Das Geheimnis von Melody House
zur Tür.
“Adam”, sagte Darcy plötzlich.
“Was ist?”
“Was hast du eigentlich da draußen auf dem Balkon gemacht?”
“Oh … nichts. Mich nur kurz umgeschaut.”
“Warum?”
“Ich hatte geglaubt, etwas gehört zu haben, als du in Trance warst. Aber ich konnte nichts finden. Wahrscheinlich waren es nur Vögel oder ein Eichhörnchen. Himmel, vielleicht gibt es in diesem alten Kasten ja sogar Ratten.”
“Reizender Gedanke”, sagte Darcy.
“Hm. Sag mal, was machen sie eigentlich, wenn sie in diesen alten Häusern wirklich Ratten haben?”
“Fallen aufstellen”, gab Darcy zurück. “Oder sie holen einen Kammerjäger. Oder sie schaffen sich eine Katze an.”
“Eine Katze! Richtig.”
“Was …”
“Oh, ich habe nur laut gedacht”, sagte er. “Aber jetzt komm, ich bin schon sehr gespannt auf das Wayside Inn, das Wohnzimmer von Stoneyville.”
Wie sich herausstellte, hatten bis auf Matt, der verschwunden war, alle Lust auf einen außerplanmäßigen Ausflug.
Clara Issy ließ sofort die Wäsche liegen, die sie gerade bügelte, und Carter überließ seine Aktien bereitwillig sich selbst. Sogar der alte Sam schloss sich ihnen an.
Als die Truppe im Wayside Inn ankam, herrschte dort Hochbetrieb. Eine Band spielte eine Mischung aus Rock und Country, und an den Billardtischen drängten sich die Leute. Mae und ein paar jüngere Kellnerinnen hatten alle Hände voll zu tun. Carter forderte Darcy zu einer Runde Poolbillard heraus. Wahrscheinlich glaubte er, sie innerhalb kürzester Zeit zu schlagen, was allerdings ein großer Irrtum war, wie sich bald herausstellen sollte.
David Jenner spielte ebenfalls gerade an einem der Tische, und Delilah Dey schaute von der Bar aus zu. Da David den Tisch hielt, schlug Darcy eine Partie zu viert vor. Sie wollte mit David spielen, während Carter und Delilah ein Team bilden sollten.
Darcy hatte schon befürchtet, von der Hypnose noch ein bisschen mitgenommen zu sein, doch diese Sorge war überflüssig. Sie versenkte drei Kugeln nacheinander, und nach ein paar Minuten konnten sie und David sich als stolze Sieger präsentieren.
“Jetzt bin ich dran!” sagte Clint.
“Wer gegen wen?” fragte Carter.
“Darcy gegen mich”, gab Clint zurück.
Durch die Bar ging ein lautes “Ooooh!”
Darcy lachte, während sie spürte, wie ihr Ehrgeiz von neuem erwachte.
“Um was spielen wir?”
“Lassen Sie mich nachdenken”, gab Clint zurück und gleich darauf grinste er. “Okay. Sie und ich. Wir gehen essen – hier oder woanders. Und anschließend ins Kino.”
“Halt die Ohren steif, Darcy”, rief Adam.
“Machen Sie sich schon mal auf eine Niederlage gefasst”, warnte Darcy Clint.
“Warten wir’s ab. So leicht ist der Süden nicht unterzukriegen”, scherzte er.
Sie grinste und rieb ihren Queue mit Kreide ein.
Clint war eindeutig ein stärkerer Gegner, und die Partie schien eine Ewigkeit zu dauern. Die ganze Kneipe hielt den Atem an, und sogar die Band legte eine Pause ein, um den beiden bei ihrem konzentrierten Spiel zuzuschauen.
Darcy war mit dem Herzen voll und ganz dabei und genoss die Herausforderung, gerade weil Clint so gut spielte. Die erste Partie ging schließlich an Darcy, die zweite an Clint.
Bei der entscheidenden dritten hatte Darcy den Anstoß und die Partie verlief ziemlich gleichberechtigt, bis Darcy plötzlich merkte, dass etwas sie ablenkte.
Schon wieder hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden.
Allerdings schienen diese Blicke sehr real … und seltsam vertraut.
Sie zögerte, richtete sich auf und schaute sich um.
Zu ihrer Überraschung saß Matt an der Bar. Allerdings war er der Einzige im Raum, der sie
nicht
beobachtete. Er stand zwischen Adam und Penny am Tresen und redete gerade mit Mae.
“Ms. Tremayne …?” drängte Clint grinsend.
“Sie denken, jetzt haben Sie mich, was?” sagte sie.
“Ich denke, Sie sitzen ziemlich in der Klemme”, gab er zurück.
“Schach – aber noch nicht schachmatt”, meinte Darcy kokett.
Sie wollte sich von Matt nicht den Spaß verderben lassen und konzentrierte sich wieder aufs Spiel. Mit Erfolg, denn es dauerte nicht lange, und der Sieg war ihrer.
Lächelnd schaute sie sich um. Adam zwinkerte ihr mit gehobenem Daumen von der Theke aus zu, Matt hingegen stand immer noch mit dem Rücken zu ihr.
Clint lehnte sein Queue an die Wand und ging weg, aber es dauerte nicht lange, bis er, in jeder Hand ein Bier, zurückkam. Er hielt ihr eine Flasche hin, dann stieß er mit ihr an und
Weitere Kostenlose Bücher