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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Tee kochen.»
    «Freilich, das ist anstrengend», bemitleidete der Inspektor sie. «Doch wollen Sie jetzt bitte Mrs Gardner sagen, dass mich Mr Kirkwood hergeschickt hat, Betty.»
    Betty verschwand, und nach wenigen Minuten erschien eine große, recht imposant aussehende Frau im Türrahmen. Das glatte schwarze Haar, das an den Schläfen weiß schimmerte, trug sie straff aus der breiten Stirn zurückgekämmt.
    «Sie kommen von Mr Kirkwood?»
    «Nicht ganz, Mrs Gardner, obwohl ich es Ihrem Mädchen so darstellte. Ihr Bruder, Captain Trevelyan, wurde gestern nachmittag ermordet, und ich bin Kriminalinspektor Narracott, mit der Aufklärung des Falls betraut.»
    Mrs Gardner musste über eiserne Nerven verfügen, denn sie kniff nur die Augen ein wenig zusammen, zog hörbar die Luft ein und bat dann den Inspektor, Platz zu nehmen.
    «Ermordet!», sagte sie, nachdem sie sich gleichfalls gesetzt hatte. «Wie merkwürdig! Wer in aller Welt kann Joe ermordet haben?»
    «Genau das hoffe ich herauszufinden, Mrs Gardner.»
    «Natürlich. Vielleicht vermag ich Ihnen dabei irgendwie zu helfen, aber ich bezweifle es eher. Mein Bruder und ich haben in den letzten zehn Jahren wenig voneinander gesehen. Ich weiß nichts von seinen Freunden oder von sonstigen Beziehungen, die er angeknüpft hat.»
    «Betrachten Sie die Frage bitte nicht als Zudringlichkeit, Mrs Gardner: Hatten Sie und Ihr Bruder sich entzweit?»
    «Nein. Entfremdet – das Wort würde unser Verhältnis besser kennzeichnen. Ich will Sie nicht mit Familienkram langweilen, Inspektor, aber es trägt zur Klärung bei, wenn ich Ihnen sage, dass mein Bruder meine Heirat missbilligte. Wahrscheinlich sind Brüder selten mit der Wahl ihrer Schwestern einverstanden. Aber sicher verhalten sie sich im Allgemeinen nicht so nachtragend, wie Joe es tat. Während er, wie Sie vielleicht wissen, ein großes Vermögen von einer Tante erbte, heirateten wir beiden Schwestern arme Männer, und als mein Mann schwer kriegsbeschädigt von der Front heimkehrte, würde uns eine kleine Unterstützung sehr, sehr geholfen haben. Sein Zustand hätte durch Bäderkuren und durch fortgesetzte ärztliche Behandlung vielleicht gebessert werden können, was so, da mein Bruder mir ein Darlehen verweigerte, unterbleiben musste. Joe war natürlich völlig berechtigt, meine Bitte abzuschlagen, doch seitdem haben wir uns nur noch selten gesehen und uns auch kaum geschrieben.»
    Aufmerksam lauschte Narracott diesem klaren Bericht.
    Eine Frau, aus der man nicht recht klug wurde! Sie erschien unnatürlich ruhig, war unnatürlich schnell mit dem Aufzählen von Tatsachen bei der Hand. Dem Inspektor entging es auch nicht, dass sie ungeachtet der zur Schau getragenen Überraschung mit keinem Wort nach den näheren Umständen des Verbrechens fragte, und das kam ihm geradezu ungeheuerlich vor.
    «Ich weiß nicht, ob Sie hören möchten, was sich in Exhampton wirklich zutrug», begann er unsicher.
    Sie zog die starken Augenbrauen zusammen.
    «Muss ich es hören? Mein Bruder wurde getötet, schmerzlos – hoffe ich.»
    «Ganz schmerzlos, glaube ich mit Fug und Recht sagen zu können.»
    «Dann ersparen Sie mir bitte abstoßende Einzelheiten.»
    Unnatürlich! dachte Narracott. Zweifellos unnatürlich!
    Als ob sie seine Gedanken gelesen hätte, gebrauchte sie das nämliche Wort, das ihm soeben durch den Kopf gefahren war.
    «Vermutlich finden Sie das sehr unnatürlich, Inspektor, aber – ich habe genug über Gräuel gehört. Mein Mann hat mir in seinen schlimmsten Krisenzuständen Dinge erzählt…» Sie schauderte zusammen. «Wenn Sie näheren Einblick in mein Leben hätten, würden Sie mich eher verstehen.»
    «Zweifellos, Mrs Gardner. Ich bin eigentlich auch nur deshalb zu Ihnen gekommen, um zu erfahren, wie viele lebende Verwandte Ihr Bruder außer Ihnen noch hatte.»
    «Nähere Verwandte? Nur die Pearsons. Die Kinder meiner Schwester Mary.»
    «Und die heißen?»
    «James, Sylvia und Brian.»
    «James?»
    «Er ist der älteste und bei einer Versicherungsgesellschaft angestellt.»
    «Wie alt?»
    «Achtundzwanzig.»
    «Verheiratet?»
    «Nein, aber verlobt. Mit einem sehr netten Mädchen, soviel ich hörte. Ich habe seine Verlobte bisher noch nicht kennen gelernt.»
    «Wissen Sie seine Adresse?»
    «Cromwell Street 21, London SW 3.»
    Narracott schrieb sie in sein Notizbuch, während Mrs Gardner fortfuhr: «Sylvia ist mit Martin Dering verheiratet, der als Schriftsteller ziemlich erfolgreich ist.»
    «Vielen Dank, Mrs

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