Das Geheimnis von Melody House
sagte: “Als echter Gentleman gebe ich mich geschlagen.”
“Zu gütig”, erwiderte Darcy ironisch.
Sie lehnten sich gegen den Billardtisch und tranken einen Moment schweigend ihr Bier. “Was machen Sie eigentlich so, Clint? Ich meine beruflich.”
Er lachte auf. “Ah, haben Sie auch schon gemerkt, dass ich nichts weiter bin als ein erbärmlicher Taugenichts, der auf den Großmut eines wesentlich verantwortungsbewussteren Verwandten angewiesen ist”, gab er zurück.
“So habe ich es nicht gemeint”, protestierte sie.
“Schon gut, schon gut.” Clint hob beschwichtigend die Hände. “Wissen Sie, eigentlich arbeite ich schon seit geraumer Weile sehr intensiv an einem Projekt, das noch ein bisschen Zeit braucht, aber sagen Sie es nicht weiter, okay?”
“Das kann ich ja wohl auch schlecht, wenn Sie mir nicht mehr darüber verraten”, gab Darcy zurück.
“Hm.” Er musterte sie. “Gedanken lesen können Sie also nicht?”
“Nein. Ich kann zwar gewisse Dinge spüren, aber Gedanken lesen kann ich nicht”, erklärte sie.
Sein Grinsen wurde breiter. “Das ist gut.”
“Warum?”
“Weil Sie sonst wahrscheinlich oft Ohrfeigen verteilen würden, wenn Sie wüssten, was den Leuten bei Ihrem Anblick alles so durch den Kopf geht.”
“Ich nehme es als ein Kompliment.”
“So ist es auch gemeint.” Dann flüsterte er ihr ins Ohr: “Was glauben Sie wohl, was der alte Matt hier will?”
“Ein schönes kühles Bier trinken.”
“Mir scheint eher, er will Sie nicht aus den Augen lassen.”
“Mir scheint, er würde es vorziehen, mich überhaupt nicht mehr sehen zu müssen.”
Clint schüttelte den Kopf. “Ganz falsch. Sie sind ihm unter die Haut gegangen. Mächtig. Er ist nur so ein Idiot. Was meinen Sie, sollen wir ihn ein bisschen eifersüchtig machen?”
Darcy lächelte. “Nein, aber trotzdem danke.”
“Er ist ganz verrückt nach Ihnen. Der alte Hornochse kann es sich nur nicht eingestehen.”
Sie schüttelte langsam den Kopf. “Vielleicht fühlt er sich vorübergehend von mir angezogen, aber mehr ist es nicht.”
“Woher wollen Sie das so genau wissen?”
“Er kommt einfach nicht mit mir zurecht.”
Clint überlegte einen Moment. “Ja, aber nur, weil er Angst um Sie hat.”
“Warum sollte er Angst um mich haben?”
“Darcy, Sie hätten ihn gestern Abend sehen sollen. Ich meine, das war für uns alle schon verdammt unheimlich. Und heute Nachmittag war es noch schlimmer.”
Ohne zu antworten trank sie einen langen Schluck von ihrem Bier.
“Sagen Sie, Darcy”, fuhr er fort, “ist es eigentlich schon mal passiert, dass jemand aus der Hypnose nicht mehr aufgewacht ist?”
“Nicht dass ich wüsste.”
“Aber genau wissen tun Sie es nicht?”
“Nein. Allerdings würde ich mich nie von jemand anderem als von Adam hypnotisieren lassen. Ich vertraue ihm vorbehaltlos. Deshalb … wir verabreden ein Codewort, und sobald er es sagt, wache ich auf.”
“Heute nicht.”
“Was meinen Sie damit?”
“Sie haben erst beim zweiten Mal reagiert.”
“Wahrscheinlich hat er nicht laut genug gesprochen.”
“Doch, es war laut”, gab Clint zurück. “Wirklich, Darcy, ich bewundere Ihre Entschlossenheit, aber … vielleicht sollten Sie von diesem Fall doch lieber die Finger lassen. Was ist, wenn doch mal irgendwas schief geht? Heute musste man fast Angst haben, dass Sie … dass Sie sterben.”
“Ich lebe aber noch.”
“Trotzdem, Darcy”, drängte er. “Warum haben Sie sich ausgerechnet diesen Job ausgesucht?”
“Warum gehen Leute zur Polizei oder zur Feuerwehr? Und was ich tue, ist längst nicht so gefährlich.”
Clint atmete tief aus und schaute sie kopfschüttelnd, aber auch irgendwie bewundernd an. “Ich mag Sie, Darcy, auch wenn Sie mindestens genau so dickköpfig sind wie Matt.”
Darcy ging nicht weiter darauf ein, sondern fragte stattdessen: “Aber jetzt sagen Sie doch mal, Clint, was erhoffen Sie sich vom Leben?”
“Ich glaube, ich werde es sehr bald bekommen”, erwiderte er vage.
“Das ist keine Antwort”, stellte sie trocken fest.
“Ich fürchte, dass es mir Unglück bringt, wenn ich es jemandem erzähle”, sagte er lachend. “He, ich bin aber nicht der Faulpelz, für den Sie mich halten. Fragen Sie Matt. Penny kümmert sich um den Haushalt und veranstaltet Spendenessen und ihre Führungen. Matt ist der Sheriff. Er ist derjenige, der den Hut aufhat, das ist ja klar. Und dann ist da noch Sam, der sich um das Grundstück kümmert. Aber was
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