ich möchte nicht wissen, was passiert, wenn man erst mal in den alten Geschichten herumbohrt”, erwiderte Clint.
Als Matt das Sheriffbüro betrat, saß Shirley Jamison wie immer an ihrem Schreibtisch neben der Tür. Sie lächelte ihn an und war offensichtlich nicht allzu überrascht darüber, dass er so spät kam. Seine Nachtschicht hatte sich wohl bereits herumgesprochen.
“Hi!” Shirley war eine schlanke attraktive Frau in ihren Dreißigern, deren Freundlichkeit von Herzen kam. Sie liebte ihren Beruf, ihren Mann und ihre beiden süßen Kinder. Sie war in Stoneyville geboren und hatte nie auch nur den geringsten Wunsch verspürt, irgendwo anders zu leben.
“Guten Morgen.”
“Guten Morgen. Ich habe noch gar nicht mit Ihnen gerechnet”, sagte sie munter. “Aber ich wollte eben versuchen, Sie zu Hause zu erreichen. Digger hat angerufen.”
Digger hieß mit bürgerlichem Namen Darrell Jordy und arbeitete als Anthropologe im Smithsonian Museum in D.C. Er war einer aus dem Team, der von sämtlichen Polizeistationen aus dem ganzen Bundesstaat ebenso wie vom FBI Knochenfunde zur Untersuchung bekam.
“Und?”
Shirley zuckte mit den Schultern. “Genau was Sie dachten. Der Karbontest hat ergeben, dass der Schädel über zweihundert Jahre alt ist.
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